Coronavirus-Blog: Ganz Spanien könnte wieder Risikogebiet werden
NDR.de hat Sie auch am Donnerstag, 8. Juli 2021, aktuell über die Folgen der Coronavirus-Pandemie für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg informiert. Am Freitag geht es früh am Morgen in einem neuen Blog weiter.
Das Wichtigste in Kürze:
- Medienberichte: Spanien wohl wieder Risiko-, Zypern sogar Hochinzidenzgebiet
- Steigende Inzidenzen in Norddeutschland
- Olympische Spiele in Tokio: "Corona-Notstand" und keine Zuschauer
- Diskussion über Lüftungsanlagen für Schulen
- Niedersachsen: 4,55 Milliarden Euro für Wirtschaft seit Pandemiebeginn
- Impfzentrum Hamburg: Jetzt dürfen auch Jugendliche ab 16
- Bestätigte Neuinfektionen: 97 in Niedersachsen, 38 in Hamburg, 31 in Schleswig-Holstein, elf im Land Bremen, zehn in Mecklenburg-Vorpommern, bundesweit 970
Tabellen und Grafiken: So läuft die Impfkampagne im Norden
Karte: Neuinfektionen in den norddeutschen Landkreisen
Gute Nacht, Norddeutschland!
An dieser Stelle beenden wir nach etwa 18 Stunden unsere heutige Corona-Berichterstattung für Norddeutschland. Vielen Dank für Ihr Interesse! Morgen früh geht es gegen 6 Uhr wie gewohnt in einem neuen Blog aus der Redaktion von NDR.de weiter. Hoffentlich sind Sie dann wieder mit dabei. Bis dahin eine gute und ruhige Nacht.
Behrens: Niedersachsen plant keine Geschenke als Impfanreiz
In der Debatte um das derzeit nachlassende Impftempo und eine dafür möglicherweise verantwortliche Impfmüdigkeit in der Bevölkerung hat sich heute Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) zu Wort gemeldet. Im NDR Fernsehen sagte sie, dass aus ihrer Sicht Lotterien, Geschenke oder andere Belohnungen als Anreiz für noch nicht Geimpfte "derzeit nicht notwendig" seien. Das Land Niedersachsen mache bereits ganz viel, um zum Impfen zu motivieren. So seien etwa mobile Impfteams mit besonderen Aktionen vor Ort.
Sechs Millionen Menschen im Norden vollständig geimpft
Laut den heute vom Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlichten Daten sind in Norddeutschland bis gestern bereits mehr als sechs Millionen Menschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft worden - das entspricht einem Anteil von 40,1 Prozent der Bevölkerung. Mindestens einen Impftermin hatten demnach knapp neun Millionen Menschen oder 59,6 Prozent. Während das Land Bremen bei den mindestens einmal Geimpften bundesweit die beste Quote (66,5 Prozent) hat, liegen Mecklenburg-Vorpommern (42,4 Prozent) und Schleswig-Holstein (42,2 Prozent) bei den vollständig Geimpften hinter dem Saarland (45,6 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (44,2 Prozent) auf den Plätzen drei und vier in Deutschland.
Nach Corona-Pause: Musicals in Hamburg starten im Herbst
Nach 18 Monaten Corona-Zwangspause sollen im Herbst die Musicals in Hamburg wieder starten. Den Anfang macht die Premiere des Hexen-Musicals "Wicked" am 5. September in der Neuen Flora. Bisherigen Planungen und Corona-Regeln zufolge wird eine Auslastung von bis zu 50 Prozent möglich sein, sagte Stage-Geschäftsführerin Uschi Neuss. Kurz nach der "Wicked"-Premiere soll auch das Musical "König der Löwen" am 2. Oktober wieder aufgenommen werden. Am 10. Oktober folgt "Tina" im Operettenhaus und am 7. November steht im Theater an der Elbe die Deutschlandpremiere von "Die Eiskönigin" an.
Medien: Regierung stuft offenbar Spanien und Zypern neu ein
Mitten in der Urlaubssaison will die Bundesregierung Medienberichten zufolge ganz Spanien als Risikogebiet und Zypern sogar als Hochinzidenzgebiet einstufen. Dies berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf Regierungskreise. Bisher führte die Bundesregierung in Spanien nur einzelne Städte und Regionen als Risikogebiete an, darunter Andalusien und das Baskenland. Die vom Gesundheitsministerium vorgeschlagenen Verschärfungen sollen dem Bericht zufolge morgen offiziell bekannt gegeben werden.
Für Zypern würde die neue Einstufung bedeuten, dass Touristen nach der Rückkehr für zehn Tage in Quarantäne gehen müssen, die sie erst nach fünf Tagen mit einem negativen Corona-Test vorzeitig beenden können. Urlaubsrückkehrer aus Spanien müssten sich vor der Rückreise testen und beim Einreiseportal der Bundesregierung anmelden.
Niedersachsen: Impfaktion auf Wochenmarkt gut verlaufen
Ohne Termin und Anmeldung, dafür aber mit Wartezeit: Die Impfaktion des Landkreises Osnabrück auf dem Wochenmarkt in Bad Essen ist heute gut angenommen worden. Vor dem Impfbus bildeten sich lange Schlangen. Impfwillige konnten sich dort zwischen 14 und 18 Uhr spontan für eine Erstimpfung anstellen - unter anderem mit dem Wirkstoff von Biontech. Das Angebot richtete sich an Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene. Die Zweitimpfung - im Fall von Biontech - gebe es in einem Impfzentrum in Wallenhorst. Bei Johnson & Johnson reicht eine Spritze.
Bereits am vergangenen Freitag hatte es eine Impfaktion des Landkreises auf dem Wochenmarkt von Bramsche gegeben. Dabei wurden etwa 700 Impfdosen verbraucht.
Intensivmediziner: Keine Panik vor vierter Welle
Die deutschen Intensivmediziner gehen davon aus, dass eine mögliche vierte Corona-Welle weniger dramatisch verlaufen wird. Man habe Respekt, aber keine Panik, sagte der Chef der Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Gernot Marx, dem "Handelsblatt". Durch mehr Impfungen gebe es weniger schwere Verläufe. Für die Intensivmedizin werde Corona damit mehr und mehr zu einer normalen Grippe. Laut Robert Koch-Institut sind jetzt gut 40 Prozent der Bevölkerung zweimal geimpft. Damit sich die Delta-Variante nicht ausbreitet, empfiehlt das RKI eine Quote von 90 Prozent. Politiker und Ärzteverbände diskutieren weiter über zusätzliche Anreize für alle, die zögern.
Gamma-Mutante im Kreis Cloppenburg: Quarantäne wird verschärft
Bei sechs Beschäftigten des Schlachthofbetreibers Danish Crown im niedersächsischen Essen (Oldenburg) ist die zuerst in Brasilien entdeckte Gamma-Variante des Coronavirus nachgewiesen worden. Der Landkreis Cloppenburg verschärft nun die Quarantäne-Regeln. So müssen enge Kontaktpersonen von Infizierten, die sich mit der Delta- oder Gamma-Variante angesteckt haben, mindestens 14 Tage in Quarantäne. Das gilt auch für Genesene und Geimpfte. Weil das Infektionsgeschehen noch einzugrenzen sei, seien aber vorerst keine strengeren Corona-Auflagen für alle Bewohner des Landkreises geplant, sagte Landrat Johann Wimberg (CDU).
Kommentar: Der Gesundheitsminister und die Impfung von über Zwölfjährigen
In der Debatte um Impfungen von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren gibt es von der Ständigen Impfkommission (Stiko) keine generelle Empfehlung. Nicht allen in der Politik gefällt das. Jetzt mischt sich auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein. Er sei dabei aber nicht ganz so lautstark wie etwa Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) oder SPD-Chefin Saskia Esken, sondern gehe subtiler vor, meint Angela Tesch aus dem ARD-Hauptstadtstudio in ihrem Kommentar.
MV: 225.000 Euro für Schwimmkurse
Neben vielerorts fehlenden Hallenbädern und zu wenigen Schwimmlehrern haben auch Kontaktbeschränkungen in der Corona-Pandemie den Schwimmunterricht in Mecklenburg-Vorpommern weiter ausgebremst. Mit staatlich geförderten Ferienkursen sollen die Rückstände nun zumindest teilweise aufgeholt werden. Dafür stellt das Land nach Angaben des Sozialministeriums 225.000 Euro bereit und damit deutlich mehr als im Vorjahr. Mithilfe des Geldes könne die DLRG bis zum Ende der Sommerferien im Land 42 Schwimmkurse für 484 Kinder veranstalten, so Sozialministerin Stefanie Drese (SPD).
Inzidenz im Norden steigt - Niveau weiter niedrig
Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche ist aktuell in den norddeutschen Ländern Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Niedersachsen gestiegen. Nur in Bremen sank die Sieben-Tage-Inzidenz leicht. Auf ganz Norddeutschland bezogen liegt der Wert bei 4,9, bundesweit bei 5,4 Neuinfektionen.
Schleswig-Holstein hat heute eine Inzidenz von 3,9 (gestern 3,3), Niedersachsen von 4,6 (gestern 4,1), Hamburg von 9,7 (gestern 9,1) und Mecklenburg-Vorpommern von 1,4 (gestern 0,9). Das Infektionsgeschehen bewegt sich somit im Norden trotz des Anstiegs weiterhin auf niedrigem Niveau. Experten zufolge könnte das an der Verbreitung der ansteckenderen Delta-Variante und an Lockerungen der Corona-Beschränkungen liegen. So hatte das RKI gestern bekannt gegeben, dass die besonders ansteckende Delta-Variante hierzulande jetzt dominant ist.
Corona-Medikament: Corat Therapeutics findet Partner
Das Braunschweiger Unternehmen Corat Therapeutics, das ein Corona-Medikament entwickelt, hat 24,9 Prozent seiner Anteile an den Pharmakonzern Dermapharm aus Grünwald bei München verkauft. Das bayerische Unternehmen stellt unter anderem für Biontech 40 bis 50 Millionen Impfdosen pro Monat her. Dermapharm sei für die Braunschweiger nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein strategischer Partner, sagte Corat-Chef Andreas Herrmann. Beide Unternehmen hatten bereits gestern die entsprechenden Verträge unterschrieben.
Inzidenz in Mecklenburg-Vorpommern steigt leicht
In Mecklenburg-Vorpommern wurden heute zehn Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert. Gestern waren es drei, vor einer Woche zwei. Landesweit steigt der Inzidenzwert auf 1,4 Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen Wochenfrist (Vortag: 0,9/ Vorwoche: 1,7). MV hat immer noch eine der niedrigsten Sieben-Tage-Inzidenzen aller Bundesländer.
Niedergelassene Ärzte in MV könnten alle Impfungen übernehmen
Die niedergelassenen Ärzte in Mecklenburg-Vorpommern sind nach Einschätzung des Hausärzteverbands in der Lage, die Corona-Impfkampagne weitgehend allein zu übernehmen. Impfzentren, wo am Tag um die 1.000 Menschen geimpft werden, würden so nicht mehr gebraucht, sagte Verbandschef Stefan Zutz. "Viele derer, die noch nicht geimpft sind, brauchen eine intensive Beratung." Auch im Nordosten sinken die Nachfrage und das Impftempo. Es gibt aktuell Klagen über viele verpasste Termine in den Zentren. Die Verantwortlichen in der Politik müssten sich fragen, ob sich die Zentren noch effektiv an der Kampagne beteiligen können, sagte Zutz. Er zeigte sich davon überzeugt, dass Patienten die von Hausärzten vergebenen Termine ernster nehmen als bei Impfzentren.
Bremen registriert elf Neuinfektionen
Im Land Bremen wurden binnen eines Tages elf neue Corona-Fälle gemeldet (Vortag: 21/ Vorwoche: neun). Die Sieben-Tage-Inzidenz sank in der Stadt Bremen im Vergleich zum Vortag von 11,6 auf jetzt 11,3. In Bremerhaven stagniert der Wert bei 2,6 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Am Donnerstag vor einer Woche lag die Inzidenz in Bremen bei 6,2 und in Bremerhaven bei 0.
Zehntausende warten in Schleswig-Holstein auf Impftermine
Das Gesundheitsministerium in Kiel beobachtet momentan keine Corona-Impfmüdigkeit in Schleswig-Holstein. Derzeit gebe es im Land noch 53.000 Menschen, die sich in Impfzentren registriert haben und Termine erhalten möchten, teilte die Behörde mit. Dabei seien die Impfzentren unterschiedlich ausgelastet. Die Wahrscheinlichkeit, kurzfristig einen Termin zu bekommen, sei aktuell besonders in Neumünster und in Brunsbüttel relativ hoch.
MV: Terminumbuchungen für Zweitimpfung nach AstraZeneca
Mit AstraZeneca Geimpfte müssen in Mecklenburg-Vorpommern nicht mehr die bislang geltende Frist von zwölf Wochen für die Zweitimpfung abwarten. Wer sich für einen mRNA-Impfstoff wie Biontech/Pfizer oder Moderna als Folgeimpfung entscheide, könne über die Impfhotline (0385/20271115) einen früheren Termin buchen, mindestens aber mit einem Abstand von vier Wochen. Wenn Kapazitäten verfügbar seien, könne telefonisch umgebucht werden, teilte Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) mit. Bei neu zu vereinbarenden Impfterminen könne gleich ein Vier-Wochen-Abstand festgelegt werden.
Olympische Spiele in Tokio: "Corona-Notstand" und keine Zuschauer
Zu den Olympischen Spielen in Tokio werden keine Zuschauer zugelassen. Das teilte die japanische Regierung heute mit. Die Spiele sollen vom 23. Juli bis 8. August stattfinden.
Außerdem wird in Tokio erneut der "Corona-Notstand" herrschen. Dieser Status werde von Montag an bis vorläufig zum 22. August gelten, hieß es. Grund für den inzwischen vierten "Notstand" für Tokio sind wieder deutlich steigende Corona-Infektionszahlen. Es gibt allerdings keinen Lockdown mit harten Ausgangssperren. Die Bürger sind lediglich aufgerufen, zu Hause zu bleiben - und etwa für Restaurants gelten besondere Regeln. Viele Japaner befürchten, dass die Spiele zu einem Superspreader-Event werden könnten. Die Olympia-Veranstalter betonten jedoch bisher immer, dass alles "sicher" ablaufen werde.
Delta jetzt offiziell dominierende Corona-Variante in Deutschland
Die Delta-Variante ist mittlerweile der meist verbreitete Typ des Coronavirus in Deutschland. Das zeigen die jüngsten Daten aus dem wöchentlichen Bericht des Robert Koch-Instituts zu den Virusvarianten. In der Woche ab dem 21. Juni machte die Delta-Variante 59 Prozent der in der Stichprobe enthaltenen Virusvarianten aus. "Damit verdoppelt sich ihr Anteil nahezu im Vergleich zu Vorwoche, wie es auch schon in den Wochen zuvor beobachtet wurde." Eine neue Form der Delta-Variante mit einer weiteren Mutation, die in Großbritannien nachgewiesen wurde, sei bisher noch nicht in der Stichprobe gefunden worden, aber bereits vereinzelt in Verdachtsproben, heißt es weiter in dem gestern veröffentlichten RKI-Bericht.
Hamburg meldet 38 neue Corona-Fälle
Laut Sozialbehörde sind 38 neue Corona-Fälle in Hamburg nachgewiesen worden. Das sind elf mehr als am Donnerstag vor einer Woche und zehn mehr als gestern. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen stieg auf 9,7. Vor einer Woche hatte die Sieben-Tage-Inzidenz 8,5 betragen. Weitere Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gab es in Hamburg den Angaben zufolge nicht.
Forderung nach "kreativen" Impfangeboten
Einige Politiker und Experten fordern angesichts des sinkenden Impftempos in Deutschland kreativere Impfangebote. Der FDP-Wirtschaftspolitiker Gerald Ullrich kritisierte in der "Welt", die Bundesregierung habe keine neuen Ideen, um die Impfkampagne anzukurbeln. Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar, schlug in der Zeitung vor, die Bürger müssten sich auch in Fußgängerzonen, Wohnsiedlungen und bei Veranstaltungen impfen lassen können. Die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, rief die lokalen Behörden zu mehr Initiative und Kreativität auf. In den vergangenen zwei Wochen ging die Zahl der Impfungen pro Tag in Deutschland zurück. An diesem Dienstag etwa wurden laut Robert Koch-Institut 217.000 Impfdosen weniger verabreicht als am Dienstag der Vorwoche.
Statistikamt: 30.136 Todesfälle durch Corona im vergangenen Jahr
2020 sind in Deutschland 30.136 Menschen laut Todesbescheinigungen an einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Das geht aus der vorläufigen Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamts hervor. Bei weiteren 6.155 Fällen sei Corona als Begleiterkrankung der Verstorbenen angegeben. Nach früheren Angaben der Behörde verstarben im vergangenen Jahr in Deutschland insgesamt 982.489 Personen. Das Bundesamt wies darauf hin, dass bei der Ermittlung der Todesursachen unterschiedliche Dokumentationsformen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können. In der Statistik des Robert Koch-Instituts werden 41.476 verstorbene Covid-19-Fälle für das Jahr 2020 ausgewiesen.
Muss Stiko zurückhaltende Impfempfehlung für Kinder überdenken?
Martin Terhardt, Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut, hat im Interview auf NDR Info betont, dass das Gremium keine Entscheidungen darüber treffe, ob Kinder und Jugendliche geimpft werden sollen, sondern Empfehlungen ausspreche. "Wir versuchen, Entscheidungshilfe zu geben, indem wir wissenschaftliche Daten abwägen." Derzeit werde viel Druck auf die Kommission ausgeübt. "Das befremdet uns, aber wir halten das aus", sagte Terhardt. Man warte auf mehr Daten aus den Ländern, in denen bereits viele Kinder geimpft werden. Derzeit spreche viel dafür, dass die Gefahr von Herzmuskel-Entzündungen besonders bei Jungen durch die Impfung deutlich erhöht sei, so Terhardt.
970 Neuinfektionen bundesweit gemeldet
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist erneut leicht gestiegen. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, liegt die Inzidenz aktuell bei 5,2 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Am Wochenende war der Wert erstmals seit langem unter 5,0 gesunken. Dem RKI zufolge wurden binnen 24 Stunden in Deutschland 970 Corona-Neuinfektionen gemeldet - heute vor einer Woche waren es 892. Es seien zudem 31 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus registriert worden. Die besonders ansteckende Delta-Variante des Coronavirus dominiert jetzt auch in Deutschland das Infektionsgeschehen. Nach RKI-Angaben gehen inzwischen 59 Prozent aller Ansteckungen auf diese Mutation zurück.
Debatte über Lüftungsanlagen für Schulen
Der Sprecher der Kultusminister der SPD-geführten Länder, Ties Rabe, hat die Diskussion über Lüftungsanlagen in Schulen kritisiert. Der Hamburger Schulsenator verwies auf bereits umgesetzte Maßnahmen wie Hygieneregeln, Maskenvorgaben, Testpflichten, Lüftungsregeln und Impfmöglichkeiten. "Es ist schwer zu erklären, warum der Schulbetrieb auch noch von Luftfiltern abhängen soll, die in anderen Lebensbereichen mit weniger strengen Schutzmaßnahmen - beispielsweise in Einzelhandel oder Gastronomie - keineswegs vorgeschrieben sind." Der Bund fördert seit Kurzem den Einbau stationärer raumlufttechnischer Anlagen in Klassenräumen für Kinder bis zwölf Jahre, weil für sie noch keine Impfung möglich ist. Rabe sagte, die Förderung helfe zweifellos dem Schulbau, sei in Sachen Corona aber Augenwischerei. "Um solche Anlagen einzubauen, müssten alle rund 500.000 Klassen- und Unterrichtsräume aufwendig umgebaut werden. Selbst bei größter Anstrengung würde der Einbau mehrere Jahre dauern, sagte Rabe.
Der Vorsitzende des Landeselternrats in Mecklenburg-Vorpommern, Kay Czerwinski, sagte, langwierige Vergabeverfahren für stationäre Anlagen dürften kein Hinderungsgrund sein, immerhin seien in Pandemie-Zeiten auch Grundrechte eingeschränkt worden. Außerdem könnten die Filter auch nach der Pandemie für besseres Raumklima in den Klassenräumen sorgen und damit auch für eine angenehmere Lernatmosphäre, so Czerwinski.
Niedersachsen: 4,55 Milliarden Euro für Wirtschaft seit Pandemiebeginn
Die Corona-Hilfen und -Kredite der landeseigenen Förderbank für die Wirtschaft in Niedersachsen nehmen nach dem Rekord-Jahresvolumen 2020 weiter stark zu. Vom Beginn der ersten Pandemiewelle in Deutschland im März 2020 bis einschließlich zum Mai dieses Jahres betrug die entsprechende Gesamtsumme bereits 4,55 Milliarden Euro. Dies geht aus aktuellen Daten des Instituts hervor. Demnach teilt sich der Betrag in gut vier Milliarden Euro an "reinen"Hilfen im engeren Sinne wie Zuschüsse sowie in etwas mehr als 500 Millionen Euro für ergänzende Darlehensprogramme auf. Im vergangenen Jahr hatte die gesamte Wirtschaftsförderung im Land schon eine Marke von mehr als drei Milliarden Euro erreicht - in etwa eine Verdreifachung gegenüber 2019. Davon waren knapp 1,9 Milliarden Euro allein auf genehmigte oder ausgezahlte Mittel für angeschlagene Unternehmen und Selbstständige in der Corona-Krise entfallen.
Impfzentrum Hamburg: Jetzt dürfen auch Jugendliche ab 16
Im Impfzentrum in den Messehallen können sich jetzt alle Hamburgerinnen und Hamburger schon ab 16 Jahren impfen lassen. Bisher haben dort nur Jugendliche eine Spritze bekommen, die zu einer Priorisierungsgruppe gehörten. Allein dürfen die Jugendlichen sich aber nicht impfen lassen: In die Messehallen müssen sie ein Elternteil mitbringen. Mit dem allgemeinen Impfangebot schon ab 16 Jahren folgt die Gesundheitsbehörde jetzt zum ersten Mal nicht mehr strikt der Einschätzung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Uneingeschränkt empfiehlt die Stiko Corona-Impfungen erst ab 18 Jahren, weil auch langfristige Folgen bei Kindern und Jugendlichen den Experten zufolge noch nicht gut genug untersucht sind und gleichzeitig das Risiko für eine schwere Erkrankung bei Jüngeren gering ist.
Niedersachsen: Inzidenzwert steigt weiter auf 4,6
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat 97 labordiagnostisch bestätigte Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Niedersachsen gemeldet (Vorwoche: 53). Landesweit gab es laut RKI innerhalb eines Tages drei weitere Todesfälle. Die Gesamtzahl der Menschen, die in Niedersachsen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben sind, liegt bei 5.791. Seit dem Beginn der Pandemie wurden in Niedersachsen 261.437 Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt im Landesdurchschnitt bei 4,6 Fällen je 100.000 Einwohner (Vortag: 4,1 Fälle).
US-Forscher: Bereits vier Millionen Corona-Tote weltweit
Seit Beginn der Pandemie sind weltweit bereits mehr als vier Millionen Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Das ging am Mittwochabend (Ortszeit) aus Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor. Damit stieg die Zahl der global bekannten Corona-Todesfälle innerhalb von knapp drei Monaten von drei auf vier Millionen an. Weltweit gab es bislang rund 185 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Virus, wie Daten der Universität zeigten. Experten gehen bei Infektionen und Todesfällen von einer noch höheren Dunkelziffer aus. Die Webseite der Universität wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Nach Angaben der WHO gab es bisher 3,98 Millionen bestätigte Todesfälle und knapp 184 Millionen bekannte Infektionen.
In absoluten Zahlen wurden die meisten Corona-Todesfälle bislang aus den USA gemeldet. In dem Land mit 330 Millionen Einwohnern starben seit Anfang vergangenen Jahres rund 605.000 Menschen. An zweiter Stelle folgt Brasilien mit 525.000 Toten, auf Rang drei liegt das bevölkerungsreiche Indien mit gut 400.000 Toten. In Deutschland waren nach den Johns-Hopkins-Daten bislang gut 91.000 Corona-Tote zu beklagen.
Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein steigt - vor allem in Neumünster
Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein ist gestiegen: auf 3,9 am Mittwochabend. Am Vortag lag sie noch bei 3,3. Nach Angaben der Landesmeldestelle gab es 31 registrierte Neuinfektionen im Land (Vortag: 9). Vor einer Woche waren 18 Neuinfektionen gemeldet worden und die Inzidenz lag bei 3,3. Besonders stark gestiegen ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Neumünster: Dort liegt der Wert aktuell bei 15,0 - nach 5,0 am Vortag.
Service: Inzidenzwert für Ihren Wohnort ermitteln
Die Sieben-Tage-Inzidenzen der Corona-Neuinfektionen sind auch in Norddeutschland zuletzt stetig gesunken. Wenn Sie wissen wollen, wie die Inzidenz in Ihrer Stadt oder in Ihrem Landkreis ist, tippen Sie einfach hier Ihre Postleitzahl ein:
NDR.de Live-Ticker am Donnerstag startet
NDR.de wünscht einen guten Morgen! Wir halten Sie auch am heutigen Donnerstag, 8. Juli, über die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie in Norddeutschland auf dem Laufenden. Im Ticker finden Sie alle wichtigen Nachrichten und außerdem Inhalte aus den NDR Hörfunk- und Fernseh-Sendungen.
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