Loitz: Hitzige Diskussion über Flüchtlingsunterkunft
In Loitz haben am Mittwochabend rund 200 Bürger mit dem Kreis Vorpommern-Greifswald über die Flüchtlingsunterkunft im Ort diskutiert. Vorausgegangen war ein Brief an die Stadt und den Landkreis, in dem die Verfasser mehr Sicherheit in Loitz fordern.
In Loitz (Landkreis Vorpommern-Greifswald) gibt es seit geraumer Zeit Unmut darüber, dass die ehemalige Grundschule im Ort aktuell als Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete genutzt wird. Über die sozialen Medien hat sich die Stimmung weiter aufgeheizt. In einem offenen Brief an die Stadt und den Landkreis wurde zudem mehr Sicherheit in der Stadt gefordert. In dem Brief war von einem vermeintlichen Angriff eines Asylbewerbers auf ein Kind die Rede. Am Freitag stellte die Polizei klar, dass sich das Mädchen die vermeintliche Nötigung nur ausgedacht hatte.
Aufgebrachte Stimmung
Am Mittwochabend hatte der Landkreis zu einem Gespräch eingeladen. Von den 200 Teilnehmern der Veranstaltung kam der überwiegende Teil aus Loitz und Umgebung. Viele von Ihnen zeigten sich besorgt. Aber auch Leute der Querdenker-Szene und Rechtsextremisten wie zum Beispiel Vertreter der sogenannten "Arischen Bruderschaft" nahmen an der Veranstaltung in der Regionalen Schule in Loitz teil. Die Stimmung war aufgebracht und laut. Immer wieder mussten Teilnehmer von der Polizei hinausgebracht werden, weil sie beleidigten oder drohten und so die Veranstaltung wiederholt gestört hatten. Bürger, die an einem friedlichen und konstruktiven Austausch interessiert waren, kamen kaum zu Wort.
Sprechstunden für Bürgerinnen und Bürger geplant
Vize-Landrat Dietger Wille (CDU) betonte mehrmals, er stehe "mit dem Rücken zur Wand". Es gebe derzeit kaum noch geeignete Unterbringungsmöglichkeiten im Kreis. Wille kündigte an, Sprechstunden im Rathaus anzubieten, in denen Bürgerinnen und Bürger ihre Ängste schildern können. Einer Forderung wurde inzwischen auch schon nachgekommen: In Loitz leuchten die Straßenlaternen abends nun länger.
Entsetzen bei der Integrationsbeauftragten
Die Integrationsbeauftragte des Landes, Jana Michael, ist über die Vorkommnisse bei der Bürgerversammlung in Loitz entsetzt. Sie war am Abend selbst vor Ort. Es hätte Rassismus, Antisemitismus und unglaubliche Aussagen gegeben. Michael zeigt im Interview mit NDR MV Live Verständnis für die Sorgen gerade von Eltern, macht sich selbst aber auch Sorgen um die geflüchteten Menschen. Sie bräuchten Hilfe, um schwierige Situationen zu verstehen und zu sehen, dass nicht alle Menschen in Deutschland so sind, sagt die Integrationsbeauftragte. Auch in Loitz waren "normale Menschen", die offen reden wollten, lauter waren aber die "Rechtsorientierten", so Michael.
Angebote für friedliches Zusammenleben
Michael fordert Präventionsprogramme, um zu beruhigen und auch schon in Schulen und Kitas aufzuklären. Das Problem sei grundsätzlich vielschichtig und hätte seine Ursachen auch in der Vergangenheit. Angebote an die Bürger seien nun wichtig, um ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen.