Tamino: Neues Album "Every Dawn's a Mountain" ist hypnotisch

Stand: 22.03.2025 06:00 Uhr

Tamino schafft musikkulturübergreifende Musik, indem er aktuellen dunklen Singer-Songwriterpop mit der Emotionalität der arabischen klassischen Musik vermischt. Arrangements sind magisch, sparsam und hypnotisch.

Tamino-Amir Moharam Fouad ist 1996 in Belgien geboren und von seinen kulturbeflissenen Eltern nach Mozarts Tamino benannt worden. "Amir" steht dann auch noch im Arabischen für "Prinz". Tamino hat seit 2016 eine beachtliche Musikkarriere gemacht. Er trägt seine Lieder in die ganze Welt, auch in die arabische und nordafrikanische, jetzt wurde er sogar eingeladen, ein riesiges Konzert an der Pyramide von Gizeh zu spielen. Nun erscheint sein drittes Album: "Every Dawn's a Mountain".

Jede Morgendämmerung ist eine Herausforderung - das erleben wir gerade in jeder Nachrichtensendung. Tamino scheint hier aber nicht nur über den Zeitgeist, sondern auch über persönliche Neuanfänge und Abrisse zu dichten. Nach den Irrungen, die so ein schnelles Künstlererglühen mit sich bringt, reißt der Belgier mit ägyptischem Vater Brücken ab und zieht nach New York. "Ich habe Einiges vor mir."

Tamino wächst in Brüssel auf

Tamino wuchs sehr europäisch in Brüssel auf, seine Familiengeschichte prägt ihn aber deutlich: Sein Großvater starb, als Tamino sechs Jahre alt war, er war ein Filmstar und populärer Sänger in Ägypten und im ganzen arabischen Raum: Muharram Fouad.

Oud spielt große Rolle auf Album

Die Oud, die arabische Laute und Mutter aller gitarrenartigen Instrumente, spielt auf dem Album "Every Dawn's a Mountain" eine Hauptrolle. Dennoch wirkt Taminos Musik im ersten Eindruck nicht unbedingt arabisch. Im Bariton-Register hat seine Stimme die Aura eines Crooners. Die Plattenfirmentexter vergleichen ihn sogar gern mit Jeff Buckley.

Arabische Note mit magischen Arrangements

Lauscht man tiefer in die Songs, ist da doch eine deutliche arabische Note, in den Melismen, den Unisoni-Streichern. Und in diesem ungebremst emotionalen sich ausdrücken wollen. Wenn Tamino in sein Falsett aufsteigt, auch live kann er das in dieser Qualität, erlebt man eine der ganz großen Stimmen des aktuellen Pop.

Magisch sind auch die Arrangements, durchsichtig, sparsam und hypnotisch. Mal trägt das Arabische die Lieder, mal fliegt ein Chor herein, dann wieder Streicher auf sanften Beats. Ab und an gibt es elektronische Klänge, die durch riesige Hallräume fliegen: Das ist die große Kunst der Instrumentation. Man denkt an die Band Arcade Fire oder Bon Iver - Produzenten beider Acts hatten ihre Finger im Spiel bei diesem Album.

Kulturübergreifend ohne Orientalismen oder Popkitsch

Tamino schafft auch hier eine wirklich Musikkulturübergreifende Musik - ohne je in Orientalismen oder arabischen Popkitsch zu verfallen. Er schafft aktuellen dunklen Singer-Songwriterpop, den er mit der Emotionalität der arabischen klassischen Musik verbindet. Wünschen würde man sich noch vielseitigere Baupläne seiner Kompositionen, die oft dem Schema Start im Bass und Klimax im Falsett folgen. Manchmal wünschte man sich die ein oder andere einprägsame Melodie.

Weitere Informationen