Grevesmühlen: Weitere Optionen für Flüchtlings-Unterkünfte gesucht
In Grevesmühlen haben sich elf Bürgermeister aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg mit Landrat Tino Schomann (CDU) getroffen. Sie sprachen darüber, wie Flüchtlinge im Kreis solidarischer verteilt werden können. Die Sitzung wurde von Protesten begleitet.
In Upahl im Landkreis Nordwestmecklenburg entsteht ein Containerdorf für bis zu 400 Flüchtlinge. Aber auch das wird nach Einschätzung der Kreisverwaltung in absehbarer Zeit ausgelastet sein. Landrat Tino Schomann (CDU) rechnet damit, dass die Unterbringung Ende April voll sein wird. Deshalb hat er mit Bürgermeistern und Amtsvorstehern über die Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis beraten. Einen Beschluss hat es bei dem Treffen in Grevesmühlen nicht gegeben. Es soll aber nach Liegenschaften gesucht werden, um dauerhafte Gemeinschaftsunterkünfte zu bauen.
Entlastung für Upahl
Damit solle auch die Möglichkeit geschaffen werden, Upahl nach einem Jahr abzubauen, so Schomann am Abend. Perspektiven für andere Flächen würden im Lauf der nächsten Woche geprüft und am 20. Februar bei einem weiteren Treffen in derselben Runde vertieft. Upahls Bürgermeister Steve Springer sagte, er gehe mit dem Gefühl aus dem Gespräch, Upahl werde nicht allein gelassen.
Proteste in Grevesmühlen
Am Rande der nicht-öffentlichen Kreis-Ausschusssitzung hatten sich rund 550 Menschen zur friedlichen Demonstration versammelt. Sie forderten auf Transparenten, dass an der Entscheidung zum bereits laufenden Bau der Containerunterkunft in Upahl noch etwas geändert wird. Das aber hatte der Landrat schon vor dem Treffen ausgeschlossen.
Die Polizei ermittelt gegen einen 41-jährigen Mann aus dem Landkreis. Er soll bei der Versammlung in Grevesmühlen einen Hitlergruß gezeigt haben. Auf die kurzfristige Ankündigung im 500-Einwohner-Dorf Upahl 400 Geflüchtete unterzubringen, hatte es schon in den vergangenen Wochen heftige Reaktionen der Bürger gegeben.
Verständnis für Entscheidung, aber auch für Protestierende
Im Rahmen des Treffens zeigten sich einige Bürgermeister wenig überrascht von der heftigen Reaktion der Bürger in Upahl: "Also wenn man das in den letzten Jahren verfolgt hat, dann kann das nicht überraschen. Das ist im Moment nun mal so, wie die Gesellschaft reagiert und das macht sie nicht erst seit Upahl, das macht sie seit Jahren. Upahl könnte genauso auch in Neukloster sein oder in Glasin oder Zurow sein", so Neuklosters Bürgermeister Frank Meier (parteilos).
Lars Prahler (parteilos), Bürgermeister von Grevesmühlen, verteidigte Landrat Schomanns Entscheidung für die Gemeinschaftsunterkunft in Upahl. Dieser habe gar keine andere Möglichkeit gehabt. "Er hat sich nicht Upahl ausgesucht, weil er meinte, Upahl ist besonders geeignet. Nein, es liegt einfach daran, dass er dort die Flächen zur Verfügung hat." In Upahl gehört das Grundstück einer Gesellschaft des Kreises selbst.
Transparente Prozesse und Ausbau der Infrastruktur gefordert
Für die Zukunft forderten die Stadtoberhäupter transparente Prozesse bei der Schaffung von Gemeinschaftsunterkünften. Notwendig seien Gesamtkonzepte, die beispielsweise Aspekte wie die ärztliche Versorgung, Beschäftigung, Bildung oder öffentliche Verkehrsmittel für Geflüchtete berücksichtigen. Freie bestehende Immobilien für die Unterbringung seien im prosperierenden - im stetig wachsenden - Kreis ohne nennenswerte Liegenschaften wie Kasernen oder ähnlichem Mangelware. Schnell verfügbar seien oftmals nur Flächen in Gewerbegebieten.