Was Hamburgs Ehrenbürger der Stadt für die Zukunft empfehlen
Auf Einladung des Überseeclubs haben am Dienstagabend drei Hamburger Ehrenbürger und eine Ehrenbürgerin im Rathaus über die Zukunft der Stadt diskutiert.
Mit dabei waren Kinderbuchautorin Kirsten Boie, der Unternehmer und Mäzen Michael Otto, der Hamburg Ballett-Chef John Neumeier und Rockmusiker Udo Lindenberg. Das Treffen fand im Rahmen der 100-Jahr-Feierlichkeiten des Überseeclubs statt.
Otto: "Hamburg ist jetzt eine Kulturmetropole"
Als Wirtschaftsstandort habe Hamburg eine lange Tradition, sagte Otto. Dass mit Boie, Lindenberg und Neumeier jetzt gleich drei der fünf noch lebenden Ehrenbürger aus der Kultur kommen, zeige, welche Entwicklung die Stadt genommen habe. "Im Laufe der Jahre ist Hamburg eine Kulturstadt geworden - ist jetzt eine Kulturmetropole."
Ginge es nach Lindenberg, könnte man "immer mehr Menschen aus der Kultur hinzufügen in den bunten Reigen der Ehrenbürger". Er erinnerte daran, dass die Stadt schon den Beatles als Sprungbrett für die Weltkarriere gedient habe. "Hier von Hamburg ging immer viel Musik aus." Auch mit dem Reeperbahn Festival, "eines der bedeutendsten Rock- und Popfestivals", werde dies besonders deutlich.
Boie: "Viele kennen nur ihren Stadtteil"
Alle vier betonten die Chancen einer von Kultur und Wissenschaft geprägten Hafen- und Handelsstadt wie Hamburg, mahnten aber auch, dass die soziale Schere nicht weiter aufgehen dürfe. Sie waren sich einig: Wichtig für Zusammenhalt und Teilhabe sei die Bildung. Die soziale Herkunft entscheide häufig darüber, ob die Menschen sich die Angebote der Stadt zunutze machen könnten. "Es gibt viele, viele Menschen, die kennen eigentlich nur ihren Stadtteil", sagte Boie. Die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs und Eintrittspreise schreckten sie ab. "Das ist ganz schwierig, das zu verändern und sie da rauszuholen."
Tschentscher: "Strahlkraft weit über Hamburg hinaus"
Ebenso wie der Überseeclub in seiner 100-jährigen Geschichte wirkten auch die Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger in zwei Richtungen, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), der mehrere Hundert Club-Gäste und die Teilnehmer der Diskussionsrunde im Großen Festsaal des Rathauses empfing. "Sie haben eine herausragende Bedeutung für Hamburg und eine Strahlkraft weit darüber hinaus."
Ehrenbürgerschaft bisher an 37 Personen verliehen
Hamburg hat insgesamt 37 Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger. Zuletzt kam Udo Lindenberg hinzu. Zu den weiteren gehören Altkanzler Helmut Schmidt und Ehefrau Loki, Fußball-Legende Uwe Seeler und Schriftsteller Siegried Lenz.