Tom Jones mit Mörderballaden und Eleganz in Hannover
Der 84-jährige Tom Jones, der "Elder Statesman der Popmusik", wird von Fans verehrt und von Kritikern und Kollegen hochgeschätzt. Gestern Abend trat der gebürtige Waliser in der Gilde Parkbühne mit seiner fabelhaften fünfköpfigen Band in Hannover auf.
"I'm growing old" ("Ich werde alt"): Ein Konzert mit diesem Eingeständnis zu eröffnen, zeugt von Größe. Tom Jones weiß, dass ihm vielleicht nicht mehr viel Zeit bleibt, um seine Entertainer-Qualitäten auf der Bühne zu beweisen. Doch die folgenden knapp zwei Stunden beim Open Air in Hannover zeigten, dass der ergraute Sänger noch immer ein großartiger Interpret von Kompositionen von Bob Dylan, Leonard Cohen und Randy Newman ist.
Tom Jones begeistert mit Eleganz und Stimmgewalt
"Ages And Stages" lautet das Motto seiner vielleicht letzten Deutschlandtournee. Im Laufe seiner langen Karriere erklomm er unzählige Bühnen zwischen London und Las Vegas. Trotz eines Knicks in den 80er-Jahren gelang ihm das Comeback mit Titeln wie "Kiss" von Prince und "Sexbomb" von Produzent Mousse T. aus Hannover. Der war natürlich auch beim Konzert und er war begeistert: "Genial, wie er es schafft, so viele Musikstile in ein Konzert zu packen, und mit Eleganz und dieser Stimme zu tragen. Ich bin baff", meint Mousse T.
Das aktuelle Repertoire des Tigers umfasst Songs seiner jüngeren Alben wie "Surrounded by Time" und etliche Hits aus den 60er-Jahren wie "It's Not Unusual" und natürlich die Mörderballade "Delilah" mit neuen Arrangements und nur fünfköpfiger, aber großartiger Band. Das kam beim Publikum sehr gut an: "Wir haben gedacht, er wird sich Backgroundsängerinnen holen, aber nein: Er füllt mit seiner Stimme Kilometer weit den Raum", findet eine Zuschauerin.
"Solange meine Stimme mitmacht, sehe ich keinen Grund zum Aufhören!"
Tatsächlich klingt seine Stimme noch immer unglaublich kräftig - etwa so wie auf älteren Live-Aufnahmen aus Cardiff. So waren die 2.500 Fans froh, noch einmal diesen überzeugenden und eloquenten Tom Jones erlebt zu haben. Vielleicht kommt er ja noch einmal zurück - aufs Altenteil mag er sich jedenfalls nicht zurückziehen: "Oh, nein, ich denke nicht ans Aufhören. Solange meine Stimme mitmacht, sehe ich keinen Grund zum Aufhören. Irgendwann wird dieser Zeitpunkt natürlich kommen. Die Zeit ist mein Feind, aber ich hoffe, es ist noch ein Weilchen hin."