Endlagersuche: Experten fordern Tempo - auch wegen Zwischenlagern
Die Suche nach einem Endlager-Standort für Atommüll muss Experten zufolge schneller gehen. Er könnte erst 2068 feststehen. Die Genehmigungen für die Zwischenlager in Niedersachsen laufen vorher aus.
Bei einer Anhörung im Umweltausschuss des Bundestags waren sich die Experten am Mittwoch einig, dass der Suchprozess für ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll zwar weiterhin gründlich, aber auch zügig durchgeführt werden sollte. Sie wiesen auf zahlreiche Probleme hin, die sich ergeben, wenn ein Endlagerstandort nicht wie ursprünglich geplant 2031, sondern möglicherweise erst 2068 feststehen sollte. Klaus Nutzenberger vom Deutschen Städte- und Gemeindebund etwa befürchtet, dass eine längere Endlagersuche so teuer werden könnte, dass am Ende kein Geld mehr Ausgleichsmaßnahmen für die betroffene Kommune da sein könnte. Arnjo Sittig vom Nationalen Begleitgremium sorgt sich, dass es immer schwerer werden könnte, Menschen über einen so langen Zeitraum an dem Auswahlprozess für ein Endlager zu beteiligen. Und Ursula Schönberger vom Fachportal Atommüllreport mahnte, dass sich die Politik jetzt mit den Zwischenlagern beschäftigten müsse. Denn sie seien ja gar nicht für einen so langen Zeitraum gedacht gewesen.
Genehmigungen für niedersächsische Zwischenlager laufen aus
In den niedersächsischen Zwischenlagern stehen aktuell 251 Behälter mit hoch radioaktiven Abfällen. Eine Hälfte davon befindet sich auf dem jeweiligen Betriebsgelände der abgeschalteten Atomkraftwerke Unterweser (Landkreis Wesermarsch), Grohnde (Landkreis Hameln-Pyrmont) und Emsland in Lingen. Die anderen mehr als 100 Atommüllbehälter stehen im zentralen Zwischenlager in Gorleben (Landkreis Lüchow-Dannenberg). Das Problem: Diese Zwischenlager sind aktuell nur bis in die 2040er Jahre genehmigt, Gorleben sogar nur bis 2034.
Experten fordern von Politik klarere Regeln für Endlagersuche
Die Experten sehen die Bundestagsabgeordneten in der Pflicht tätig zu werden. Sowohl Klaus-Jürgen Röhlig von der Technischen Universität Clausthal als auch der Chemiker und BGE-Berater Michael Sailer fordern, dass der Endlagersuchprozess genauer im Gesetz geregelt werden sollte. Denn jetzt, so Sailer, trauten sich die zuständigen Behörden wie die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) und das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) oft nicht Entscheidungen zu treffen, was den Prozess ebenfalls verzögere.
2027 sollen wenige mögliche Standorte feststehen
Ein weiteres Problem: Die BGE hatte in einem ersten Teilbericht vom September 2020 rund die Hälfte der Fläche Deutschlands aus geowissenschaftlicher Sicht für ein Endlager geeignet gehalten. Das bedeutet, 90 Teilgebiete kämen aus Sicht der BGE für eine weitere Standortsuche infrage. Diese große Anzahl muss die BGE in den nächsten Jahren drastisch eingrenzen. Denn 2027 soll es nur noch eine einstellige Zahl möglicher Standorte sein. Die sollen anschließend weiter erkundet werden. Spätestens dafür aber wird der Bundestag ein weiteres Gesetz beschließen müssen.