Lemke: Atommüll in der Asse muss spätestens 2033 raus
Tausende Fässer mit radioaktiven Abfällen lagern im maroden Bergwerk Asse II. Bundesumweltministerin Lemke war vor Ort, um sich persönlich ein Bild zu machen. Die Zukunft der Asse war am Mittwoch auch Thema bei NDR Info live.
Bürgerinitiativen und Anwohner sind alarmiert über den Atommüll im maroden Lager Asse II: In der Schachtanlage des Bergwerks im Landkreis Wolfenbüttel lagern laut Betreiber rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Seit Jahren sickert Salzwasser ins marode Lager, seit einigen Monaten sucht es sich bisher unbekannte Wege. Die Asse droht also abzusaufen. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) erklärte, dort seien die Abfälle nicht sicher. Der Bund hat die BGE beauftragt, den Atommüll zu bergen.
Bundesumweltministerin Lemke: "Rückholung oberste Priorität"
Am Mittwoch besuchte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) den Schacht. Sie sieht im Verbleib der radioaktiven Abfälle einen Wettlauf gegen die Zeit. Die in der Asse eingelagerten Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Stoffen müssten "allerspätestens 2033" geborgen werden, sagte sie. "Die Situation in der Asse ist eine, die ich sehr ernst nehme", betonte Lemke. "Wir haben es jetzt seit mehreren Wochen mit veränderten Wasserzuflüssen zu tun, und deshalb bleibt und ist die Rückholung oberste Priorität."
Es sei "verantwortungslos" gewesen, sie überhaupt dort einzulagern, betonte Lemke, die sich vor dem Besuch im Schacht den Fragen wütender Anwohner stellte und sich auch mit dem Gemeindebürgermeister traf. Auf NDR Info sprach sich die Ministerin für eine Beschleunigung der Rückholaktion aus: "Ich habe mit der Geschäftsführerin der BGE darüber gesprochen, dass dies notwendig ist." Aber es sei eine extreme Herausforderung.
Niedersachsens Umweltminister: Kein Atom-Dauerlager oberhalb der Asse
Ebenfalls am Mittwoch vor Ort war der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Er machte deutlich, dass oberhalb des maroden Bergwerks Asse kein Dauerlager für Atommüll entstehen dürfe. Nach der Bergung müsse der Müll in das bestehende Zwischenlager gebracht werden, sofern er transportfähig sei.
Die Fässer könnten beispielsweise in Zwischenlager nach Süddeutschland gebracht werden, von wo der meiste Müll in der Asse ursprünglich ohnehin komme. Das sei gerecht, betonte Meyer. Oberhalb der Asse solle der Atommüll nur kurzzeitig für Untersuchungen gelagert werden. Ähnlich wie Lemke sprach sich auch ihr Amtskollege aus Hannover dafür aus, die Rückholung des Mülls dort, wo es möglich sei, zu beschleunigen.
Zahlreiche Fragen weiterhin offen
Nach wie vor sind viele Fragen im Zusammenhang mit der Asse offen: Wie gefährlich ist der Atommüll in der Asse für die Anwohnerinnen und Anwohner? Was unternimmt die BGE? Und wo sollen Zwischen- und Endlager für den Atommüll entstehen?
Diese Fragen haben wir im NDR Info Livestream auf ndr.de und YouTube diskutiert. NDR Info Moderatorin Mirja Fiedler sprach darüber mit:
- Iris Graffunder - Chefin der Betreibergesellschaft BGE
- Clemens Walther - Kernchemiker und Strahlenschutzforscher von der Leibniz Universität Hannover
- Andreas Riekeberg - Sprecher des Asse II-Koordinationskreises
Den Video-Mitschnitt der gesamten Sendung finden Sie hier:
- Atommülllager Asse: Einsickerndes Wasser nimmt neue Wege
- Wie weiter im Asse-Desaster - BGE informiert
- Endlagersuche: Experten fordern Tempo - auch wegen Zwischenlagern
- Meyer: Atommüll muss so schnell wie möglich raus aus der Asse
- BGE-Chefin: Lage in der Asse unter Kontrolle
- Atommülllager Asse: Wasser dringt in tiefere Schichten ein
- Wasser im Atommülllager Asse: Umweltministerin Lemke ist besorgt
- Atommülllager Asse: Klage auf schnellere Bergung eingereicht
- Bergungsschacht für Asse-Atommüll: Probebohrungen starten