Coronavirus-Blog: Weil verteidigt umstrittenes Schul-Konzept
NDR.de hat Sie auch am Mittwoch, den 20. Januar 2021, aktuell über die Folgen der Coronavirus-Pandemie für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg informiert. Am Donnerstag geht es mit einem neuen Blog weiter.
Das Wichtigste in Kürze:
- Niedersachsen: Schul-Konzept in der Kritik - Weil verteidigt Abschaffung der Präsenzpflicht für Schüler
- Ab Montag Kita-Notbetreuung in Hamburg
- Neue Corona-Maßnahmen sollen in Schleswig-Holstein ab Montag gelten
- MV: Notbetreuung in Schulen und Kitas bei 150er-Inzidenz
- Bund-Länder-Treffen: Corona-Schutzmaßnahmen werden bis Mitte Februar verlängert
- Gemeldete Neuinfektionen: 1.319 in Niedersachsen, 451 in Schleswig-Holstein, 294 in Mecklenburg-Vorpommern, 285 in Hamburg, 116 in Bremen
- RKI verzeichnet bundesweit 15.974 Neuinfektionen und 1.148 Todesfälle
Überblick: Tabellen, Karten und Grafiken zu Corona im Norden
Hintergrund: So kommen unterschiedliche Fallzahlen zustande
NDR.de wünscht eine gute Nacht
An dieser Stelle beenden wir unsere Corona-Berichterstattung für heute - und sagen Danke für Ihr Interesse. Morgen früh geht es mit einem neuen Blog hier bei NDR.de weiter. Gute Nacht!
Bundesregierung will bei EU-Videogipfel Bekämpfung neuer Virusvarianten eng abstimmen
Die Bundesregierung will sich bei einem Videogipfel am Donnerstag für eine enge Abstimmung in der EU bei der Bekämpfung von neuen Varianten des Coronavirus einsetzen. Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sagte der Deutschen Welle: "Wenn wir gemeinsam mit unseren Nachbarländern auch die Mutationen niedrig halten wollen, müssen wir alle synchron handeln." Als Ziel nannte er, Grenzschließungen zu vermeiden. "Deshalb ist es ganz wichtig, dass im Europäischen Rat Vorsorge getroffen wird. Dass wir jetzt alle gemeinsam die Mutation möglichst stark unterdrücken." Der Videogipfel der 27 EU-Staaten beginnt am Donnerstagabend. Dabei suchen Bundeskanzlerin Angela Merkel (ebenfalls CDU) und ihre EU-Kollegen eine gemeinsame Linie im weiteren Kampf gegen die Pandemie. Aktuell gibt es wegen der zuerst in Großbritannien und Südafrika entdeckten Virusvarianten bei vielen EU-Staaten große Sorgen, weil diese Mutationen ansteckender sind.
Städtetag: Schnellere Impfungen für Erzieher und Grundschullehrer
Der Niedersächsische Städtetag dringt auf schnellere Corona-Impfungen und mehr Schnelltests für Erzieher und Grundschullehrer. "Dieser Personenkreis muss im Stufenplan der Impfkommission zur Priorisierung der Covid-19-Impfungen eine Stufe aufrücken", sagte Städtetag-Präsident Ulrich Mädge. Diese Berufe müssten schließlich mit kleinen Kindern umgehen. Im Bund-Länder-Beschluss vom Dienstag heißt es, es gebe ernstzunehmende Hinweise, dass sich die Mutation B.1.1.7 des Coronavirus unter Kindern und Jugendlichen stärker verbreite als die ursprüngliche Variante. Der Corona-Impfverordnung des Bundes zufolge sind Erzieher und Lehrer in Phase 3 der Impfungen an der Reihe.
Weil verteidigt Aufhebung der Präsenzpflicht
Der Bund will Arbeitgeber dazu verpflichten, Homeoffice anzubieten. Auch in der öffentlichen Verwaltung in Niedersachsen gibt es Nachholbedarf. So sind viele Akten noch nicht digitalisiert, sodass im Büro gearbeitet werden muss. "Das ist eines der Themen, da müssen wir überall besser werden", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil (SPD) im Interview mit dem NDR. Er verteidigte auch die Aufhebung der Präsenzpflicht in der Schule. Sie war heute als "Hin und Her" scharf kritisiert worden. "Ich glaube, dass es im Interesse vieler Familien ist, nicht gezwungen zu werden ihre Kinder in die Schule zu geben oder andersrum ihre Kinder nicht zur Schule geben zu dürfen." Weil möchte den Familien ermöglichen, die Entscheidung für oder gegen Schule selbst zu treffen.
Wie sehen Landagsabgeordnete die Pandemie?
Die Pandemie ist auch für die Landtagsabgeordneten in Schleswig-Holstein eine außergewöhnliche Situation. Immer wieder ändern sich Maßnahmen zur Virus-Bekämpfung. "Dieses Ohnmachtsgefühl, dass man einfach von einer Welle überschwemmt wird und letztlich hilflos dasteht. Das ist ja etwas, dass der potenziellen Eitelkeit eines Politikers eher widerstrebt", sagt Burkhard Peters (Grüne) mit einem Schmunzeln. Lukas Kilian, CDU-Abgeordneter aus Wentorf vermisst den Mut von Ministerpräsidenten anderer Länder. Diejenigen, die wirklich hohe Zahlen hätten, würden sich nicht trauen, wirklich "krasse Maßnahmen" durchzusetzen.
Mann nach zweifacher Corona-Erkrankung verstorben
In der vergangenen Woche ist ein Mann aus Baden-Württemberg nach einer schweren Covid-19-Erkrankung verstorben. Wie das Landesgesundheitsamt bestätigte, soll der Mann sich ein zweites Mal mit dem Corona-Virus angesteckt haben. Demnach handelt es sich um mutmaßlich den ersten tödlichen Verlauf einer Reinfektion mit dem Virus in Deutschland. Im April vergangenen Jahres soll der Mann erstmalig an Covid-19 erkrankt sein. Das teilte eine Sprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung mit. Im Dezember sei der 73-Jährige erneut erkrankt, mit dem klinischen Bild einer Lungenentzündung. Die wiederholte Infektion wurde demnach Anfang Januar durch einen PCR-Test festgestellt. Der Mann sei im weiteren Verlauf an einer Covid-19-Lungenentzündung und schweren Allgemeininfektion des Körpers mit Multiorganversagen verstorben. Ob der gleiche Corona-Virus-Stamm für die erneute Erkrankung verantwortlich war oder eine veränderte, mutierte Version, ist unbekannt.
Frühere Impfung für niedergelassene Ärzte gefordert
Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) fordert, niedergelassene Mediziner und Psychotherapeuten früher als geplant gegen Corona zu impfen. Sie sind bisher mit hoher Priorität in der zweiten Impfgruppe eingeordnet. "Insbesondere bei der Behandlung unbekannter Patienten, deren Vorgeschichte und Diagnosen der Arzt nicht kennt, liegt ein erhebliches Infektionsrisiko vor", sagte der Vorstandsvorsitzende der KVN, Mark Barjenbruch. Sollten zunehmend Praxen schließen müssen, würde dies den Verlauf der Pandemie negativ beeinflussen. Die Impfverordnung blende völlig aus, dass in den Arztpraxen 90 Prozent der Corona-Abstriche genommen werden, kritisierte Barjenbruch.
116 Neuinfektionen in Bremen
Im Bundesland Bremen sind in den vergangenen 24 Stunden 116 Neuinfektionen registriert worden. Das sind 47 mehr als gestern und 26 weniger als vor einer Woche. Ein Mensch starb mit oder an Corona. Damit sinkt die 7-Tage-Inzidenz in der Stadt Bremen von 77 auf 71,5. In Bremerhaven steigt der Wert von von 78,1 auf 82,4.
294 Neuinfektionen in Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern wurden 294 Corona-Neuinfektionen registriert. Das sind 71 Fälle weniger als gestern und 78 weniger als am Mittwoch vergangener Woche. Die Zahl der Todesfälle im Nordosten stieg um weitere 13 auf insgesamt 340. Für den ganzen Nordosten sank der Inzidenzwert auf 113,6 Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen Wochenfrist. Kein Landkreis übersteigt derzeit die 200-er Grenze.
DRK will Ehrenamtliche für Schnelltests schulen
Insgesamt 14.000 Ehrenamtliche will das DRK in Deutschland dazu ausbilden, Corona-Schnelltests durchführen zu können. Laut DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt würden nach nach Absprache mit der Bundesregierung zunächst etwa 7.000 Bundeswehr-Angehörige sowie 7.000 Freiwilligen ausbilden. Letztere sollen die Soldaten nach drei Wochen bei ihrem Einsatz in den Pflegeeinrichtungen ablösen. "Wir hoffen sehr, dass durch den Einsatz der Bundeswehr und der Freiwilligen das Pflegepersonal in den Einrichtungen, das bisher in erster Linie die Schnelltests für Bewohner und Angehörige vornimmt, entlastet werden kann", sagte Hasselfeldt.
Corona-Ausbruch im Krankenhaus Neustrelitz
Im Krankenhaus Neustrelitz ist die Abteilung für Inneres vorerst wegen eines Corona-Ausbruchs für neue Patienten geschlossen worden. Elf Patienten und fünf Mitarbeiter seien positiv getestet worden. Das Virus sei vermutlich von zwei Patienten in die Klinik getragen worden, die wegen anderer Krankheiten eingeliefert wurden, so der Ärztliche Direktor, Fred Ruhnau.
Hamburg stellt auf Kita-Notbetreuung um
Hamburg Kitas werden ab Montag nur noch eine erweiterte Notbetreuung anbieten. Das kündigte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) nach einer Sonderberatung des Senats an. Eltern werden aufgerufen, ihre Kinder zu Hause zu betreuen. Wie im ersten Lockdown dürfen dann nur noch Eltern ihre Kinder bringen, die wegen ihrer Berufe oder weil sie alleinerziehend sind, wirklich darauf angewiesen sind, oder deren Kinder einen dringenden Betreuungsbedarf haben. Zugleich rief er die Väter und Mütter auf, vom erweiterten Krankentagegeld Gebrauch zu machen. Und: Trotz der geltenden Kontaktbeschränkung auf eine Person außerhalb des eigenen Haushalts sei auch eine privat organisierte Kinderbetreuung in kleinen Gruppen weiterhin zulässig. Auch OP-Masken oder Mund-Nase-Bedeckungen mit den Standards KN95/N95 oder FFP2 müssen in Hamburg getragen werden. "Sie müssen richtig getragen werden und sie müssen passen", sagte der Bürgermeister. Die neuen Regeln sollen Freitag oder Sonnabend in Kraft treten. Bußgelder für Verstöße soll es aber erst ab Anfang Februar geben.
Hamburgs Gastronomen wollen nicht "verhungern"
Die Verlängerung des Lockdowns verlängert auch die Unsicherheit in Hamburgs Gaststätten und Hotels. Ein neuer Zusammenschluss von etwa 40 Betreibern und Betreiberinnen fordert jetzt: "Lasst uns nicht am langen Arm verhungern". Besonders problematisch sei, dass die angekündigten Hilfen bisher nicht ankommen. Die Wirte fühlen sich geradezu getäuscht und kritisieren, dass großen Unternehmen anderer Branchen mit Milliarden geholfen werde.
Garg: Erstimpfungen in SH werden deutlich reduziert
Die momentane Versorgung des Landes mit Corona-Impfstoff stellt Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) nicht zufrieden: Nach seinen Angaben waren von den bisher gelieferten 117.000 Dosen mit dem Biontech/Pfizer-Vakzin bis Dienstagabend 69.716 gespritzt. Darunter seien 640 Zweitimpfungen. Demzufolge gebe es noch einen Lagerbestand von 47.284 Dosen, mit denen jetzt laut Garg vor allem Zweitimpfungen vorgenommen werden. Garg ärgert sich darüber, dass Schleswig-Holstein statt wie ursprünglich geplant 195.000 Impfdosen des Herstellers Biontech/Pfizer im ersten Quartal 5.000 Dosen weniger bekomme. Am meisten verstimme ihn, dass die Ankündigung vorübergehend geringerer Impfstoff-Lieferungen "extrem knapp gekommen ist", sagte der Minister. Die Erstimpfungen würden jetzt deutlich reduziert, vorerst könnten keine entsprechenden Termine in den Impfzentren vereinbart werden. NDR.de bietet einen Überblick über die Impfsituation in Norddeutschland:
Bislang keine weiteren Corona-Fälle in JVA Itzehoe
Nach einem Corona-Ausbruch in einem Gefängnis im schleswig-holsteinischen Itzehoe sind dort bislang keine weiteren Infektionen mit dem Virus aufgetreten. Auch aus den anderen Justizvollzugsanstalten des Landes sind bislang keine Corona-Verdachtsfälle gemeldet worden, wie heute ein Sprecher des Justizministeriums in Kiel sagte. Man hoffe, dass man das Infektionsgeschehen in den Gefängnissen unter Kontrolle habe. Gestern gab es die Meldung, dass 16 Gefangene und sieben Mitarbeiter der JVA Itzehoe positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Auch bei einem Gefangenen, der zuvor aus Itzehoe in die JVA Kiel verlegt worden war, war das Virus den Angaben zufolge nachgewiesen worden. Alle Gefangenen waren daraufhin in Einzelzellen untergebracht und die betroffenen Mitarbeiter in häusliche Quarantäne geschickt worden.
Schul- und Kitaschließungen bleiben umstritten
Größter Streitpunkt bei den Beratungen von Bund und Ländern über die aktuelle Corona-Lage in Deutschland war die Verlängerung der Kita- und Schulschließungen. Zwar gab es am Ende eine Einigung, aber der Beschluss ist umstritten. Auch darum ging es heute in der Nachmittags-Nachrichtenausgabe von NDR Info im NDR Fernsehen.
Ratgeber: Das ist bei medizinischen Masken zu beachten
Gestern haben Bund und Länder beschlossen, die Regeln für die Maskenpflicht zu verschärfen: In öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften müssen künftig mindestens medizinische Gesichtsmasken getragen werden, sogenannte OP-Masken. Noch sicherer sind Masken mit den Standards KN95/N95 beziehungsweise FFP2. Was ist der Unterschied? Welche Masken sind waschbar, welche sollten nicht wieder verwendet werden? Tipps zur Desinfektion und Reinigung sowie zum richtigen Gebrauch.
MV: Morgen Entscheidung über mögliche Notbetreuung in zwei Kreisen
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat angekündigt, dass in den Kreisen Ludwigslust-Parchim und Vorpommern-Greifswald in Schulen und Kitas von kommendem Montag an vorerst nur noch Notbetreuung - bis einschließlich Klasse 6 - möglich ist. Grundlage ist der Inzidenzwert, der in beiden Kreisen zurzeit über 150 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen liegt.
SH: Neue Corona-Regeln sollen ab Montag gelten
In Schleswig-Holstein sollen die verschärften Corona-Schutzmaßnahmen ab Montag gelten. Die jetzigen Planungen sehen vor, dass dann die neue Landesverordnung in Kraft tritt. Die Maßnahmen sehen zum Beispiel eine Pflicht zum Tragen von medizinischen Masken beim Einkaufen sowie in Bussen und Bahnen vor. Außerdem sollen mehr Menschen im Homeoffice arbeiten. Hintergrund sind hohe Infektionszahlen und Virus-Mutationen, die wohl ansteckender sind. Der Landtag in Kiel hat die von Bund und Ländern am Vorabend getroffenen Beschlüsse heute mit großer Mehrheit unterstützt. In der Sondersitzung bekräftigte das Parlament aber zugleich die Forderung nach Perspektiven für die Zeit danach - auch um Akzeptanz für Freiheitseinschränkungen nicht zu gefährden.
Niedersachsens Unternehmer kritisieren Homeoffice-Pflicht
Die neue Homeoffice-Verordnung, die voraussichtlich ab Mitte kommender Woche gelten soll, stößt bei den Arbeitgebern in Niedersachsen auf Ablehnung. Pauschale Vorgaben für mehr Arbeit von zu Hause gingen an der Planungsrealität vieler Betriebe vorbei, sagte heute Volker Müller, der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände im Land. ER sprach von "bürokratischem Aktionismus" ohne hinreichende Datengrundlage, weil Unternehmen mit ihren Beschäftigten dezentral regelten, was konkret an mobiler Arbeit möglich sei. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) begrüßte dagegen die von Bund und Ländern gemeinsam getroffene Regelung. Für Hamburgs Bürgermeister Tschentscher (SPD) ist der Beschluss für mehr Homeoffice am wichtigsten von allen gestern getroffenen: Nur über eine Begrenzung der beruflichen Mobilität erreiche man einen besseren Corona-Schutz, so Tschentscher. "Deshalb müssen die Tätigkeiten, die es erlauben, auch im Homeoffice erledigt werden."
Schulschließungen: Tropenmediziner ist auf Seiten der Landesregierung in MV
Der Rostocker Tropenmediziner Emil Reisinger begrüßt die Haltung Mecklenburg-Vorpommerns bei der Frage der Schulöffnung. Es habe in den vergangenen Wochen zwar einige Infektionsfälle an Schulen im Land gegeben. Diese hätten aber meistens zurückverfolgt werden können und es habe keine Ausbrüche gegeben. Die Schutzkonzepte würden greifen, so Reisinger. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte heute früh im Interview auf NDR Info ihre Position bekräftigt, die Schulen und Kitas in der Corona-Krise so weit wie möglich offen zu halten. Die bestehenden Regelungen für Schüler seien hart genug und sollten nicht noch weiter verschärft werden. Sobald ein Inzidenzwert von unter 50 erreicht sei, sollten zudem nach ihrer Ansicht bei ersten Öffnungsschritten Kitas und Schulen Vorrang haben. Bund und Länder hatten gestern gemeinsam beschlossen, dass Schulen bis Mitte Februar geschlossen bleiben sollen und die Präsenzpflicht ausgesetzt wird.
Spahn: Keine Engpässe bei medizinischen Schutzmasken
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht Deutschland gut mit medizinischen Schutzmasken versorgt. Er habe im Moment keine Erkenntnisse darüber, dass es bei den FFP2- oder vergleichbaren Schutzmasken zu Versorgungsengpässen komme, so der Minister heute. Die professionellen Masken machten einen "enormen Unterschied" zu den Alltagsmasken, was die Verbreitung des Virus angehe, betonte Spahn.
Neue Rechtsverordnung für mehr Homeoffice erlassen
Nach dem entsprechenden Bund-Länder-Beschluss von gestern Abend hat Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) heute eine Rechtsverordnung erlassen, die für mehr Homeoffice sorgen soll. Wie Heil mitteilte, müssen Arbeitgeber dort, wo es möglich ist, während der Pandemie Homeoffice ermöglichen. Nur zwingende betriebliche Gründe rechtfertigen demnach die Arbeit im Büro. Das Bundeskabinett hat die Verordnung laut Heil bereits gebilligt. Sie wird demnach voraussichtlich am 27. Januar in Kraft treten und befristet bis zum 15. März gelten. Kontrolliert werden könne die Regelung laut dem Minister von Arbeitsschutzbehörden und Unfallversicherungsträgern. Sie können Verstöße als Ordnungswidrigkeit sanktionieren.
Hamburg: 285 neue Corona-Fälle bestätigt
Auch die aktuellen Zahlen aus Hamburg liegen mittlerweile vor: In der Hansestadt sind 285 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden registriert worden. Auch hier die Vergleichszahlen: Gestern gab es bestätigte 251 neue Corona-Fälle, vor einer Woche 396. Auch in Hamburg ist die Sieben-Tage-Inzidenz rückläufig, sie wird mit dem Wert 98,4 angegeben. Von gut 500 Covid-19-Patienten, die zurzeit in Hamburger Krankenhäusern behandelt werden, liegen nach offiziellen und aktuellsten Angaben knapp 100 auf Intensivstationen.
Niedersachsen meldet 1.319 laborbestätigte Neuinfektionen
In Niedersachsen ist die Zahl der bestätigten Corona-Fälle binnen eines Tages um 1.319 gestiegen. Das meldeten heute die Gesundheitsbehörden des Landes. Gestern waren 598 Neuinfektionen registriert worden, am Mittwoch vor einer Woche 1.562. Mit oder am Coronavirus starben den Angaben zufolge 83 weitere Menschen, sodass nun landesweit seit Beginn der Pandemie insgesamt 2.810 Todesfälle zu beklagen sind. Die Sieben-Tage-Inzidenz (Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner) liegt mit 99,9 denkbar knapp unter dem Wert von 100. Am höchsten ist sie derzeit im Landkreis Peine (182,5). Auch in Gifhorn (153,5), der Region Hannover (164,4) und in Nienburg/Weser (158,2) liegt sie noch über 150.
Weiter vorerst keine Kita-Gebühren in Schleswig-Holstein
Das Land Schleswig-Holstein übernimmt die Kita-Gebühren weiterhin so lange, wie die Einrichtungen grundsätzlich geschlossen bleiben. Das sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) heute während einer Sondersitzung des Landtags zur Verlängerung der Lockdown-Maßnahmen bis Mitte Februar. Genauso werde mit den Betreuungskosten bei den Grundschulen verfahren. Kitas bieten gegenwärtig nur eine Notbetreuung an. Günther zufolge sind derzeit rund 20 Prozent der Kita-Kinder in den Einrichtungen.
Kommentar: Bund und Ländern gelingt eine Gratwanderung
Der Politik ist gestern bei der Verlängerung und teilweisen Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen die schwierige Abwägung zwischen zu viel und zu wenig Reglement erst einmal gelungen. Nun komm es - angesichts der aktuell noch immer hohen Todes- und Infektionszahlen sowie der ansteckenderen Mutationen des Virus - auf die Entwicklung in den nächsten Wochen an, meint Uwe Jahn in seinem Kommentar.
MV: Lern-System für Schulen soll Videofunktion erhalten
Das Lernmanagementsystem für Lehrer und Schüler in Mecklenburg-Vorpommern soll eine Videofunktion erhalten. Der Start sei in wenigen Wochen geplant, wie das Bildungsministerium in Schwerin heute mitteilte. Nach einem gut sechswöchigen Testbetrieb soll es in den Regelbetrieb übergehen. Das Land hatte vor einigen Monaten die Plattform "itslearning" eingeführt. Darüber können Schüler und Lehrer kommunizieren, außerdem kann dort Unterrichtsmaterial bereitgestellt und abgerufen werden. Die Einführung der Videofunktion hatte zuvor die Linksfraktion gefordert.
SH: Kontaktregel für Kleinkinder soll entschärft werden
Schleswig-Holstein will bei den Kontaktvorschriften in der Corona-Pandemie eine Sonderregelung für Kleinkinder einführen. Kinder unter drei Jahren würden künftig aus den Zählungen herausgenommen, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) heute während einer Sondersitzung des Landtags. Diese Kinder sollen demnach als eine Einheit mit einem Elternteil betrachtet werden. Generell dürfen sich die Angehörigen eines Haushalts derzeit nur mit einer weiteren Person treffen. Ausnahmen gelten für die Betreuung von Kindern unter 14 Jahren und von Pflegebedürftigen.
Niedersachsen: Keine Präsenzpflicht für Grundschüler
Bei den Schulen geht das Land Niedersachsen nach dem Corona-Gipfel einen eigenen Weg: Statt alle Schüler ins Homeschooling zu schicken, sind Grundschüler in Niedersachsen - zunächst bis Mitte Februar - von der Präsenzpflicht befreit. Das erst vor zwei Tagen wieder begonnene Modell des Wechselunterrichts mit halben Klassen solle beibehalten werden, kündigten Ministerpräsident Stephan Weil und Kultusminister Grant Hendrik Tonne (beide SPD) an. Konkret erhalten Eltern von Grundschülern die Möglichkeit, ihre Kinder per Formblatt vom Präsenzunterricht abzumelden. Die Entscheidung sei einmalig und nicht tageweise veränderbar, betonte Tonne. Die Erwartung sei, dass sich die Klassen erheblich leeren. Der Bund-Länder-Kompromiss müsse ernstgenommen und umgesetzt werden, so Weil. Tonne sagte, reines Distanzlernen sei schwierig und die Kinder seien inzwischen fünf Wochen zu Hause. "Das ist eine riesige Herausforderung für Kinder, für Eltern."
Schleswig-Holstein reagiert auf Impfstoff-Knappheit
Auch in Schleswig-Holstein bleibt der Impfstoff gegen das Coronavirus knapp. Deswegen werden auch weiterhin keine neuen Impftermine vergeben. Zweit-Impfungen sollen dagegen stattfinden, wie das Land gestern Abend ankündigte. Der Impfplan müsse etwas angepasst werden, weil die jüngsten Liefermengen des Vakzins von Biontech/Pfizer geringer ausgefallen sind als geplant. Davon sind auch alle anderen Bundesländer betroffen.
Viele Soldaten helfen in Altenheimen in Niedersachsen
Dutzende Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind zurzeit in niedersächsischen Altenheimen im Corona-Hilfseinsatz tätig. 121 Kräfte unterstützten Anfang der Woche die Mitarbeiter in elf Seniorenheimen, zum Beispiel in Oldenburg, wie eine Sprecherin der Bundeswehr mitteilte. "Die Soldaten helfen bei der Essensverteilung, machen Betten und Wäsche, Fahrdienst, vermitteln den Kontakt zu Angehörigen über Telefon oder Video-Anrufe, leisten den Bewohnern der Einrichtung Gesellschaft, spielen Gesellschaftsspiele mit ihnen", erklärte Jasmin Henning weiter. Sie sollen das Personal in den Heimen entlasten, übernehmen dabei aber keine Pflege-Tätigkeiten wie Grundpflege oder Toilettengänge.
Drosten: Ansteckendere Variante im Keim ersticken
Die Sorge vor den Mutationen des Coronavirus ist ein Grund dafür, dass Bund und Länder die geltenden Corona-Schutzmaßnahmen in Deutschland bis Mitte Februar verlängert und in Teilen auch verschärft haben. Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité sagt in der aktuellen Folge des NDR Info Podcasts "Coronavirus-Update", er sehe jetzt ein Zeitfenster, um die Ausbreitung der Mutationen hierzulande im Keim zu ersticken. Er gehe von einer bislang geringen Verbreitung der ansteckenderen Variante in Deutschland aus, die zunächst in Großbritannien entdeckt wurde.
Schwesig: Regeln für Kinder nicht immer weiter verschärfen
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat bei den Bund-Länder-Gesprächen über die Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen weitere Einschränkungen für Kinder und Jugendliche abgelehnt. Man könne nicht mit zweierlei Maß messen, sagte Schwesig auf NDR Info. Deshalb habe sie dafür plädiert, nun auch klare Regeln für die Arbeitswelt zu setzen.
SH-Ministerpräsident Günther: Nachschärfen der Regeln ist wichtig
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ist mit den Beschlüssen des Bund-Länder-Gipfels zur Corona-Lage in Deutschland weitgehend zufrieden. "Die Beschlüsse setzen vieles von dem um, was wir uns erhofft haben", sagte er am späten Abend nach der Videokonferenz der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin. Dass bei den Corona-Regeln "nachgeschärft" werde, sei wichtig, um die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein so schnell wie möglich unter den Wert von 50 zu drücken, so Günther. Mit Blick auf die Virus-Mutationen sagte der Regierungschef: "Es gibt keinen Grund, deshalb Panik zu verbreiten, aber es gilt ein wenig vorsichtig zu sein." Für den Bereich Schule und Kitas hoffe er, dass nach dem 14. Februar "Öffnungsschritte gegangen werden können".
Ministerpräsident Weil: "Das britische Virus ist die große Unbekannte"
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat mit Blick auf das Bund-Länder-Treffen gesagt, dass die britische Coronavirus-Mutation die Entscheidungen noch schwieriger gemacht hätten. Die Virus-Variante sei eine große Unbekannte, sagte Weil im ARD-Morgenmagazin. Denn bislang liegen keine Zahlen vor, wie weit die Mutante in Deutschland verbreitet ist. Beim Thema Homeoffice setzt der Ministerpräsident nach eigenen Worten auf die Einsicht der Arbeitgeber. Er rechne damit, dass ein staatliches Eingreifen nur in Ausnahmefällen nötig sei.
Lehrerverband setzt auf Schulbetrieb ab Mitte Februar
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands Heinz-Peter Meidinger hofft nach eigenen Worten darauf, dass Mitte Februar an den Schulen "der große Einstieg wieder gelingt". Entsprechend äußerte er sich in der "Augsburger Allgemeinen". Die Entscheidung von Bund und Ländern, die Einrichtungen bis zum 14. Februar weitgehend geschlossen zu halten, trägt der Verband demnach mit. "Schulen sind Teil des Infektionsgeschehens", sagte Meidinger. Es sei notwendig, auch dort auf die hohen Zahlen zu reagieren. "An den Schulen jetzt zu lockern und sie dann innerhalb kürzester Zeit wieder dichtzumachen, wäre das verkehrteste, was man tun kann."
Bundesweit mehr als 1.100 weitere Todesfälle
Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 15.974 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 1.148 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie das RKI am Morgen bekanntgab. Vor genau einer Woche hatte das RKI 19.600 Neuinfektionen und 1.060 neue Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet.
Streitthema Schule - Was machen die Nord-Länder?
Den meisten Diskussionsbedarf bei den Bund-Länder-Beratungen hat es gestern beim Thema Bildung und Kinderbetreuung gegeben. Nach dem Beschluss von Bund und Ländern sollen Schulen und Kitas bis Mitte Februar geschlossen bleiben, doch im Norden gibt es wohl erneut Sonderwege.
Schleswig-Holstein meldet 451 Neuinfektionen
Binnen eines Tages hat sich die Zahl der registrierten Neuinfektionen in Schleswig-Holstein mehr als verdoppelt - von 219 am Vortag auf aktuell 451. Vor einer Woche waren in Schleswig-Holstein 408 neue Corona-Fälle gemeldet worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg leicht auf 89,3 Infektionen je 100.000 Einwohner. Am Mittwoch vor einer Woche lag dieser Wert bei 98.
Die Ergebnisse der Bund-Länder-Beratungen
Die Regierenden von Bund und Ländern haben sich auf eine Verlängerung des Shutdowns bis zum 14. Februar geeinigt. Bis dahin sollen Gastronomie, Freizeiteinrichtungen und große Teile des Einzelhandels geschlossen bleiben. Weitere Ergebnisse im Überblick:
- SCHULE/KITA: Schulen sollen bis Mitte Februar geschlossen und die Präsenzpflicht ausgesetzt bleiben. In Kitas wird analog verfahren.
- ARBEIT: Arbeitgeber sollen dazu verpflichtet werden, Arbeit im Homeoffice zu ermöglichen, wenn dies berufsspezifisch machbar ist. Bisher hatte es nur einen Appell an die Unternehmen gegeben, jetzt soll das Bundesministerium für Arbeit und Soziales eine Verordnung dazu erlassen. Dort, wo weiterhin vor Ort gearbeitet werden muss und kein ausreichender Abstand eingehalten werden kann, soll das Tragen medizinischer Masken verpflichtend werden.
- UNTERWEGS: Im öffentlichen Nahverkehr und im Einzelhandel soll künftig das Tragen von medizinischen Masken (FFP2 oder OP-Masken) verpflichtend sein. In Bus, Bahn und beim Einkaufen reichen Alltagsmasken also nicht mehr aus. Die vor dem Gipfel diskutierte allgemeine nächtliche Ausgangssperre wurde gestrichen.
- KONTAKT: Private Zusammenkünfte bleiben auf den eigenen Haushalt und eine weitere nicht im Haushalt lebende Person beschränkt. Die Bürger werden gebeten, alle Kontakte auf das absolut notwendige Minimum zu beschränken und soweit möglich zu Hause zu bleiben. Eine Ausgangssperre, wie sie zuvor diskutiert worden war, wurde nicht beschlossen. Gottesdienste in Kirchen, Synagogen und Moscheen sollen nur mit Mindestabstand, einer Pflicht von medizinischen Masken und Gesangsverbot zulässig bleiben.
NDR.de-Ticker am Mittwoch startet
Auch am heutigen Mittwoch, 20. Januar 2021, hält das Team von NDR.de Sie über die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Norddeutschland auf dem Laufenden. Im Live-Ticker finden Sie alle wichtigen Nachrichten, außerdem Inhalte aus den NDR Hörfunk- und Fernsehsendungen.
Die gemeldeten Neuinfektionen am Dienstag: 598 in Niedersachsen, 365 in Mecklenburg-Vorpommern, 251 in Hamburg, 219 in Schleswig-Holstein, 69 in Bremen.
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Dienstag, 19. Januar
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Montag, 18. Januar
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Sonntag, 17. Januar
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Sonnabend, 16. Januar
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Freitag, 15. Januar
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Donnerstag, 14. Januar
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Mittwoch, 13. Januar