Loitz: Hitzige Diskussion über Flüchtlingsunterkunft

Stand: 27.01.2023 16:08 Uhr

In Loitz haben am Mittwochabend rund 200 Bürger mit dem Kreis Vorpommern-Greifswald über die Flüchtlingsunterkunft im Ort diskutiert. Vorausgegangen war ein Brief an die Stadt und den Landkreis, in dem die Verfasser mehr Sicherheit in Loitz fordern.

In Loitz (Landkreis Vorpommern-Greifswald) gibt es seit geraumer Zeit Unmut darüber, dass die ehemalige Grundschule im Ort aktuell als Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete genutzt wird. Über die sozialen Medien hat sich die Stimmung weiter aufgeheizt. In einem offenen Brief an die Stadt und den Landkreis wurde zudem mehr Sicherheit in der Stadt gefordert. In dem Brief war von einem vermeintlichen Angriff eines Asylbewerbers auf ein Kind die Rede. Am Freitag stellte die Polizei klar, dass sich das Mädchen die vermeintliche Nötigung nur ausgedacht hatte.

Weitere Informationen
Geflüchtete aus der Ukraine stehen mit ihrem Gepäck vor den Gebäuden eines Flüchtlingsheims (Symbolbild). © dpa Foto: Henning Kaiser

Flüchtlingssituation: Vorpommern-Greifswald an Belastungsgrenze

Die Gemeinschaftsunterkünfte im Landkreis seien komplett belegt. Landrat Michael Sack (CDU) fordert Unterstützung von Land und Bund. mehr

Aufgebrachte Stimmung

Am Mittwochabend hatte der Landkreis zu einem Gespräch eingeladen. Von den 200 Teilnehmern der Veranstaltung kam der überwiegende Teil aus Loitz und Umgebung. Viele von Ihnen zeigten sich besorgt. Aber auch Leute der Querdenker-Szene und Rechtsextremisten wie zum Beispiel Vertreter der sogenannten "Arischen Bruderschaft" nahmen an der Veranstaltung in der Regionalen Schule in Loitz teil. Die Stimmung war aufgebracht und laut. Immer wieder mussten Teilnehmer von der Polizei hinausgebracht werden, weil sie beleidigten oder drohten und so die Veranstaltung wiederholt gestört hatten. Bürger, die an einem friedlichen und konstruktiven Austausch interessiert waren, kamen kaum zu Wort.

Sprechstunden für Bürgerinnen und Bürger geplant

Vize-Landrat Dietger Wille (CDU) betonte mehrmals, er stehe "mit dem Rücken zur Wand". Es gebe derzeit kaum noch geeignete Unterbringungsmöglichkeiten im Kreis. Wille kündigte an, Sprechstunden im Rathaus anzubieten, in denen Bürgerinnen und Bürger ihre Ängste schildern können. Einer Forderung wurde inzwischen auch schon nachgekommen: In Loitz leuchten die Straßenlaternen abends nun länger.

Videos
Jana Michael, Integrationsbeauftragte der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern © dpa Foto: Bernd Wüstneck
6 Min

NDR MV Live: Entsetzen über Bürgerdiskussion - sind Flüchtlinge in Loitz noch willkommen?

Bei der Bürgerdiskussion zur Flüchtlingsunterkunft in Loitz wurden auch Vorurteile und auch Beleidigungen geäußert. Die Landes-Integrationsbeauftragte Jana Michael ist entsetzt. 6 Min

Entsetzen bei der Integrationsbeauftragten

Die Integrationsbeauftragte des Landes, Jana Michael, ist über die Vorkommnisse bei der Bürgerversammlung in Loitz entsetzt. Sie war am Abend selbst vor Ort. Es hätte Rassismus, Antisemitismus und unglaubliche Aussagen gegeben. Michael zeigt im Interview mit NDR MV Live Verständnis für die Sorgen gerade von Eltern, macht sich selbst aber auch Sorgen um die geflüchteten Menschen. Sie bräuchten Hilfe, um schwierige Situationen zu verstehen und zu sehen, dass nicht alle Menschen in Deutschland so sind, sagt die Integrationsbeauftragte. Auch in Loitz waren "normale Menschen", die offen reden wollten, lauter waren aber die "Rechtsorientierten", so Michael.

Angebote für friedliches Zusammenleben

Michael fordert Präventionsprogramme, um zu beruhigen und auch schon in Schulen und Kitas aufzuklären. Das Problem sei grundsätzlich vielschichtig und hätte seine Ursachen auch in der Vergangenheit. Angebote an die Bürger seien nun wichtig, um ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen.

Weitere Informationen
Straße in Loitz © NDR Foto: NDR

Loitz: Vermeintliche Nötigung eines Mädchens nur ausgedacht

Ein vermeintlicher Übergriff auf ein Mädchen in Loitz hat nie stattgefunden. Das stellte die Polizei nun klar. Der Fall hatte die Diskussion um die Flüchtlings-Unterbringung angeheizt. mehr

Geflüchtete aus der Ukraine stehen mit ihrem Gepäck vor den Gebäuden eines Flüchtlingsheims (Symbolbild). © dpa Foto: Henning Kaiser
2 Min

Loitz: Hitzige Diskussion über Flüchtlingsunterkunft

In Loitz haben am Mittwochabend rund 200 Bürger mit dem Kreis Vorpommern-Greifswald über die Flüchtlingsunterkunft im Ort diskutiert. Vorausgegangen war ein Brief an die Stadt und den Landkreis, in dem die Verfasser mehr Sicherheit in Loitz fordern. 2 Min

Bei einer Demonstration wird ein größeres Schild mit Forderungen aus der Menge empor gehalten. © Screenshot

Grevesmühlen: Demonstration gegen Gemeinschaftsunterkunft

Die Unterkunft für Asylbewerber und Geflüchtete soll im benachbarten Upahl entstehen. mehr

Bei einem Vor-Ort-Termin wird eine neue Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Rostock-Marienehe vor ihrer Eröffnung vorgestellt. © Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Rostock: Containerdorf für Flüchtlinge kurz vor Bezug

Im Stadtteil Marienehe sollen bis zu 120 Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und der Ukraine untergebracht werden. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 26.01.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Das chinesische Schiff "Yi Peng 3" - aufgenommen von einer Webcam an der Brücke über den Großen Belt © https://storebaelt.dk/ Foto: https://storebaelt.dk/

Dänemark zu möglicher Kabel-Sabotage in Ostsee: "Nehmen das sehr, sehr ernst"

Dänische Behörden haben einen chinesischen Frachter gestoppt. Er steht im Verdacht, die Datenkabel beschädigt zu haben. China betont, sich an Regeln zu halten. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?