Hamburger Klimabeirat bezweifelt Umwelt-Nutzen der U5
Der Klimabeirat Hamburg übt deutliche Kritik am geplanten Bau der U5. Die U-Bahn werde nicht schnell genug fertig, um akut CO2 einzusparen. Die Reaktion des Verkehrssenators fällt emotional aus.
Der alte Grundsatz, dass eine U-Bahn massiv den CO2-Ausstoß reduziert, weil sie Autos und Busse ersetzt, gilt nicht mehr per se bei Klimaschützern und -schützerinnen. Auch der Klimabeirat Hamburg bezweifelt den Nutzen, schon wegen der CO2-Freisetzung beim Bau. In seiner achtseitigen Stellungnahme bohrt er nach, etwa so: "Mit einer Bauzeit von ca. 20 Jahren stellt sich die Frage, ob die U5 die angemessene Antwort auf die Dringlichkeit für mehr Klimaschutz und eine schnellwirksame Verkehrswende darstellt."
"Versprochene Einsparungen mit U5 nicht möglich"
Der Senat verspreche CO2-Einsparungen im Verkehr bis 2030, die mit der U-Bahn nicht zu schaffen seien. Der erste Bauabschnitt der U5 von Bramfeld zur City-Nord spare nur Autoabgase von 350 Tonnen CO2 pro Jahr - bei drei Millionen Tonnen des gesamten Straßenverkehrs. Der Klimabeirat fordert den Senat auf, schnell Alternativen zur U5 zu prüfen, auch wegen der Millliardenkosten und er bezweifelt, dass erste Kostenschätzungen noch immer Bestand haben. Was er nicht schreibt - aber offenbar meint - ist die Prüfung einer Straßenbahn.
Verkehrssenator Tjarks: "Durchs Tal der Tränen"
Die Kritik des Klimabeirats ließ Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) alles andere als kalt: "Ich bin überrascht, dass in Hamburg immer gegen die U-Bahn diskutiert wird." Die Planungen seien weit fortgeschritten, es werde schon gebaut. Die Verkehrswende würde aufgehalten, wenn man nun von Neuem plane mit einer Straßenbahn. "Am Ende des Tages muss Hamburg während der Bauzeit durchs Tal der Tränen, damit wir 100 Jahre davon profitieren", so Tjarks. Unterstützung bekam er vom SPD-Verkehrsexperten Ole Torben Buschhüter. Hamburg habe fast 20 Jahre durch die gescheiterten Stadtbahnplanungen verloren. Nun dürfe dasselbe nicht mit den U-Bahnplänen passieren.
Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) sagte NDR 90,3: "Wir werden die Verkehrswende nicht hinbekommen, ohne den öffentlichen Nahverkehr und auch den schienengebundenen Nahverkehr auszubauen." Nur so könne Hamburg eine Vorreiterrolle einnehmen.
Kritik auch von der Linksfraktion
Kritik an der U5 hatte zuvor auch die verkehrspolitische Sprecherin der Linken, Heike Sudmann, geübt. Beim Spatenstich des Baus im Oktober hatte sie gesagt, die U-Bahn werde zu spät fertig und koste zu viel. Ein Kilometer U-Bahn sei zehnmal so teuer wie ein Kilometer Straßenbahn. "Nur mit der Straßenbahn könnt ihr das Klimaziel 2030 erreichen", hatte Sudmann damals geäußert.
Strecke führt von Bramfeld bis zu den Arenen im Volkspark
Die neue Ost-West-Verbindung soll über 24 Kilometer Streckenlänge mit 23 neuen Haltestellen von Bramfeld quer durch die City bis zu den Arenen am Altonaer Volkspark führen. Sie soll mehr als 180.000 Hamburgerinnen und Hamburger an das Schnellbahnnetz anschließen.
Östliches Teilstück ist 5,8 Kilometer lang
Das erste im Bau befindliche Teilstück führt über 5,8 Kilometer von Bramfeld in die City Nord am Stadtpark. Neben diesen beiden Haltestellen müssen zwei weitere neu gebaut werden: Steilshoop und Barmbek Nord. Die bestehende U1-Haltestelle Sengelmannstraße soll zu einer Umsteigestation ausgebaut werden.
Die Kosten für den ersten Abschnitt belaufen sich nach Angaben der Hochbahn auf rund 1,8 Milliarden Euro. Hamburg hofft, dass der Bund den Großteil der Kosten übernimmt. Die bauvorbereitenden Arbeiten hatten schon im vergangenen Jahr begonnen. Erste Probefahrten mit vollautomatischen Zügen sind für 2027 geplant. Die gesamte Linie der U5 soll bis Ende der 2030er-Jahre fertiggestellt werden.