Schüsse auf Rockerboss: Bewährungsstrafe für Falschaussage
Nach den Schüssen auf einen Rockerboss im Jahr 2018 am Hamburger Millerntor ist eine 28 Jahre alte Frau vom Landgericht Hamburg wegen einer Falschaussage zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Sie ist wegen des Mordversuchs allerdings ohnehin in Haft.
Die 28-Jährige gab am Dienstag zu, in einem Prozess gegen den Drahtzieher der Tat falsch ausgesagt zu haben. Ihre Verteidigerin verlas vor Gericht eine entsprechende Erklärung der Angeklagten. Sie habe erreichen wollen, dass ihr damaliger Verlobter und dessen Vater freigesprochen werden. "Deshalb habe ich behauptet, dass ich die Idee hatte, Rache zu nehmen."
Neun Monate auf Bewährung
Das Gericht verurteilte sie jetzt zu neun Monaten auf Bewährung. Die Angeklagte habe sowohl mit ihrem umfassenden Geständnis als auch mit ihrer aktiven Resozialisierung im Gefängnis in bemerkenswerter Weise Verantwortung für ihre falschen Entscheidungen übernommen, sagte der Richter. Der Fall zeige wohin eine "toxische Beziehung und emotionale Abhängigkeit" führen könne.
Der Lebensgefährte ist in dem Fall bereits rechtskräftig zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Die 28-Jährige hatte während der Hauptverhandlungen zur Attacke in der Nähe der Reeperbahn behauptet, die Schüsse auf den damals 38 Jahre alten Rockerboss der Hells Angels seien ihre Idee gewesen - aus Rache für ein vorheriges Attentat auf sie und ihren Lebensgefährten. "Ich war ihm hörig", so die 28-Jährige jetzt.
Freund sitzt bereits im Gefängnis
Tatsächlich war ihr Freund der Auftraggeber. Er sitzt dafür lebenslang in Haft. Sie selbst wurde zu zwölfeinhalb Jahren verurteilt, weil sie den Wagen gefahren hatte, aus dem heraus der Auftragskiller schoss. Die Angeklagte sagte, ihr sei erst im Gefängnis klar geworden, dass ihr Freund sie damals nur benutzt habe. Nun lebe sie in Todesangst. Sie fürchtet, dass sich die Hells Angels an ihr für die Schüsse am Millerntor rächen könnten, wenn sie eines Tages aus dem Gefängnis komme.
Schütze zu Haftstrafe verurteilt
Der Hells-Angels-Boss wurde im August 2018 am Millerntorplatz angeschossen, während er in einem Auto saß. Er wurde mehrmals an Kopf und Oberkörper getroffen und ist seitdem querschnittsgelähmt. Ein Mann hatte die Schüsse gestanden und erklärt, im Auftrag der mit den Hells Angels verfeindeten Rockergruppe Mongols gehandelt zu haben. Er wurde zu sechs Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.