Von und für die Nachbarschaft: Solarpartys in Lüneburg
Bis 2030 soll sich das Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren Energien mindestens verdreifachen. Dazu sollen unter anderem vermehrt Photovoltaikanlagen auf Dächern installiert werden. In Lüneburg engagiert sich eine Gruppe, um ihre Nachbarschaft dabei aktiv zu unterstützen.
Wer sich eine Solaranlage auf das eigene Dach bauen möchte, muss sich mit vielen Fragen auseinandersetzen. Ist mein Dach überhaupt dafür geeignet? Welche Bürokratie kommt mit der Anschaffung auf mich zu? Und lohnt sich der Aufwand finanziell? Der Gedanke liegt nahe, sich dazu mit Menschen auszutauschen, die bereits eine private Anlage betreiben und von ihren ganz eigenen Erfahrungen berichten können. Genau zu diesem Zweck finden seit September in Lüneburg sogenannte Solarpartys statt.
Mit einer Party im eigentlichen Sinne hat die Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Lebenshilfe im Lüneburger Hanseviertel allerdings wenig zu tun. Bunte Dekoration oder eine Bar sucht man hier vergebens. Stattdessen gibt es Kaffee, Tee und Kekse. Die Gäste eint ein gemeinsames Ziel: Sie alle wollen sich eine Solaranlage anschaffen - und habe dazu Fragen. Diese versuchen Bernhard Seitz und seine vier Mitstreiter zu beantworten. Sie organisieren die Veranstaltungen, von denen seit September bereits ein Dutzend stattgefunden haben.
Info-Veranstaltungen für interessierte und erfahrene Nachbarn
"Die erste Party fand in einem Garten bei mir um die Ecke statt. Da waren auch wirklich nur Leute, die in der Straße oder in der Nachbarschaft wohnten. Man kannte sich. Das hat sich jetzt gewandelt. Mit dem höheren Bekanntheitsgrad ist das Einzugsgebiet der Gäste viel größer geworden", sagt Seitz.
Jetzt finden die Veranstaltungen in verschiedenen Lüneburger Wohngebieten statt. Zu Beginn einer jeden Solarparty schauen sich die Teilnehmer eine Anlage in der Nachbarschaft an. Heißt: Ein Lüneburger, der bereits den Weg zur Energiegewinnung auf dem eigenen Dach gegangen ist, öffnet den Interessenten seine Haustür, zeigt, was sich im Haustechnikraum verändert hat, und plaudert aus dem Nähkästchen. Anschließend gibt es allgemeine Informationen und eine Fragerunde.
Geld verdient mit den Solarpartys niemand. Es werden keine speziellen Modelle, Firmen oder Dienstleister empfohlen oder beworben. Nach gut drei Stunden ist Veranstaltung zu Ende.
Solar-Botschafter mit Herzblut
Die Solarenergie begeistert Seitz schon seit seinem Studium. 2012 ging die Photovoltaikanlage auf seinem eigenen Dach in Betrieb. Im Internet hat er von der Initiative "Packs Drauf" erfahren. Von Aachen ausgehend bildet sie sogenannte Solarbotschafter aus, die als Multiplikatoren für die Technik in ihren Regionen werben sollen.
"Wenn es alles so schnell ginge, wie es gehen sollte, dann hätte ich wohl nicht damit angefangen" sagt Seitz. Jetzt ist er mit Herzblut dabei, "für die Idee, dass es machbar ist, Klimaneutralität auch lokal zu erreichen. Und nicht den Glauben zu verlieren, dass es eine Zukunft ohne nukleare und fossile Kraftwerke gibt."
Wie viele Interessenten nach dem Besuch einer Solar-Party tatsächlich die Idee einer PV-Anlage in die Tat umgesetzt haben, kann Seitz nicht sagen. Aus dem Grund sollen ab März Anschlussveranstaltungen stattfinden - dann geht es um die Frage, was sich seit dem ersten Partybesuch getan hat.