Matthiae-Mahl in Hamburg: Ukraine-Krieg im Mittelpunkt
Zwei Jahre in Folge war das traditionelle Matthiae-Mahl im Hamburger Rathaus wegen Corona ausgefallen. Am Freitagabend waren wieder 400 Gäste geladen. Im Mittelpunkt stand diesmal der Ukraine-Krieg.
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hielt zu Beginn des Festmahls eine Ansprache, in der er die Unterstützung der Hansestadt und Deutschlands für die Ukraine bekräftigte. Der russische Präsident Wladimir Putin habe in einer Rede kürzlich deutlich gemacht, dass die Angriffe Russlands weitergingen, erklärte Tschentscher und fügte hinzu: "Solange dies der Fall ist, werden auch Deutschland, werden unsere Partner in Europa und der Nato die Ukraine dabei unterstützen, ihr durch Artikel 51 der UN-Charta legitimiertes Recht auf Selbstverteidigung auszuüben."
Ehrengäste von OSZE und Nato
Das Motto des Matthiae-Mahls lautete in diesem Jahr "Zur Sicherheit in der Zeitenwende". Als Ehrengäste hatte Tschentscher zuvor die Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Helga Maria Schmid, und den Oberbefehlshaber der Nato in Europa, General Christoper Cavoli, im Rathaus begrüßt.
Nato-Oberbefehlshaber: Ausmaß des Krieges unglaublich
Das Ausmaß des Krieges in der Ukraine sei unglaublich, sagte Cavoli in seiner Rede. Russland habe bislang mehr als 2.000 große Kampfpanzer verloren. Mehr als 200.000 russische Soldaten und über 1.800 Offiziere seien gefallen oder verwundet worden. Pro Tag verschieße die russische Armee im Schnitt über 23.000 Artilleriegeschosse. Wenn es für die Nato hart auf hart komme, müsse "harte Kraft" ein Argument sein. "Wenn der andere mit einem Panzer kommt, sollte man auch einen Panzer haben", so Cavoli. Eine Lehre aus dem Kalten Krieg sei jedoch, dass es auf die Präzision der Waffen ankomme. Außerdem sei die Produktionskapazität der Rüstungsindustrie wichtig. Einen Krieg gewinne der, der am schnellsten produzieren könne.
OSZE-Generalsekretärin: Festmahl in der Tradition der Hanse
Schmid sagte in ihrer Rede, die OSZE stehe zur Unterstützung von Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine bereit. Sie erinnerte daran, dass das Festmahl in der Tradition der Hanse stehe. Und das Städtebündnis habe schon vor Jahrhunderten erkannt, dass Handelsbeziehungen, Wohlstand, Stabilität und Sicherheit Hand in Hand gingen, sagte die deutsche Diplomatin. Die Idee des Matthiae-Mahls sei es, mit "befreundeten Mächten" zusammensitzen, ins Gespräch kommen und Vertrauen schaffen. Das ähnele dem Gründungsgedanken der OSZE. "In einem zentralen Punkt unterscheidet sich unsere Arbeit aber fundamental, denn wir setzen uns nicht nur mit befreundeten Mächten an einen Tisch", betonte die Generalsekretärin.
Senat: Weltweit ältestes noch gefeiertes Festmahl
Das Matthiae-Mahl ist nach Angaben des Senats das weltweit älteste noch gefeierte Festmahl. Es ist seit 1365 historisch belegt. Allerdings gab es ab 1724 mehr als 200 Jahre lang kein Matthiae-Mahl. Die Gründe dafür sind unbekannt.
In den vergangenen beiden Jahren fand das Festessen wegen der Corona-Pandemie nicht statt. 2021 hatten die Ehrengäste, Warschaus Bürgermeister Rafal Trzaskowski und die damalige Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), ihre Reden online gehalten. 2022 waren Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und der Generalsekretär der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Ghebreyesus, die virtuellen Ehrengäste.