Hamburger Innenstadt soll umgestaltet werden
Leerstehende Geschäfte und viele Baustellen: Die Hamburger Innenstadt wird für viele immer unattraktiver. Das muss sich ändern, sagt auch der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Am Montag hat er neue Pläne für zwei Straßen in der City vorgestellt.
Ein Teilbereich der Steinstraße wird zur Kommunaltrasse: Auf dem Abschnitt zwischen Jakobikirchhof und dem Domplatz sollen in Zukunft nur noch Busse, Taxis, Radfahrerinnen und Radfahrer sowie Lieferverkehr unterwegs sein. Dafür soll die Willy-Brandt-Straße so ausgebaut werden, dass sie den zusätzlichen Auto-Verkehr aufnehmen kann.
Mehr Grün und bessere Wege
Das schafft neue Möglichkeiten, Freiräume anders zu gestalten. Durch mehr Grünflächen, Bäume und Cafés soll die Aufenthaltsqualität erhöht werden, sagte Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD). Zudem werde der Bereich rund um das Kontorhausviertel besser an den Kernbereich der Innenstadt angebunden, so dass alles fußläufig gut erreichbar sei. Auch die Anbindung zum Rest der Stadt soll mitgedacht werden - etwa die Achse in die Hafencity.
Weniger Busse in der Mönckebergstraße
Einige Buslinien, die momentan in der Mönckebergstraße fahren, sollen künftig in die Steinstraße verlegt werden. Damit soll sich der jetzige Verkehr in der Mönckebergstraße weiter beruhigen. Um einen reibungslosen Busverkehr sicherzustellen, bleiben auf der Steinstraße die Busspur Richtung Westen sowie der Fahrradstreifen erhalten.
Kritik kommt von der CDU. Deren stadtentwicklungspolitische Sprecherin Anke Frieling nannte die vorgestellten Pläne ideenlos. Sie sehe darin keinen großen Mehrwert.
Weitere Ideen werden gesammelt
Die Maßnahmen wurden in den vergangenen Monaten in unterschiedlichen Gremien mit allen Behörden, Dienststellen, Verkehrsunternehmen und Innenstadt-Akteuren beraten sowie in der Stadtwerkstatt vorgestellt. In Workshops sollen bis zum Herbst nun weitere Ideen gesammelt werden. Im Jahr 2025 soll dann die bauliche Phase der Umgestaltung der Steinstraße beginnen.
Auftaktsitzung Runder Tisch war im Juni
Der Runde Tisch Innenstadt ist am Montag zum zweiten Mal seit seiner Auftaktsitzung im Juni 2022 zusammengekommen. Damals präsentierte Tschentscher eine neue Koordinatorin für die Innenstadt: Professorin Elke Pahl-Weber. Die Stadtplanerin sagte im Interview mit dem Hamburg Journal: "Es geht darum, diesen öffentlichen Raum attraktiver zu machen, den Individualverkehr rauszunehmen, dafür zu sorgen, dass die Autos in Parkgaragen kommen. Aber den Busverkehr zu lassen und Radverkehr möglich zu machen, sodass die Erreichbarkeit nach wie vor gegeben ist."
Wohnen, Gewerbe und Kultur in der City
Für Pahl-Weber ist die Vernetzung der Altstadt mit der Hafencity ein zentrales Element für eine attraktivere City. Bei der Überwindung der Willy-Brandt-Straße wünscht sie sich, einfach mal zu experimentieren, wie es schon Tokio oder London tun. Zudem könnte eine neue Attraktion die Innenstadt aufwerten. Auch eine Mischnutzung aus Wohnen, Gewerbe und Kultur ist im Gespräch.
Handelskammer warnt davor, PKW Räume zu entziehen
Doch die Pläne des Senats zur Umstaltung der Innenstadt stoßen bei vielen Geschäftsleuten auf Kritik. Einige fürchten, dass Autofahrende jetzt vollends vergrault werden. Dem PKW Räume zu entziehen, mache die Innenstadt nicht attraktiver, warnt die Handelskammer. Es bestehe die Gefahr, dass sich Autofahrernde umorientierten. "Wir haben starke Einkaufszentren, wo ich mit dem Auto auch hinfahren kann. Menschen, die nicht mehr mit dem Auto in die Innenstadt fahren dürfen, fahren dorthin", meint Jan-Oliver Siebrand, Mobilitätsexperte der Handelskammer.
Innenstadt abends wie ausgestorben
Andere sind skeptisch, ob die City für Fußgängerinnen und Fußgänger wirklich attraktiver wird. Es brauche mehr als ein paar neue Ladezonen und etwas mehr Platz für Fußgänger, um die City attraktiver zu machen, meinen Experten für Stadtentwicklung. Die Innenstadt sei - anders als in anderen Metropolen - abends wie ausgestorben. In Hamburg wohnen viel zu wenige Menschen in der City. "Wir wissen, dass die Innenstadt zu monofunktional ist. (...) Wir haben viel zu wenig Wohnnutzung in der Innenstadt. Deswegen halten sich andere Nutzungen auch nicht, weil es einfach zu wenig Menschen gibt, die das dann nutzen können", so Stadt- und Regionalsoziologin Ingrid Breckner.