Nach Amoklauf: Polizei will Waffenbesitzer besser überprüfen
Die Hamburger Polizei zieht nach dem Amoklauf in Alsterdorf erste Konsequenzen. Expertinnen und Experten haben ein Konzept entworfen, dass die Arbeitsabläufe in der Waffenbehörde verbessern soll.
Eine zehnköpfige Arbeitsgruppe habe dazu einen Fünf-Punkte-Plan entwickelt, wie Polizeipräsident Ralf Martin Meyer dem "Hamburger Abendblatt" sagte. Mit dem Plan wolle man das Risiko solcher Taten minimieren.
Engere Zusammenarbeit mit Landeskriminalamt
Im Kern sollen die Abläufe in der Waffenbehörde professionalisiert und standardisiert werden. Wenn ein anonymer Hinweis auf einen möglicherweise psychisch kranken Waffenbesitzer oder eine Waffenbesitzerin eingeht, sollen jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter genau wissen, was zu tun ist. Auch die Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt soll verbessert werden. Die Ermittlerinnen und Ermittler sollen beispielsweise bei der Recherche nach Hinweisen helfen.
Polizeipräsident fordert Änderung des Waffengesetzes
Meyer forderte auch eine Änderung des Waffengesetzes. Künftig sollten alle Menschen, die einen Kleinen Waffenschein neu beantragen, auf eigene Kosten ihre psychologische Eignung nachweisen müssen. Bislang gilt das nur für unter 25-Jährige. Außerdem will Meyer, dass es in Zukunft einfacher sein soll, einem psychisch auffälligen Menschen, die Waffe abzunehmen. Und er forderte, dass neben der Waffe auch die Munition registriert werden muss.
Buchtitel war Waffenbehörde offenbar bekannt
Vor dem Amoklauf hatte es einen anonymen Hinweis zu dem Täter gegeben. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Waffenbehörde hatten bei dem Sportschützen aber keine Auffälligkeiten festgestellt. Und das, obwohl sie entgegen früherer Angaben offenbar doch Kenntnis über ein im Internet veröffentlichtes Buch des Täters mit dem Titel "Die Wahrheit über Gott, Jesus Christus und den Satan" hatten. Eine Mitarbeiterin der Behörde fand den Buchtitel aber offenbar nicht alarmierend. Das bestätigte die Hamburger Polizei dem NDR. An der Überprüfung von Waffenbesitzerinnen und -besitzern generell und dem Amokschützen im Speziellen war in Folge der Tat Kritik laut geworden.
Amoklauf mit acht Toten
Der 35 Jahre alte Philipp F. hatte am 9. März bei einer Gemeindeversammlung der Zeugen Jehovas in Hamburg sieben Menschen getötet - darunter ein ungeborenes Kind. Anschließend nahm er sich selbst das Leben. Neun weitere Menschen wurden bei der Amoktat verletzt.