Muhamed aus Syrien - Integration als Erfolgsgeschichte
Vom syrischen Kriegsflüchtling zur Fachkraft in der IT-Branche und zum engagierten Ehrenamtler: eine Integrationsgeschichte, die erfolgreicher kaum sein könnte. Dass Muhamed Alahmed in Mecklenburg-Vorpommern so gut angekommen ist, das ist Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen.
Im Jahr 2016 beantragen mehr als 750.000 Menschen Asyl in Deutschland - so viele wie nie zuvor. Mehr als ein Drittel von ihnen sind Geflüchtete aus Syrien. Unter ihnen viele junge Menschen, die auf sich allein gestellt sind - einer von ihnen ist Muhamed Alahmed. Der damals 21-Jährige kommt über Umwege aus Aleppo nach Schwerin. Da herrscht in Syrien bereits seit fünf Jahren Bürgerkrieg. Muhameds Eltern wollen nicht, dass er in den Krieg ziehen muss und schicken ihn fort. Viel mitgenommen hat er nicht, doch seine Ziele sind klar: "Irgendwann eigenständig sein, mich allein versorgen können, ohne Hilfe von irgendjemandem zu bekommen. Und natürlich auch erfolgreich werden im Beruf."
Gewinn für den Ausbildungsbetrieb
Vor dem Beruf kommt die Ausbildung und die hat Muhamed noch nicht. Aber sein syrisches Abitur ist so gut, dass es in Deutschland anerkannt wird. Sogar ein Studium wäre damit möglich gewesen. Muhamed aber will eine Lehre zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung machen. Er lernt Deutsch und bekommt das nötige Zertifikat "Sprachniveau B1". Es ist Voraussetzung für einen Ausbildungsstart. Der Spracherwerb gilt als Schlüssel für eine gelingende Integration.
Sprachlich braucht Muhamed da trotzdem noch Unterstützung. Das merkt Holger Franck, Chef der Firma Bergwerk IT, schon beim Bewerbungsgespräch: "Man musste immer ein bisschen gucken, hat er das jetzt verstanden oder sagt er nur einfach ja, weil er es verstehen und keine Schwierigkeiten machen wollte." Das habe Franck im Team klar kommuniziert und beschlossen, Muhamed aufzubauen. Mit Erfolg, sagt Franck: "Mittlerweile gibt er uns viel, viel mehr zurück als wir ihm als Starthilfe gegeben haben." Die IT-Firma hat mit ein wenig mehr Energie eine neue Fachkraft dazugewonnen. Nach der Lehre folgt eine Weiterbildung zum IT-Businessmanager. Mittlerweile hat sich Muhamed zum Projektleiter hochgearbeitet und ist auch deutscher Staatsbürger.
Leben mitten unter Einheimischen
Wenn es nach den Behörden gegangen wäre, hätte Muhamed Alahmed nach seiner Ankunft auf den Großen Dreesch ziehen sollen - in das Plattenbaugebiet Schwerins. Sein Chef Holger Franck hatte aber eine bessere Idee und ihn kurzerhand zu sich in die Schweriner Schelfstadt geholt: "Ich will lieber, dass er nah dran ist. Dann ist er bei uns oben mit den Kindern in eine Wohnung reingegangen und wir haben das zusammen hingekriegt." Möglicherweise war das ein entscheidender Punkt. Geflüchtete bleiben häufig unter sich - oft auch gezwungenermaßen. Muhamed allerdings hat sich ein Netzwerk aufbauen, sein Deutsch schnell verbessern und die Schweriner näher kennenlernen können - eben weil er mitten unter ihnen lebt.
Engagement fürs Gemeinwohl
"Wenn man gerade in einem Land angekommen ist, muss man mit Einheimischen Kontakt haben, damit man Deutsch lernt", erklärt Muhamed. Diese sozialen Kontakte erst einmal aufzubauen, sei gar nicht so einfach. Doch wenn der Anfang erst einmal gemacht ist, entstünden mehr und mehr Bekanntschaften, zum Teil Freundschaften und gemeinsame Ideen. Die von einem gemeinnützigen Verein samt Online-Plattform ist Wirklichkeit geworden - der Name: tanteemmaladen24.de. Muhamed hat sie programmiert. Über die Seite können regionale Händler sich und ihre Produkte präsentieren - kostenlos.
Die Idee hat für Muhamed einen ernsten Hintergrund: "In letzter Zeit - vor allem durch die Corona-Zeit - mussten viele Händler zumachen oder es steht auf der Kippe, ob sie es schaffen oder nicht. Viele meiner Freunde haben auch einen kleinen Laden und ich weiß ganz genau, die würden eine ähnliche Krise nicht noch einmal überleben." Händler, die die Online-Plattform nutzen, tun nebenbei auch etwas Gutes. Denn die Verkaufsgebühr - sieben Prozent vom Erlös - geht direkt an gemeinnützige Vereine, beispielsweise an die Tafel. Muhamed Alahmed will sich einbringen, er ist angekommen in Mecklenburg-Vorpommern.