Bahn stellt Streckenvarianten für Tunnel durch die City vor
Die S-Bahnen in Hamburg sollen zwischen den Haltestellen Hauptbahnhof, Dammtor und Altona künftig in einem Tunnel verschwinden. Die Deutsche Bahn hat dafür am Montag eine Machbarkeitsstudie vorgestellt. Es gibt fünf Streckenvarianten, über die auch die Bürgerinnen und Bürger abstimmen sollen.
Technisch ist es machbar, einen rund sechs Kilometer langen Tunnel, den sogenannten Verbindungsbahnentlastungstunnel, zwischen dem Hauptbahnhof und dem künftigen Fernbahnhof Altona am Diebsteich zu bauen. In 35 Metern Tiefe soll dieser S-Bahntunnel unter der Stadt verlaufen. Unter Beteiligung der Öffentlichkeit - der Bezirkspolitik, Verbänden und auch Anwohnerinnen und Anwohnern - soll entschieden werden, welche Variante am Ende umgesetzt wird.
"Wir werden in die Bezirke gehen und die bezirklichen Gremien, die Träger öffentlicher Belange befragen", sagte Verkehrssenator Anjes Tjark (Grüne) dem Hamburg Journal im NDR Fernsehen. Es solle auch öffentliche Veranstaltungen geben, um den Sinn dieser Trassen vorzustellen und ein Feedback aus der Bevölkerung zu bekommen. "Und danach wird der Senat entscheiden, mit welcher Trasse oder mit welchen Trassen wir in die weitere Planung gehen."
Bahn schlägt verschiedene Strecken für Tunnel vor
- Die Variante 1 würde unterirdisch 20 Meter neben den bisherigen S-Bahngleisen, also neben den Bahnhöfen Dammtor, Sternschanze und Holstenstraße verlaufen.
- Außerdem bietet die Bahn zwei Nord- und zwei Süd-Varianten an. Diese zweigen jeweils am Tunnelbahnhof Dammtor ab. Im Norden würde der Tunnel zunächst einen Bogen machen, zum U-Bahnhof Schlump und dann entweder auf die Holstenstraße zulaufen oder auf den Alsenplatz.
- Die beiden Süd-Varianten würden am Dammtor-Bahnhof abzweigen, nächster Halt wäre dann die Feldstraße. Danach würde sich die Strecke entweder auf kurzem Weg zur Holstenstraße verzweigen oder in einem Bogen zur Haltestelle Max-Brauer-Allee.
Bisherige Gleise bleiben dem Fernverkehr vorbehalten
Bis zum Jahresende sollen nur noch ein oder zwei der fünf Varianten übrig sein. Die bisherigen Bahngleise benötigt die Bahn für mehr Fern- und Regionalzüge. Ein epochales Projekt, meint Tjarks. "Insofern werden wir etwas bauen, was die Stadt eventuell für weitere 100 Jahre prägen wird, nämlich: Wie organisieren wir den Bahnverkehr zwischen Hauptbahnhof und Altona für eine bessere Pünktlichkeit und eine bessere Qualität." Insgesamt solle die Bahn pünktlicher werden und mehr Fahrgäste transportieren können, so Tjarks. Der Deutschland-Takt sei hierfür die Voraussetzung. Für Hamburg geht es dabei unter anderem um einen Halbstunden-Takt nach Berlin und Hannover, einen regelmäßigen Halt von Fernzügen in Bergedorf und den Ausbau der Bahnstrecke Richtung Lübeck und Puttgarden.
Kosten für den neuen Tunnel sind nicht bekannt
Wie teuer der neue S-Bahntunnel werden wird, ist nicht bekannt. Vor etwa zwei Jahren hatte das Bundesverkehrsministerium den Betrag von 2,6 Milliarden Euro genannt. Wahrscheinlich ist, dass dieser Betrag nicht ausreichen wird. Denn seit etwa fünf Jahren baut die Bahn in München einen fast genauso langen S-Bahntunnel in der Innenstadt. Die Kosten sind von gut drei Milliarden Euro auf inzwischen schon sieben Milliarden gestiegen. Und mit der Fertigstellung rechnet die Bahn erst 2035 - sieben Jahre später als geplant und nach 18 Jahren Bauzeit.
Es drohen mehrere Großbaustellen in der Innenstadt
Auch wann es mit dem Bau losgehen kann und wann dieser beendet sein wird, steht noch in den Sternen. Klar ist: Es wird eine nie da gewesene Innenstadt-Baustelle. Unterirdisch soll eine Tunnel-Bohrmaschine arbeiten. Für die Bahnhöfe selbst sind aber offene Baugruben nötig - es wird also am Hauptbahnhof, am Dammtor-Bahnhof und an zwei weiteren Haltestellen riesige Baulöcher geben. Und das über Jahre. Hinzu kommt, dass der Hauptbahnhof massiv ausgebaut werden soll und die U-Bahnlinie 5 mit ihren Tunneln die Innenstadt durchziehen soll. Es droht zunächst ein großes Stau-Chaos.
"Verbindungsbahnentlastungstunnel" hat höchste Priorität
Die Bundesregierung unterstützt die Planungen für diesen "Verbindungsbahnentlastungstunnel". Das Bauvorhaben ist im Bedarfsplan für Bundesschienenwege mit höchster Dringlichkeit verzeichnet. Auf der Bahnstrecke zwischen dem chronisch überlasteten Hauptbahnhof und Altona verkehren nach Bahn-Angaben täglich 300 Regional- und Fernzüge sowie 900 S-Bahnzüge. Auf dem stark befahrenen Streckenabschnitt sollen Kapazitäten für den Fernverkehr frei werden, indem der zweigleisige S-Bahn-Verkehr unter die Erde verlegt wird und auf dem Abschnitt dann vier statt bislang zwei Gleise für den Fernverkehr zur Verfügung stehen.