Freie Wohnungsunternehmen warnen vor Absturz bei Wohnungsbau
Die freien Immobilien- und Wohnungsbauunternehmen im Norden rechnen in den kommenden Jahren mit einem drastischen Einbruch beim Wohnungsbau. Als Gründe werden hohe Kosten und steigende Zinsen genannt.
Zwar hätten die Mitgliedsunternehmen des Landesverbands Nord des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) im vergangenen Jahr mit der Fertigstellung von insgesamt mehr als 5.000 Wohnungen in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein "immer noch ein gutes Ergebnis" erzielt, sagte der BFW-Nord-Vorsitzende Sönke Struck am Donnerstag in Hamburg. Da aber viele Unternehmen Projekte verschöben oder ganz aufgäben, werde sich die Zahl der Baubeginne in diesem Jahr voraussichtlich auf knapp 4.500 Wohneinheiten zum Vorjahr halbieren.
Zahl der Baubeginne bricht ein
In Hamburg fällt der Rückgang der geplanten Baubeginne laut einer Befragung der BFW-Nord-Mitglieder mit 54,2 Prozent und nur noch 2.555 Wohnungen am stärksten aus. In Schleswig-Holstein beträgt der Einbruch 43,6 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern sind es 44,2 Prozent. Struck sprach von einem "regelrechten Absturz" und forderte die Politik zum Handeln auf.
"Unternehmen können unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht bauen"
Im vergangenen Jahr war die Zahl der Baubeginne den Angaben zufolge wegen Nachholeffekten nach der Corona-Pandemie noch gestiegen. Doch der BFW-Nord-Chef sagte: "Jetzt haben wir schwarz auf weiß, was wir seit Monaten sagen: Die Unternehmen können unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht bauen." Das liege zum einen an explodierenden Baukosten und steigenden Zinsen. "Zum anderen sind es aber auch politische Entscheidungen, die den Wohnungsbau lahmlegen: Wichtige Förderungen wurden kurzerhand gestrichen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen - zum Beispiel an den Klimaschutz. Das passt nicht zusammen", sagte Struck.
Weniger Investitionen geplant
Die geringeren Neubauplanungen schlagen sich auch in den geplanten Investitionen nieder. Lagen diese laut Struck bei den Mitgliedsunternehmen 2022 noch bei 1,8 Milliarden Euro, werde in diesem Jahr nur mit Investitionen von knapp 1,1 Milliarden Euro in den Wohnungsbau geplant. Mehr als die Hälfte der Unternehmen habe angegeben, dass sie Bauvorhaben zurückstellen werden. Fast 20 Prozent der Befragten geben geplante Projekte sogar ganz auf.
Struck sieht "dickes Ende" spätestens 2025
Das "dicke Ende" kommt laut Struck spätestens 2025, da dann die Fertigstellungen dramatisch zurückgehen werden. Eine schnelle Rückkehr zu den hohen Zahlen der Vorjahre könne es dann nicht geben. Denn vom Baustart bis zur Fertigstellung der Bauprojekte dauere es in der Regel rund zwei Jahre. Das werde auch Folgen für den geförderten Wohnungsbau haben. Fast ein Viertel der Bewilligungen für den Bau von geförderten Wohnungen in Hamburg sei im vergangenen Jahr auf die private Wohnungswirtschaft sowie Privatpersonen entfallen, sagte Struck.
2022 wurden laut BFW Nord von den Mitgliedsunternehmen in Hamburg 3.302 Wohnung fertiggestellt - ein Minus von 11,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Schleswig-Holstein sank die Zahl der Fertigstellungen mit 24,7 Prozent und 1.406 Einheiten am stärksten. In Mecklenburg-Vorpommern ging sie um 6,1 Prozent auf 337 Einheiten zurück.