Mehr Gewalt an Schulen: Wie Hamburg die Entwicklung stoppen will
An Hamburgs Schulen gab es 2022 deutlich mehr Gewalt als noch vor der Pandemie. An der steigenden Tendenz konnte auch eine eigene Beratungsstelle der Schulbehörde nichts ändern, die für Gewaltprävention zuständig ist. Jetzt wolle man aber nachbessern.
Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen an Hamburgs Schulen liegt rund 37 Prozent höher als noch vor der Pandemie. Das geht aus der jüngsten Kriminalstatistik der Hamburger Polizei hervor. "Unsere Interpretation ist, dass Kinder in den Corona-Jahren und im Homeschooling auch manche Kompetenzen vielleicht verlernt haben, in sozialer Isolation waren und dadurch vielleicht auch psychische Beeinträchtigungen erlitten haben", sagt Christian Böhm, Psychologe und Leiter der Beratungsstelle für Gewaltprävention. Die Beratungsstelle will zusammen mit der Schulbehörde gegen Gewalt an Schulen vorgehen.
Corona-Zeit wirkt sich auf Schulalltag aus
Die Herausforderungen der Kinder während der Corona-Zeit wirken sich laut Böhm jetzt auch auf den Schulalltag aus. Die Sorge, dass ein solcher Effekt eintreten würde, gab es seitens der Schulbehörde schon während der Schulschließungen. Trotzdem habe man nicht eingreifen können: "Verhindern können wir natürlich keine Gewalttat. Wir können uns bemühen, in der Gewaltprävention bestimmte Angebote vorzuhalten, sodass soziale Kompetenzen gefördert werden."
Die Schulbehörde habe über die vergangenen Jahre viel Unterstützung für die Schulen geleistet. Zu den Maßnahmen gehörten beispielsweise 15 zusätzliche Schulpsychologen und -psychologinnen, mehr Beratung an den Schulen und Extra-Lerngruppen für besonders schwierige Fälle.
Hilfangebote direkt an die Schulen bringen
Beratungsstelle und Schulbehörde wollen aber weiterhin nachbessern: Man stehe in engem Austausch mit den Lehrkräften, um beispielsweise neue Fortbildungs- oder Präventionsangebote zu schaffen. Oft würden die Angebote diejenigen, die sie brauchen, gar nicht erst erreichen, sagt Böhm. Deshalb müsse man sie direkt an den Schulen umsetzen. "Die Lehrkräfte wissen, welche Schülerinnen und Schüler besonders belastet sind. Das ist die Zukunft und daran werden wir auch fortgesetzt arbeiten."
Jungen besonders auffällig
Besonders Jungen im Alter vom 13 bis 15 Jahren sind im vergangenen Jahr in Hamburgs Schulen auffällig geworden. Deshalb wollen Böhm und sein Team jetzt besonders hier ansetzen - die Prävention müsse allerdings schon früher beginnen. Spezifische Stadtteile, in denen die Probleme am größten sind, will Böhm nicht herausstellen. Es gebe zwar "belastete Stadtteile", die Gewalttaten würden aber aus ganz Hamburg gemeldet.
Der Psychologe ist zuversichtlich, dass es sich bei den aktuellen Zahlen nicht um einen Aufwärtstrend handelt: "Wir hoffen, dass sich das wieder beruhigen kann". Im Verhältnis zu der hohen Schüler- und Schülerinnenzahl in Hamburg spricht er zudem von "immer noch wenigen Vorfällen".