EU lockert Umweltauflagen: Bauern in MV dafür, Umweltschützer dagegen
Landwirte sollen künftig auch weiterhin darauf verzichten dürfen, Teile ihrer Nutzflächen stillzulegen. Das sieht ein Entwurf der Bundesregierung vor.
Ursprünglich sollten vier Prozent des Ackerlandes brachliegen, um Flächen für wild lebende Arten zu schaffen und die Biologische Vielfalt zu stärken. Diese EU-weite Umweltauflage wurde mit Beginn des Krieges in der Ukraine ausgesetzt. Landwirte, auch hierzulande, konnten die Fläche weiterhin nutzen, um darauf etwa Lebensmittel anzubauen.
Ausnahme besteht weiterhin
Diese Lockerung soll nun bundesweit vorerst bis zum Ende dieses Jahres bestehen bleiben. So hatte es zuvor die EU-Kommission vorgeschlagen. Letztlich muss der Bundesrat über diese Entscheidung abstimmen, voraussichtlich am 22. März 2024.
Özdemir will Bauern entlasten
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir reagiert damit auf den Druck, unter dem die Landwirtschaft steht. So könnten Landwirte flexibler wirtschaften und zusätzlich Geld einnehmen, heißt es in einer Erklärung. Der Grünen-Politiker hält aber weiterhin an den Zielen für mehr Biodiversität fest. Er wolle gemeinsam mit Vertretern der Landwirtschaft und der Umwelt dazu zeitnah Vorschläge erarbeiten.
Bauernverband MV begrüßt Entscheidung
Mecklenburg-Vorpommerns Bauernpräsident Detlef Kurreck begrüßt im Gespräch mit dem NDR die Entscheidung. Es sei gut und richtig, dass Deutschland in der Frage der verpflichtenden Flächenstilllegungen keinen Extraweg beschreiten möchte. Zugleich fordert Kurreck aber, Landwirte sollten generell freiwillig entscheiden, ob sie Teile ihrer Ackerflächen gegen eine Ausgleichzahlung stilllegen oder darauf Feldfrüchte anbauen, wie etwa Getreide. Schließlich seien Landwirte Unternehmer.
Umweltschützer kritisieren Lockerungen
Für die Umweltschutzorganisation WWF ist der Vorschlag ein "Schlag für den Schutz der Artenvielfalt". Für viele Lebewesen seien Landschaftselemente und Brachen der letzte Rückzugsort in sonst weit ausgeräumten Landschaften". Die Umweltschützer forderten Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir dazu auf, freiwillige Maßnahmen für den Schutz der Artenvielfalt stärker zu unterstützten.
BUND sieht Artenvielfalt in Gefahr
Der BUND wirft der Bundesregierung vor, "vor der Agrarlobby einzuknicken". "Der Verzicht auf Brachen und Stilllegungsflächen ist ein fundamentaler Rückschritt für den gemeinsam mit der Landwirtschaft errungenen notwendigen Schutz der Artenvielfalt in unseren Agrarlandschaften", erklärte der Vorsitzende des BUND, Olaf Bandt.