Unwetter ziehen über Norddeutschland - Tornado über der Elbe
Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen zogen am Dienstag als Streifen von West nach Ost über Norddeutschland. Auch der Zugverkehr war davon betroffen. Ein Tornado zog über die Elbe. Größere Schäden gab es nicht.
In Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg traten am Dienstag lokal schwere Gewitter auf. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor Regenmengen von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter, mehrere Zentimeter großen Hagelkörnern und Sturmböen von bis zu 100 Kilometern pro Stunde. Die Gewitter zogen nach Osten und schwächten sich im Verlauf ab.
Segler in Mecklenburg-Vorpommern in Seenot
Zwei Segler gerieten in Mecklenburg-Vorpommern südlich vor Rügen in Seenot. Die Männer waren in sechs Meter langen, offenen Holzbooten nahe Garz unterwegs, als sie das Unwetter überraschte, wie die Wasserschutzpolizei am Mittwoch mitteilte. Wind und Wellen waren demnach so stark, dass die Boote voll Wasser liefen und zu sinken begannen. Die Segler retteten sich ans Ufer, Einsatzkräfte brachten sie mit Unterkühlungen ins Krankenhaus.
Die Autobahn 14 musste wegen eines Unfalls zeitweise gesperrt werden. Ein 25-Jähriger war mit seinem Wagen bei starkem Regen von der Fahrbahn abgekommen. Er und sein Beifahrer blieben unverletzt.
Schleswig-Holstein: Tornado und Blitzeinschlag in Bahnanlage
Bei Glückstadt in Schleswig-Holstein fegte laut Feuerwehr ein Tornado über die Elbe, ohne Schäden zu verursachen. Augenzeugen zufolge war die Windhose 300 bis 400 Meter hoch. Sie löste sich auf, als sie das Festland erreichte. Der Deutsche Wetterdienst bestätigte am Mittwochmorgen, dass es sich um einen Tornado handelte: "Das ist eindeutig. Auf dem Bild sieht man eine schöne, auskondensierte Trichterwolke, die bis zum Boden reicht", sagte Meteorologe Christian Herold.
Wegen eines Blitzeinschlags beim Bahnübergang "Lehnshallig" zwischen Niebüll und Klanxbüll (Kreis Nordfriesland) kam es am Dienstag zu Verspätungen im Zugverkehr in SH. Manche Bahnen fielen ganz aus. Der Blitz habe die Technik beschädigt, sagte eine Bahn-Sprecherin. Züge mussten die Stelle mit verminderter Geschwindigkeit passieren. Der Schaden sei aber schnell behoben worden. In Ellerbek (Kreis Pinneberg) schlug ein Blitz in ein Wohnhaus ein. Laut Leitstelle der Feuerwehr brach aber kein Feuer aus.
Überschwemmte Straßen und vollgelaufene Keller in SH
In Pinneberg-Thesdorf sorgte heftiger Regen dafür, dass ganze Straßenzüge mehrere Zentimeter unter Wasser standen. Ein ähnliches Bild gab es einige Stunden zuvor in Meldorf (Kreis Dithmarschen). Dort zog ein starkes Gewitter durch und verursachte diverse Feuerwehreinsätze.
Meldorfs Wehrführer Gunnar Jochimsen sagte NDR Schleswig-Holstein: "Wir wussten genau Bescheid, dass da was kommt. Aber dass es so stark wird, war nicht abzusehen." Insgesamt gab es 20 Einsätze im gesamten Stadtgebiet. Von überschwemmten Straßen und Unterführungen mit knapp einem Meter Wasserhöhe bis hin zu vollgelaufenen Kellern sei alles dabei gewesen, sagte Jochimsen.
Feuerwehreinsätze in Lehrte in Niedersachsen
In Lehrte in Niedersachsen musste die Feuerwehr wegen des Unwetters mehrfach ausrücken. Vor allem ging es um vollgelaufene Keller in Folge des starken Regens. Das Wasser stand teils 50 Zentimeter hoch. Ein vermeintliches Feuer stellte sich hingegen als Fehlalarm heraus, der Brandgeruch kam den Angaben nach womöglich von einem Blitzeinschlag in der Nähe. Die Einsatzkräfte entfernten zudem einen umgestürzten Baum von einer Straße.
Auch im Weserbergland gab es mehrere Gewitter-Einsätze: In Hessisch Oldendorf (Landkreis Hameln-Pyrmont) waren nach Angaben der Feuerwehr Keller vollgelaufen.
Aquaplaning auf der Autobahn bei Hamburg
Am Autobahnkreuz Hamburg-Ost sorgte Wasser auf der Fahrbahn zwischenzeitlich "für ein bisschen Chaos", wie ein Feuerwehrsprecher mitteilte. Zu schweren Unfällen sei es dabei nicht gekommen. In der Hansestadt selbst hätten sich die Wettereinsätze in Grenzen gehalten. Einige Straßen und Garageneinfahrten standen den Angaben zufolge unter Wasser.
Ob ein Dachstuhlbrand im Stadtteil Finkenwerder mit den Gewittern im Zusammenhang steht, ist unklar. Dort rettete die Feuerwehr in der Nacht vier Menschen aus dem Haus.
Taylor Swift: "Das ist eine Regenshow"
Das Taylor-Swift-Konzert am Dienstagabend in Hamburg wurde durch den heftigen Regen beeinträchtigt. Die US-Sängerin trug es allerdings mit Humor: "Das ist offiziell eine Regenshow", rief sie mit tropfnassem Haar der Menge zu. Und ihr Team liebe Regenshows, so die 34-Jährige.
Am Mittwoch wieder freundlicher
Die Gewitter zogen den Angaben zufolge am Dienstagabend über Fehmarn und Lübeck hinweg aus Norddeutschland ab. Von Nordwesten her klarte es da bereits an der Nordseeküste und in Nordfriesland wieder auf und die Sonne zeigte sich. Am Mittwoch sollte es dem DWD zufolge Höchsttemperaturen von bis zu 22 Grad geben, insgesamt bei einem böigen Nordwestwind aber trocken bleiben.