Landwirtschaft für alle da: Junglandwirtin aus MV will aufklären
Marleen Scholten hat Agrarwissenschaften in Neubrandenburg und Kiel studiert. Mittlerweile arbeitet sie im elterlichen Betrieb in Gehmkendorf, bildet aus und prüft angehende Landwirte.
Am Dorfrand von Gehmkendorf bei Teterow (Landkreis Rostock) im Landwirtschaftsbetrieb Helms - ein Kalb liegt in seinem Iglu und döst vor sich hin. Es ist vier Tage alt und braucht noch eine Ohrenmarke. Das ist die Aufgabe von Azubi Lennard Peitz. "Lennard, Du kannst jetzt mal die Ohrenmarke in die Zange einspannen, damit wir die gleich einziehen können." Für den 18-Jährigen ist das kein Problem, seine Ausbilderin Marleen Scholten spiegelt ihm das auch. "Lennard macht sich wirklich gut. Bei Lennard ist wirklich der Vorteil, dass er damit schon aufgewachsen ist, dass er schon sehr viel kann, dass er besonders mit den Maschinen sehr affin ist und die alle bedienen und fahren kann".
Lennard Peitz ist in der Nähe, in Schwetzin, groß geworden, sein Onkel arbeitet in der Landwirtschaft, Lennard selbst träumt seit seiner Kindergartenzeit davon, Landwirt zu werden und später selbst einmal einen Agrarbetrieb zu leiten. "Immer, wenn die Traktoren bei uns durchs Dorf gefahren sind, bin ich zur Straße gelaufen".
Agrarwelt ist noch immer männlich geprägt
In Deutschland und somit auch in Mecklenburg-Vorpommern werden Agrarbetriebe noch immer überwiegend von Männern geführt und Höfe meist an Söhne vererbt. Marleen Scholten arbeitet seit zweieinhalb Jahren im elterlichen Betrieb in Gehmkendorf. Ihr Bruder ist für den Ackerbau zuständig, sie für die 450 Milchkühe und die Auszubildenden. Bewerberinnen sind rar. Die 30-Jährige hofft, dass sie möglichst bald auch angehende Landwirtinnen begleiten darf.
"Und dass sie sich nicht abschrecken lassen, dass das zu viel Arbeit oder dreckige Arbeit ist. Oder was es da alles für Vorurteile gibt. Sondern, dass es wirklich ein schöner vielfältiger Beruf ist. Man ist in der Natur. Man kann mit Tieren zusammenarbeiten. Man kann viele Bereiche abdecken. Das, finde ich, ist das Schöne an der Landwirtschaft". Marleen Scholten ist leidenschaftlich gern Landwirtin und wirbt überall da, wo es geht, für die Agrarbranche. Lennard Peitz ist ihr erster Azubi im elterlichen Betrieb. Er lernt sowohl den Bereich Ackerbau als auch die Nutztierhaltung kennen.
Botschafterin für die Landwirtschaft
Bereits während ihres Studiums der Agrarwissenschaften hat Marleen Scholten ihren Ausbilderschein gemacht. Sie prüft auch angehende Landwirte in anderen Betrieben hierzulande, hauptsächlich noch junge Männer. Studien belegen, dass gemischte Teams viele Vorteile haben. Davon ist auch die 30-Jährige überzeugt. Deshalb hofft sie, dass sich künftig noch mehr Mädchen für Agrarberufe interessieren. "Ja, ich denke schon, dass man davon profitieren kann. Ja, die Mädchen sind vielleicht ein bisschen gewissenhafter oder ordentlicher in manchen Bereichen und die Männer eher ein bisschen praktischer. Das kann schon eine gute Mischung sein und eine gute Kombination ergeben".
Azubi mit Zukunft
Lennard Peitz ist im zweiten Lehrjahr und nächstes Jahr mit seiner Ausbildung zum Landwirt fertig. Danach möchte er sich auf einer Fachschule zum staatlich geprüften Agrarbetriebswirt weiter qualifizieren. "Mein oberstes Ziel ist es, später einmal einen Agrarbetrieb zu leiten". Genau das hat auch Marleen Scholten vor. Gemeinsam mit ihrem Bruder wird sie den Betrieb in Gehmkendorf weiterführen, wenn ihre Eltern sich zur Ruhe setzen.