Silvester in Norddeutschland: Viel zu tun für Einsatzkräfte
Brände, Alkohol und Knallköppe: Das neue Jahr begann in Norddeutschland mit viel Arbeit für Polizei und Feuerwehren. Die befürchteten Ausschreitungen in Hamburg blieben jedoch aus. Niedersachsen verzeichnete mehrere Angriffe auf Einsatzkräfte.
Die Hamburger Polizei, die im Vorfeld auf Prävention und direkte Ansprachen an vorbelastete Jugendliche gesetzt hatte, zog eine positive vorläufige Bilanz. "Wir blicken auf eine vergleichsweise ruhige Nacht mit silvestertypischem Einsatzgeschehen zurück", sagte eine Sprecherin.
Hamburg: 66 Verletzungen mit Feuerwerkskörpern
Wie beim letzten Jahreswechsel habe es in Hamburg rund 1.200 Polizei-Einsätze gegeben. Im Stadtteil Harburg sei es im Laufe des Silvesterabends mehrfach zu Böllerbewurf und Raketenbeschuss auf Einsatzkräfte gekommen. Nach den Krawallen zu Halloween in Harburg war das Aufgebot dort und im Süderelberaum besonders aufgestockt worden.
Etwa 45.000 Menschen feierten den Jahreswechsel auf und an der Reeperbahn, circa 10.000 verfolgten das Feuerwerk an den Landungsbrücken am Elbufer. Die Feuerwehr teilte mit, dass es in Hamburg insgesamt 66 Verletzungen mit Feuerwerkskörpern gegeben habe. Darunter sei auch eine Amputationsverletzung einer Hand gewesen. Zudem habe es mehrere Brände in der Stadt gegeben - etwa im Dachbereich einer Schulaula in Alsterdorf.
Niedersachsen: Mehrere Angriffe auf Einsatzkräfte
Auch in Niedersachsen brannte es. Allein die Feuerwehr Hannover rückte in der Silvesternacht zu fast 200 Brandeinsätzen aus. Bei einem Feuer in Hannover am Neujahrstag kam ein Mensch ums Leben, eine Person wurde schwer verletzt. In Geeste (Landkreis Emsland) verursachte eine Silvester-Rakete einen Brand in einer Tischlerei.
In Hameln wurde ein Polizist mit explodierenden Böllern beworfen. Er erlitt ein Knalltrauma. In Hannover wurden Feuerwehrleute mit Feuerwerkskörpern angegriffen, wie die Feuerwehr mitteilte. Eine Einsatzkraft der Ortsfeuerwehr Buchholz sei beim Löschen eines Papiercontainers attackiert und verletzt worden, sagte eine Sprecherin. In Laatzen wurden Feuerwehrkräfte während eines Löscheinsatzes durch mehrere Personen bedroht und das Feuerwehrfahrauto mit Steinen beworfen, wie die Polizei mitteilte. Das Innenministerium sprach dennoch insgesamt von einer "einsatzintensiven, aber weitgehend friedlichen Nacht".
Gewerkschaft verurteilt Übergriffe
Die Gewerkschaft der Polizei Niedersachsen (GdP) und ver.di verurteilten die Übergriffe auf Einsatzkräfte. Im Hinblick auf die angespannte Hochwasserlage sei eine solche zusätzliche Belastung nicht annehmbar, teilten die Gewerkschaften mit. Der GdP-Landesvorsitzende Kevin Komolka forderte "schnelle und harte Verurteilungen".
Allein in Hannover zählte die Feuerwehr in der Silvesternacht zudem 189 Einsätze wegen Bränden. Vorwiegend habe es sich um brennende Müllbehälter und Hecken gehandelt, aber auch mehrere Schuppen sowie der Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses gerieten in Brand. Dazu kamen knapp 180 Notfalleinsätze für den Rettungsdienst.
Hunderte Einsätze in Schleswig-Holstein
Die Bilanz der Neujahrsnacht in Schleswig-Holstein fiel aus Sicht der Einsatzkräfte arbeitsintensiv aus. Etwa wie im Vorjahr wurden in Kiel insgesamt 130 Polizeieinsätze gezählt. Zudem rückte die Feuerwehr dort zu 28 zumeist kleineren Bränden aus, 20 Mal wurde ein Rettungswagen gerufen. In Flensburg sowie in den Kreisen Schleswig-Flensburg verzeichnete die Kooperative Regionalleitstelle Nord im Laufe der Nacht über 60 Einsätze, die Polizeidirektion Bad Segeberg sprach für ihren Zuständigkeitsbereich von 238 Einsätzen. Im Kreis Pinneberg zählten die Freiwilligen Feuerwehren insgesamt 47 Einsätze. So gab es drei größere Brände etwa in Schenefeld. In Wedel konnten mehr als 60 Feuerwehrleute den Vollbrand eines Einkaufszentrums im letzten Augenblick verhindern, dort standen Müllcontainer in Flammen.
SH-Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) zog eine insgesamt positive Bilanz der Silvesternacht. Die Polizei habe landesweit etwa 955 Einsätze im Zusammenhang mit dem Jahreswechsel gezählt. Sie danke "allen Frauen und Männern von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten für ihren umsichtigen, besonnenen und schnellen Einsatz".
Mecklenburg-Vorpommern: Verletzte nach Explosion in Imbiss
Ein ähnliches Lagebild in Mecklenburg-Vorpommern: Im Raum Rostock wurden 30 Brände gemeldet, bei denen hauptsächlich Mülltonnen oder Altkleidercontainer betroffen waren. In sieben Fällen stellte die Polizei verbotene Knaller fest. Im Rostocker Stadtteil Kröpeliner-Tor-Vorstadt zündeten Unbekannte Tannenbäume an. Insgesamt zählte die Einsatzleitstelle des Polizeipräsidiums Rostock in der Zeit von Sonntag, 18 Uhr, bis Montagmorgen 357 Notrufe. 60 meist kleinere Brände gab es im Bereich des Polizeipräsidiums Neubrandenburg. In Göhren auf Rügen gab es in der Nacht eine Explosion in einem Imbiss. Sechs Menschen seien dabei verletzt worden, zwei von ihnen schwer, teilte die Polizei mit. An einer Gasflasche sei eine Stichflamme entstanden, danach sei es zur Explosion gekommen.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) würdigte die Arbeit der Rettungs- und Sicherheitskräfte. "Ich bedanke mich bei allen, die zum Jahreswechsel gearbeitet haben, damit wir feiern konnten."