In MV wirtschaften viele Landwirte im Nebenerwerb
Mehr als die Hälfte aller Familienbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern, die Landwirtschaft betreiben, werden im Nebenerwerb geführt. Über ihren Stellenwert will der "Tag der Nebenerwerbslandwirte" in Strasburg informieren.
Viele Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern betreiben ihren Hof im Nebenerwerb, die bürokratischen und politischen Vorgaben sind jedoch die gleichen wie bei großen Agrarunternehmen. Auch dabei will der vom Landesbauernverband organisierte "Tag der Nebenerwerbslandwirte" in Strasburg unterstützen.
Familienbetriebe an der Spitze
Die Statistik zur Nebenerwerbslandwirtschaft ist dünn, aber sie zeigt, dass hierzulande knapp 1.700 Frauen und Männer so wirtschaften. Es sind Einzelunternehmen, also Familienbetriebe. Aus den Daten des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern geht auch hervor, dass von den rund 3.300 Familienbetrieben im Land 55,5 Prozent im Nebenerwerb geführt werden. Laut Statistik gab es im Jahr 2022 insgesamt 4.920 landwirtschaftliche Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern mit durchschnittlich einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 281 Hektar. Landwirte im Nebenerwerb bewirtschaften durchschnittlich 55 Hektar und damit 6,8 Prozent der Landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Meist werden Tiere gehalten
Landwirte im Nebenerwerb tragen laut Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern zu einer vielfältigen Struktur in der Landwirtschaft bei. Sie halten vor allem Tiere, oft auch seltene Rassen und sorgen so für genetische Vielfalt. Das hat auch eine Onlinebefragung der Hochschule Neubrandenburg ergeben. Befragt wurden Nebenerwerbslandwirte in Ostdeutschland. Sie halten demnach vor allem Mutterkühe. Etwa jeder fünfte Betrieb hat Schafe. Die Tiere weiden bevorzugt auf eigenem Grünland, das so auch als Futterquelle genutzt wird.
Landwirt und Arzt, Tischler oder Büroangestellte zugleich
Es wird keine Statistik darüber geführt, welchen Hauptberuf Landwirte im Nebenerwerb ausführen. Aber einige von ihnen engagieren sich im Bauernverband oder der NDR hat über sie berichtet. Und so ist bekannt, dass unter ihnen Ärztinnen, Krankenschwestern, Straßenmeister, Tischler, Steuerberater, Büroangestellte, Betriebswirte und Viehhändler sind. Oft hilft der Partner oder die Partnerin mit, auch die eigenen Kinder oder andere Familienmitglieder.
Hofnachfolge im Nebenerwerb
Aktuell stehen laut Landesbauernverband zahlreiche Familienbetriebe vor einem Generationenwechsel. "Einige Familien haben bereits signalisiert, dass die nachfolgende Generation den Betrieb weiterführen will, dann aber zunächst ohne arbeitsintensive Produktionsverfahren, so dass die Höfe auch wirtschaftlich erhalten bleiben, auch um sich Zukunftsoptionen für neue Verfahren offen zu halten", so der Arbeitskreis Landwirte im Nebenerwerb beim Landesbauernverband. Fakt ist auch, dass Landwirte immer öfter umsatteln, vom Hauptberuf zum Nebenerwerb, auch aus finanziellen Gründen. Sie hängen aber an der Landwirtschaft und aus dieser Leidenschaft heraus machen sie im Nebenerwerb weiter und geben nicht komplett auf.
Bürokratie fordert Landwirte
Landwirte im Nebenerwerb haben dieselben gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen wie große Agrarunternehmen. Sie kritisieren oftmals die zunehmende Bürokratie, immer wieder neue politische Vorgaben und komplexe Förderanträge, die ausgefüllt werden müssen. Zudem muss der Betriebsalltag dokumentiert werden. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Der "Tag der Nebenerwerbslandwirte" in Strasburg will unterstützen. Agrarexperten informieren zum Beispiel über Fördermöglichkeiten und neue Bestimmungen, die für das Grünland gelten. Auch über das giftige Jakobskreuzkraut wird gesprochen. Ein Experte stellt neue Erkenntnisse vor, wie etwa den Blutbären, ein Schmetterling, der helfen kann. Seine Raupen fressen nämlich das giftige Kraut. Die Veranstaltung soll auch dafür sorgen, neue Kontakte zu knüpfen, damit sich Nebenerwerbslandwirte untereinander austauschen können.