Kliniken, Kitas und Müllabfuhr: Tagelange Streikwelle angelaufen
Vor den Tarifverhandlungen für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes sind zahlreiche Mitarbeitende in den Streik getreten. Betroffen sind heute und morgen vor allem Kliniken, Rettungsdienste und Care-Bereiche wie Kitas, die Jugendhilfe und Sozialarbeit.
An zahlreichen Krankenhäusern und anderen kommunalen Einrichtungen im Norden haben die Mitarbeitenden am Morgen die Arbeit niedergelegt. Aufgerufen dazu hatte die Gewerkschaft ver.di.
So trafen sich die Frühschichten des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), der Asklepios-Kliniken, der Endo-Klinik des Helios-Konzerns und der Schön-Klinik Eilbek vor den Häusern zum Streik und gingen anschließend zur Kundgebung auf den Gänsemarkt, bei der etwa 1.000 Menschen protestierten. "Wir sind mit der Beteiligung gut zufrieden", sagte eine ver.di-Sprecherin im Anschluss.
In den Asklepios-Kliniken seien die Auswirkungen eher gering, erklärte ein Unternehmenssprecher. In einigen Fällen hätten geplante Operationen oder Behandlungen verschoben werden müssen.
Stadtreinigung streikt am Wochenende und Montag
Morgen sind im Hamburg beispielsweise die Kitas der Elbkinder vom Streik betroffen. Die Leitung hat Eltern bereits dazu aufgerufen, eine andere Betreuung für ihre Kinder zu organisieren. Am Wochenende werden laut ver.di nun auch die Recyclinghöfe, die Straßenreinigung und die Containerabfuhr bestreikt. Am Montag sollen die Mülltonnen nicht geleert werden. Mitarbeiter der Hamburger Stadtreinigung hatten bereits Ende Februar die Arbeit niedergelegt.
SH: Streiks an Krankenhäusern, Kitas und Rettungsdiensten
Auch in Schleswig-Holstein fielen Operationen aus und Kitas blieben zu. In Kiel blieben zwei Drittel der 36 städtischen Kitas geschlossen. Regulär geöffnet war nur eine Kita in der Stadt. In Lübeck und Eutin beteiligten sich nach Angaben von ver.di rund 150 Beschäftigte an den Warnstreiks. Betroffen waren städtische Senioren-Einrichtungen in Lübeck, die Sana Kliniken in der Hansestadt sowie das Ameos-Klinikum in Eutin, sagte ein Sprecher. Größere Auswirkungen habe es dadurch jedoch nicht gegeben, weil es überall Notdienst-Vereinbarungen gegeben habe.
Zudem hatte in Schleswig-Holstein der Beamtenbund und Tarifunion (dbb) zum Streik aufgerufen, sodass unter anderem im Kraftfahrtbundesamt, bei der Müllentsorgung und Zollverwaltung gestreikt wird. Streiks gibt es zudem bei der Müllabfuhr.
An einem Protestzug durch die Kieler Innenstadt beteiligten sich laut Polizei etwa 2.500 Menschen. Der Beamtenbund dbb sprach von fast 3.000 Teilnehmenden. Viele von ihnen versammelten sich anschließend auf dem Rathausplatz zu einer Kundgebung. Auf Plakaten der Demonstranten stand unter anderem zu lesen "Mehr Wertschätzung für Arbeit im öffentlichen Dienst" oder "Arbeitsheld! Ohne Geld? Nicht mit uns!". Mit Trillerpfeifen verschafften viele Teilnehmende ihrem Unmut Luft.
Niedersachsen: Klinikstreik und Demonstrationen
Mehr als 1.000 Menschen in Niedersachsen und Bremen folgten nach Angaben der Gewerkschaft ver.di am Donnerstag dem Streikaufruf. Es kam demnach zu Einschränkungen im Krankenhausbetrieb. Vom Ausstand waren den Angaben nach die kommunalen Krankenhäuser in Osnabrück, Oldenburg, Lüneburg, Buchholz, Winsen, Verden, Achim, Diepholz, Osterholz, das Klinikum Region Hannover (KRH) und die Kliniken der Gesundheit Nord in Bremen betroffen. Laut Gewerkschaft kamen zu Kundgebungen in Hannover 500 und in Lüneburg 100 Menschen. In Oldenburg, wo auch andere Beschäftigte des öffentlichen Dienstes streikten, kamen demnach 1.700 Menschen zusammen. Die Polizei zählte in Hannover 200 Menschen.
Beim Kommunalen Arbeitgeberverband Niedersachsen (KAV) treffen die Warnstreiks auf Unverständnis. "Eine solche Eskalation ist unverhältnismäßig", kritisierte KAV-Hauptgeschäftsführer Michael Bosse-Arbogast.
Morgen in Niedersachsen Einschränkungen vor allem in Kitas
An einigen Standorten wie dem KRH und in Lüneburg soll der Warnstreik am Freitag fortgesetzt werden. Hinzu kommen laut ver.di die Kliniken in Braunschweig und Wolfsburg.
Auch Beschäftigte von Kindertageseinrichtungen, der Jugendhilfe und weiteren Bereichen der Sozialarbeit sind am Freitag zum Streik aufgerufen. Betroffen sind unter anderem: Kommunen in den Landkreisen Lüneburg, Harburg, Hildesheim, Nienburg, Stade, Rotenburg, Bremerhaven und Hameln-Pyrmont, in der Stadt Hannover sowie Kommunen im Umland, in den Städten Lüneburg, Braunschweig, Wolfsburg und Wolfenbüttel. Die Warnstreiks sollen zu deutlichen Einschränkungen führen - besonders in den Kitas.
"In den Kitas und der Sozialarbeit fehlt es überall an Personal, viele Stellen sind nicht besetzt. Viele Beschäftigte sind Frauen, die in Teilzeit arbeiten, weil sie sich um Kinder und Angehörige kümmern oder weil die Belastungen immer mehr steigen. Nur mit besseren Arbeitsbedingungen und einer angemessenen Bezahlung lassen sich Menschen für diese so wichtigen Berufe finden und halten", sagte Stefanie Weiss, die stellvertretende ver.di-Landesfachbereichsleiterin.
Streiks in Mecklenburg-Vorpommern erst morgen
In Mecklenburg-Vorpommern sollen kommunale Kitas betroffen sein und Beschäftigte in den Jugendämtern sowie die Helios Kliniken Schwerin und Stralsund streiken. Laut Helios soll die Notversorgung gesichert sein, Einschränkungen könne es aber beim Gesundheits- und Rettungsdienst geben.
Schwerpunkte in Mecklenburg-Vorpommern sind demnach neben Nordwestmecklenburg und Ludwigslust-Parchim auch der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Dort wollen nach NDR Informationen Beschäftigte der Stadtverwaltung Neubrandenburg, die Rentenversicherung Nord und Beschäftigte in einzelnen kommunalen Ämtern die Arbeit niederlegen. Am Südstadtklinikum Rostock soll entgegen vorheriger ver.di-Informationen auch am Freitag nicht gestreikt werden. Das teilte ver.di am Mittwochnachmittag mit.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat für den kommenden Dienstag zu einem landesweiten Warnstreik in kommunalen Kitas aufgerufen. Schwerpunkte seien dabei Rostock und Umgebung, wie die Gewerkschaft mitteilte
Schwerpunkt auf Branchen, in denen Frauen arbeiten
In dieser Woche liegt der Schwerpunkt des Streiks auf Branchen, in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind, so ver.di. Auch Schwimmbäder und Theater könnten betroffen sein. In der kommenden Woche sollen die Warnstreiks dann nochmal ausgeweitet werden.
Mehr Lohn und Zuschläge für belastende Zeiten gefordert
Ver.di fordert eine Tariferhöhung im Volumen von acht Prozent - mindestens aber 350 Euro monatlich mehr - und höhere Zuschläge für die Arbeit zu belastenden und ungünstigen Zeiten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem fordert die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber haben diese Forderungen als nicht finanzierbar zurückgewiesen.
Am 13. März plant ver.di Nord zentrale Veranstaltungen in Kiel und Rostock. Die Tarifverhandlungen sollen vom 14. bis 16. März in Potsdam fortgesetzt werden. Verhandelt wird für etwa 2,5 Millionen Angestellte bei Bund und Kommunen.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version hatten wir berichtet, dass schon heute in Mecklenburg-Vorpommern gestreikt wird. Ver.di hat die Angaben nun konkretisiert. Dort sind die Beschäftigten erst morgen zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.
