Böllern an Silvester: Deutliche Mehrheit will ein Verbot
Stand: 27.12.2023 05:00 Uhr
#NDRfragt wollte wissen: Brauchen die Menschen Böller und Feuerwerk, um gut ins neue Jahr zu kommen? Die meisten Befragten wünschen sich ein Ende der Knallerei.
von Andreas Sorgenfrey
Eine große Mehrheit von 60 Prozent der befragten Mitglieder in der #NDRfragt-Community befürwortet ein komplettes Böllerverbot. In vielen Kommentaren geben die Befürworter an, dass dadurch das Klima geschützt, Verletzungen verhindert oder Tiere und ängstliche Menschen geschont werden sollen. Die Verbotsgegner unter den #NDRfragt-Teilnehmern empfänden eine Komplettabsage als ein Verbot zu viel und als Bruch mit den Traditionen. Vor allem die Überwachung sehen sie kritisch. Alle Ergebnisse dieser nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage gibt es als PDF zum Herunterladen.
"Wenn privates Feuerwerk verboten würde, dann müsste man auch verbieten, dass ich mit einem 300-PS-Auto sonntags Brötchen im Nachbarort hole."
Michael (29) aus Niedersachsen, #NDRfragt-Mitglied
#NDRfragt-Mitglied Jannika (26) aus Hamburg
“Es hat einfach viel zu viele negative Auswirkungen, um den Wimpernschlag Lichter im Himmel zu sehen. Man kann gut darauf verzichten.”
#NDRfragt-Mitglied Beate (40) Mecklenburg-Vorpommern
“Warum sollte es an einem Tag, an dem die meisten Leute mindestens angetrunken sind, sinnig sein, mit Sprengstoff zu hantieren? Wer hat sich diesen Idiotismus eigentlich ausgedacht?”
#NDRfragt-Mitglied Marc (54) aus Niedersachsen
“Ich finde dieses Geballer unsäglich und hoffe, dass es bald der Vergangenheit angehört. Und das, obwohl ich sonst sehr auf Traditionen wie Osterfeuer oder ähnliches stehe.”
#NDRfragt-Mitglied Imme (54) aus Mecklenburg-Vorpommern
“Leider sorgen wie so häufig diejenigen, die es übertreiben, für eine verzerrte Diskussion. Weil es die Leute in der Stadt mit dem Feuerwerk nicht richtig hinbekommen, sollen die Leute auf dem Land auch mit darauf verzichten...nee, nee.”
#NDRfragt-Mitglied Beate (66) aus Niedersachsen
“Bitte nicht immer alles verbieten. Knallen gehört zu Silvester dazu.”
#NDRfragt-Mitglied Tobias (31) aus Mecklenburg-Vorpommern
"Silvester ist einmal im Jahr. Wir geben das ganze Jahr Geld für irgendwelchen Schrott aus und produzieren das ganze Jahr Müll und Emissionen durch unseren täglichen Konsum. Warum stört jetzt ausgerechnet dieser eine Tag im Jahr? Davon retten wir das Klima auch nicht, wenn wir die Böller verbieten.”
Die Befragten aus Mecklenburg-Vorpommern sehen ein Verbot eher kritisch als Teilnehmende aus den westlichen Bundesländern im Norden. Und Befragte, die in Städten leben, wünschen sich eher ein Böllerverbot als #NDRfragt-Mitglieder aus dem ländlichen Raum. Insgesamt tun sich unter den Befragten der #NDRfragt-Community die unter 30-Jährigen etwas schwerer mit einer klaren Haltung zum kompletten Böllerverbot. Die Jüngeren sind zwar im Zweifel mehrheitlich auch für eine komplette Abschaffung der privaten Knallerei, plädieren aber eher für begrenzte Verbotszonen.
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- Böllern an Silvester ist grundsätzlich bereits ab 0 Uhr und bis Neujahr 24 Uhr erlaubt.
- Aus Sicherheitsgründen haben einige Städte allerdings Böllerverbotszonen eingerichtet, über die Sie sich im Voraus informieren sollten.
- Davon abgesehen, gilt in ganz Deutschland ein Böllerverbot in unmittelbarer Nähe von Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen, Kirchen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden, § 23 Abs. 1 der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz (SprengG).
- Wer illegale Knaller aus dem Ausland zündet, riskiert eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe, § 40 Abs. 1 SprengG.
- Die Legalität von Feuerwerkskörpern gemäß der EU-Richtlinien, können Sie an der CE-Kennzeichnung prüfen. Steht die vierstellige Nummer 0589 auf dem Feuerwerkskörper, wurde er nach dem SprengG geprüft und zertifiziert.
- Die Einrichtung von Verbotszonen regelt die jeweilige Stadt oder Gemeinde (Informationen dazu finden sich auf den Internetseiten).
Böller-Verbotszonen - gut gemeint, aber schlecht durchgesetzt?
Knapp 90 Prozent der Befragten der #NDRfragt-Gemeinschaft finden eine Regelung mit ausgewiesenen Böller-Verbotszonen in ihrer Stadt oder Gemeinde sinnvoll. In der Nähe von besonders brandgefährdeten Gebäuden oder um Krankenhäuser und Seniorenheime herum gilt ein Verbot ja schon allgemein. Aber nicht alle Befragten glauben, dass die Menschen sich an die vorgegebenen Zonen halten oder haben bereits Verstöße erlebt.
#NDRfragt-Mitglied André (54) aus Hamburg
“Verbotszonen ändern ja nichts an dem Staub und Lärm und sind obendrein schwer zu überwachen.”
#NDRfragt-Mitglied Anina (42) aus Schleswig-Holstein
“Verbotszonen finde ich schwierig, lieber ein generelles Verbot, damit das auch einfacher zu kontrollieren ist.”
#NDRfragt-Mitglied Barbara (72) aus Hamburg
“Ein Böllerverbot wird sich nicht realisieren lassen, deshalb fände ich Böllerverbotszonen sinnvoll und es wäre schon mal ein Anfang.”
#NDRfragt-Mitglied Timo (27) aus Niedersachsen
“Verbotszonen an zentralen Plätzen wären okay. Auf dem eigenen Hof sollte es erlaubt sein.”
#NDRfragt-Mitglied Christoph (74) aus Hamburg
“Die Kontrolle von Verboten bzw. Verbotszonen ist kaum durchführbar. Trotzdem sollte man Verbote fordern, um unkontrolliertes Feuerwerk zu begrenzen. Besser wären - wenn überhaupt - wenige Feuerwerke, die von Profis durchgeführt werden.”
Silvester-Feuerwerk - eines für alle?
Viele Kommunen machen es schon: Das große Feuerwerk an einem zentralen Ort mit allem Zisch und Krach wäre für viele befragte Mitglieder der #NDRfragt-Community eine echte Alternative. Immerhin 53 Prozent derjenigen, die selbst gerne böllern und Raketen zünden, würden sich lieber auf den Weg zum Marktplatz machen und dafür aufs private Knallen verzichten.
Jahreswechsel? Es geht auch ohne Blitz und Donner
Nur ein knappes Viertel der Befragten #NDRfragt-Mitglieder schießt Raketen oder Ähnliches in den Himmel, Kinderfeuerwerk ist bei einigen beliebt, aber nur 4 Prozent zünden die so genannten Chinaböller an, die besonders laut sind. Gut zwei Drittel sagen, dass sie Raketen und Kracher für ihren guten Rutsch gar nicht zünden. Die Begeisterung nimmt mit dem Alter eher ab, die Jüngeren lassen es schon eher krachen.
#NDRfragt-Mitglied Jakob (27) aus Niedersachsen
“Ich finde privates Feuerwerk nicht zeitgemäß. Es belastet das Klima und verursacht Müll.”
#NDRfragt-Mitglied Daria-Maret (48) aus Niedersachsen
“Mit dem ganzen Geld, das an Silvester einfach in die Luft gepustet wird, könnten eine Menge Entwicklungshilfe und andere soziale Projekte finanziert werden.”
#NDRfragt-Mitglied Esther (53) aus Hamburg
“Als das Feuerwerk verboten worden war, habe ich das sehr genossen. Deutlich bessere Luft, weniger Lärm - ein Genuss!”
Befragte, die zu Silvester gerne zündeln - ob mit Kindern oder nur für den Nachwuchs, achten dabei zu über 30 Prozent auf die Umweltverträglichkeit von Feuerwerk, dieses Bewusstsein nimmt mit dem Alter zu. Unter 30-Jährige zeigen sich in der Befragung sorgloser. Für die meisten "Sprengmeister" spielt das aber keine Rolle.
Über diese Befragung
Die Antworten stammen aus der Umfrage "Böllerverbot - ja oder nein?", an der sich 18.555 Norddeutsche beteiligt haben. Für die Ergebnisse wurden Antworten ausgewertet, die vom 05. bis zum 11. Dezember 2023 um 9 Uhr abgegeben wurden. An den Umfragen von #NDRfragt nehmen Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen teil. Die Umfragen werden online ausgefüllt.
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings nach den statistischen Merkmalen Alter, Geschlecht, Bundesland und Schulabschluss gewichtet. Das heißt: Antworten von Bevölkerungsgruppen, die unter den Befragten seltener vertreten sind als in der norddeutschen Bevölkerung, fließen stärker gewichtet in die Umfrage-Ergebnisse ein. Und die Antworten von in der Befragung überrepräsentierten Gruppen werden schwächer gewichtet. Insgesamt verteilen sich die Antworten dann am Ende eher so, wie es der tatsächlichen Verteilung der Bevölkerungsgruppen in Norddeutschland entspricht.
Wachsende #NDRfragt-Community mit mehr als 36.000 Norddeutschen
#NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Mittlerweile haben sich mehr als 36.000 Norddeutsche für die Community angemeldet. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und wird zu den Umfragen per E-Mail eingeladen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.
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27.12.2023 | 12:00 Uhr