Nach Bürgerversammlung zu Upahl: Einwohner weiter unzufrieden
Am Freitagabend hat in Grevesmühlen eine Bürgerversammlung zur geplanten Containerunterkunft für Flüchtlinge in Upahl stattgefunden. Viele Einwohner waren gekommen, um unter anderem mit Innenminister Christian Pegel und Nordwestmecklenburgs Landrat Tino Schomann zu diskutieren.
Im 500-Einwohner-Dorf Upahl im Landkreis Nordwestmecklenburg sollen bis zu 400 Flüchtlinge in einer Containersiedlung im Gewerbegebiet des Ortes untergebracht werden. Dies hatte der Kreistag in der vergangenen Woche beschlossen. Auf Seiten der Einwohner gibt es Widerstand. Um den Sorgen der Upahler Bürger zu begegnen, wurde am Freitagabend zur Bürgerversammlung geladen. Gut 400 Einwohner und Gewerbetreibende des Ortes kamen nach Grevesmühlen, um ihre Sorgen zu äußern und Fragen zu stellen. Nur sie waren zur Veranstaltung zugelassen, die unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen stattfand.
Bei einer Kreistagssitzung Ende vergangener Woche kam es teilweise zu Tumulten bei einer Protestdemonstration von 700 Menschen. Die Versammlung, die in der Sporthalle des Gymnasiums am Tannenberg stattfand, war entsprechend geschützt. Rund 120 Polizeibeamte waren in Grevesmühlen im Einsatz.
Seit November 2022 mehr Flüchtlinge
Auf dem Podium in der Sporthalle hatten unter anderem der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Christian Pegel (SPD), und der zuständige Landrat, Tino Schomann (CDU), Platz genommen. Sie erklärten, wie es zu der Entscheidung für Upahl kam und wie die bis zu 400 Flüchtlinge in den Containern in einem Gewerbegebiet unterkommen sollen. Schomann wiederholte an diesem Abend immer wieder, er habe keine andere Chance gehabt. Die Unterbringung sei vor allem deshalb notwendig, weil seit November 2022 deutlich mehr Flüchtlinge zugewiesen werden. Schomann betonte aber auch, dass Upahl nur als "Überbrückung" diene. Es werde weiter nach Alternativen gesucht, um den Ort schnell zu entlasten.
Container werden aufgebaut
Andere Optionen - wie die Unterbringung in Gägelow, Grevesmühlen oder Gadebusch - mussten in der Vergangenheit aber aus unterschiedlichen Gründen verworfen werden. Die Verträge für den Bau der Unterkunft sind unterzeichnet. Da die Zeit dränge, müsse dieser in der kommenden Woche beginnen, so Schomann. Dennoch könnte Upahl noch gekippt werden, wenn sich kurzfristig Grundstücke finden sollten. Am Donnerstag soll es erneut ein Treffen der Verantwortlichen geben. Auch eine dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge sei noch im Gespräch.
Sorgen der Einwohner
In den Augen von Innenminister Pegel ist Upahl keine "günstige Lösung". Die Ängste der Einwohner vor zum Beispiel zunehmender Kriminalität wollte der Minister den Menschen aber nehmen. Es gebe keine gesteigerte Gefahr in anderen Einrichtungen und Sicherheitsvorkehrungen dort vor Ort, so Pegel. Dennoch wurden viele solcher Ängste bei der Fragestunde geäußert. In erster Linie sorgen sich die Bürger wegen der Größe der Unterkunft im Verhältnis zur Einwohnerzahl ihres Dorfes. Der Ort hat etwa 500 Einwohner.
Die Dorfbewohner fürchten Auseinandersetzungen mit und unter den Flüchtlingen, Übergriffe vor allem auf Frauen oder ihr Eigentum sowie um ihre wirtschaftliche Existenz. Pegel hielt dagegen: "Der Polizeiinspektionsleiter hat ja ganz ausdrücklich darauf hingewiesen, dass wir aus den vergleichbaren Beispielen, wo entsprechende Gemeinschaftsunterkünfte sind, eben keine Steigerung des Kriminalitätsaufkommens haben. Positiv formuliert: Das sind genauso gute Menschen wie wir", so der Minister.
Auch Einzelheiten zu den Rahmenbedingen für die Unterbringung wollten die Bürger erfahren. So soll es einen Wachdienst vor Ort geben, für die Anbindung an die nächstgrößeren Städte werde der Öffentliche Nahverkehr erweitert und außerdem sei eine medizinische Betreuung gerade in Planung.
Friedliche Demonstration
Die Integrationsbeauftragte des Landes, Jana Michael, betonte am Abend in Grevesmühlen, dass dafür gearbeitet werde, dass Integration gelinge. Die Upahler nahmen die Veranstaltung und das Gesagte mit Resignation auf. Außer einigen hämischen oder ironischen Äußerungen lief die Veranstaltung aber gesittet ab. Vor der Halle demonstrierten zeitweise rund 100 Menschen mit Trillerpfeifen, Tröten und Sprechchören. Auch hier blieb es friedlich.