Hoher Krankenstand: Angespannte Personallage in Krankenhäusern in MV
Volle Krankenhäuser, hoher Krankenstand beim Pflegepersonal in Kliniken, dazu Ärger wegen der Bonuszahlungen, die nicht alle bekommen und wegen der Bezahlung. Laut Mecklenburg-Vorpommerns Sozial- und Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) ist die Lage angespannt, "aber wir sind noch nicht in der Situation, dass wir sagen, die Krankenhäuser schaffen es nicht mehr."
Es wird derzeit viel geschnieft und gehustet. Manche Erkrankte müssen sogar ins Krankenhaus. Aber es ist gleichzeitig auch viel Krankenhauspersonal krank. In anderen Bundesländern werden in einigen Einrichtungen 40 Prozent Krankenstand aus den Belegschaften gemeldet. Ein Pflegenotstand droht. Gleichzeitig ist die Stimmung schlecht, weil nicht alle Pflegekräfte die von der Bundesregierung angekündigten Bonuszahlungen bekommen. In Mecklenburg-Vorpommern mit seinen rund 40.000 Beschäftigten in Pflegeberufen ist die Situation laut Sozial- und Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) angespannt.
Grippe, Erkältungen und RSV sorgen für volle Krankenäuser
Der hohe Krankenstand könne auch in Mecklenburg-Vorpommern "zum Problem werden", sagte Drese bei NDR MV Live. Deshalb seien auch die in der Pandemie-Zeit eingerichteten Krankenhaus-Cluster beibehalten worden, die drohende Kapazitätsauslastungen einzelner Häuser durch Patientenverlegungen in andere Kliniken verhindern sollen. Neben Corona sorgen laut Drese derzeit insbesondere Grippe- und Erkältungskrankheiten sowie das RS-Virus bei Kindern für volle Krankenhäuser und hohe Krankenstände beim Pflegepersonal.
"Es ist Obacht geboten bei uns allen"
Drese warb erneut für die Grippeschutzimpfung und die Einhaltung der Hygieneregeln. "Wir sind noch nicht in der Situation, dass wir sagen, die Krankenhäuser schaffen es nicht mehr, aber es ist Obacht geboten bei uns allen." Die Krankenhäuser sollten sich im Fall der Fälle untereinander aushelfen. "Wir haben uns darauf vorbereitet, dass es eine solche Situation geben kann. Dass Personal dann eben auch von anderen Stationen versetzt wird, um beispielsweise die Kinderstation zu verstärken, um dort zu helfen", so Drese.
Ministerin zeigt Verständnis für Pflegebonus-Frust
Für viel Frust bei Pflegebeschäftigen sorgen derzeit zudem die vom Bund beschlossenen Bonuszahlungen. Denn viele Pflegekräfte gehen leer aus. In Mecklenburg-Vorpommern sind lediglich 21 von 37 Krankenhäusern berechtigt, den Bonus auszuzahlen. Und: Nicht alle Angestellten bekommen das Geld automatisch. Drese sagte, dass sie den Unmut bei einigen verstehen könne. Der Bund habe klare Voraussetzungen festgelegt, an wen der Bonus ausgezahlt werde. Solche Vorgaben führten immer dazu, "dass es jemanden gibt, der sagt: Ich bin aber auch besonders belastet gewesen in der Corona-Zeit", so die Ministerin. Die Bundesländer seien wegen der derzeit angespannten Haushaltssituation nicht in der Lage, solche Hilfen mitzufinanzieren.
Drese gegen Auszahlung des Pflegebonus' an alle Pflegekräfte
Der Forderung der Gewerkschaft ver.di, dass der Bonus schnell für alle Pflegekräfte ausgezahlt werden müsse, damit die Politik verlorenes Vertrauen zurückgewinne, stimmte Drese unter Verweis auf die Finanzlage und andere drängende Probleme nicht zu. "Wir haben viele gemeinsame Dinge zu stemmen - im Moment auch die Frage der Energie. Auch durch diese Zeit müssen die Krankenhäuser kommen, sodass ich Verständnis dafür habe, dass es jetzt keine weiteren Zahlungen dort geben kann."
Auch die aus Sicht vieler ungenügende Bezahlung der Pflegekräfte sorgt für Unmut. Seit 1. September gilt immerhin die Tarifbindung auch für die freien Träger in der Pflege. Mit Blick auf die langfristige Ausbildung von genügend Pflegepersonal verwies Drese auf neue Ansätze. "Wir haben jetzt die generalistische Ausbildung im zweiten Durchgang. Dass wir also mehr Menschen finden, die eine solche Pflegeausbildung machen und da nicht von vornherein festgelegt sind, ob sie in die Altenpflege, in ein Krankenhaus oder in die Kinderkrankenpflege gehen." Das begrüße sie sehr.
Drese: Tariflohn macht Beruf attraktiv
Zudem werde Mecklenburg-Vorpommern weiter Stipendien an Kinderärztinnen und -ärzten in der Ausbildung. "Wir wollen uns auch im Bereich Pflege weiter mit unseren Berufsschulen darauf konzentrieren, möglichst viele helfende Hände in diesem Bereich Pflege zu haben." Das Interesse der jungen Leute an einer solchen Ausbildung sei ungebrochen, so Drese. "Es gibt nach wie vor viele Interessenten für diesen Bereich. Sie müssen eben dann Ausbildungsbedingungen vorfinden und später auch die Bezahlung. Deswegen ist der Tariflohn eine richtige Maßnahme, die den Beruf attraktiv macht."