Moorschutz: Landwirte in MV fühlen sich ausgebremst
Mit diesem Jahr ist die Europäische Agrarförderung auf neue Füße gestellt worden. Landwirte erhalten pauschal weniger Geld für ihre Agrarflächen. Vielmehr können sie Fördermittel für freiwillige Umwelt- und Klimaschutzprojekte beantragen. Dazu zählen auch Moorbodenschutzmaßnahmen. Doch hier fühlen sich Landwirte aus Mecklenburg-Vorpommern ausgebremst.
Am Stadtrand von Bad Sülze, direkt am Recknitzlauf, zeigen tiefschwarze Maulwurfshügel an, wie moorig der Boden ist. Auf dieser Dauergrünlandfläche erntet Christian Rohlfing Futter für seine Mutterkühe. Die Betriebsfläche vom Gut Bad Sülze ist durchzogen von Gräben mit Stauanlagen. Aktuell pumpt ein Schöpfwerk Wasser aus dem Moorboden zurück in die Recknitz und reguliert so den Wasserstand auf der Agrarfläche.
Doch der Landwirt möchte das ändern und die 110 Hektar große Fläche wiedervernässen. "Wir wissen, dass sich das Klima ändert. Wir wissen auch, dass die CO2-Konzentration ein großes Problem ist. Und wir Landwirte haben es in der Hand. Wir sind unter anderem Landeigentümer. Wenn wir diese CO2-Senker haben, dann müssen wir sie auch nutzen und das sind die Moore". Christian Rohlfing würde gern für Wasserstände bis 30 Zentimeter unter Flur sorgen. In der Fachsprache heißt das Moorschonende Stauhaltung.
Antrag abgelehnt
Ende vergangenen Jahres hat Christian Rohlfing beim Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern einen entsprechenden Förderantrag gestellt. Ein vom Land bestellter Technischer Dienstleister müsste die Fläche nun begutachten, doch von genau diesem Unternehmen erhielt der Landwirt eine Absage per Post, die dem NDR vorliegt.
"Mit der Begründung, dass leider vom Ministerium zu wenig Geld eingestellt worden ist, um diesen Dienstleister ausreichend zu entlohnen. Ich habe gedacht, dass kann es jetzt nicht sein. Es wird groß angepriesen und dass es dann an Geld fehlt, also ich war sehr wütend." Damit ist das Vorhaben von Christian Rohlfing, Moorboden wiederzuvernässen, vorerst gestoppt. Pro Hektar und Jahr hätte er 150 Euro Ausgleichszahlung erhalten können, insgesamt also etwa 16.500 Euro.
Biolandwirt ist kein Einzelfall
Auf NDR Nachfrage wird im Landwirtschaftsministerium auf Probleme beim Vergabeverfahren hingewiesen. Es hat für einen Gutachter, der die Flächen nach Moorschutz-Kriterien bewerten muss, nur 100.000 Euro vorgesehen. Diese Summe wirkt "limitierend", erklärt das Ministerium. Bedeutet: der Gutachter kann nur eine begrenzte Zahl von Anträgen berücksichtigen. Die abgelehnten Landwirte fordern Nachbesserungen. Unter ihnen ist auch Chrstian Rohlfing. Er kritisiert, dass dies zu wenig Geld für zu viele Anträge sei.
Mit ihm haben laut Agrarministerium 114 weitere Landwirte einen Förderantrag zum Moorschutz gestellt. Davon wurde nur etwa jeder fünfte ausgewählt, nämlich bislang insgesamt 25 Anträge. Das Agrarministerium will nachjustieren und für das nächste Jahr mehr Geld einplanen, damit möglichst alle Antragsteller berücksichtigt werden können. Denn, so heißt es weiter, Moorschutz sei ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz in Mecklenburg-Vorpommern.
Moorschutz pausiert
Landwirt Christian Rohlfing hält an seinen Plänen fest, Moorschutz betreiben zu wollen, auch wenn das viele Risiken mit sich bringt. So weiß er heute zum Beispiel noch nicht, ob er auch künftig mit seinen Maschinen die vernässten Grünlandflächen bewirtschaften kann. "Es ist tatsächlich ein Blick in die Glaskugel, können wir die normalen Maschinen benutzen? Wenn nicht, müssen wir Spezialtechnik anschaffen? Die kostet Geld."
Christian Rohlfing sieht zudem die Paludikultur für sich. Er möchte künftig auf seinen wieder vernässten Flächen Schilf anbauen, auch wenn es auch hier noch viele Fragezeichen gibt. „Ehrlich gesagt, steckt dieses Thema in den Kinderschuhen. Für die Paludikultur gibt es leider noch keinen Markt. Man versucht nun über Programme, diesen Markt zu generieren. Dennoch würde sich Christian Rohlfing darin gern ausprobieren und einer der Vorreiter sein in Mecklenburg-Vorpommern.
Ministerium will nachjustieren
Auf NDR Nachfrage heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium, dass für 2024 mehr Mittel eingeplant werden, um dann im nächsten Jahr möglichst alle Antragsteller berücksichtigen zu können. Denn auch das steht in dem Schreiben: Moorschutz sei ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz. Mecklenburg-Vorpommern sei mit rund 300.000 Hektar eines der moorreichsten Bundesländer.
Auf der Internetseite des Ministeriums ist nachzulesen, dass sich der überwiegende Teil in landwirtschaftlicher Nutzung befindet und dafür trockengelegt wurde. Zur Einordnung: 95 Prozent aller ursprünglichen Feuchtgebiete in Deutschland sind trockengelegt, mit der Folge, dass tonnenweise Kohlendioxid, das einst in diesen Böden gebunden wurde, freigesetzt wird.
Landwirt hält an Plänen fest
Für Christian Rohlfing ist das Förderjahr 2023 Geschichte, die Fristen sind abgelaufen. Der Landwirt hofft auf das nächste Jahr. Dann will er sich wieder mit seinen Flächen bewerben. Es geht ihm dabei um den Moorschutz. Er betont aber auch, er brauche die Fördermittel, um unternehmerisch überleben zu können, damit er seinen Hof später einmal seinen Kindern übergeben kann, so wie es geplant ist.