Staatstheater Braunschweig: Mit Clueso junge Leute anziehen
Das Staatstheater Braunschweig lädt im Rahmen von "GroßerHausBesuch" hochkarätige Künstler aus der Pop- und Rockszene ein. Am Freitag ist dort Sänger Clueso aufgetreten. Theater als Veranstaltungsort für Pop-Konzerte - was haben die Häuser davon?
Es dauert keine zwei Minuten, bis die ersten im Publikum sich von ihren roten Samtsitzen erheben. Kurz darauf stehen alle im Publikum - Clueso hat noch nicht einmal angefangen zu singen. Es ist ein magischer Abend im Staatstheater Braunschweig, auch für den Künstler. "Das ist privater. Man hat eine kürzere Übertragung: Wenn ich etwas mache, dann höre ich die Lacher viel schneller. Ich werde mich hier einfach fallen lassen und Dinge ausprobieren und spontane Sachen machen. Ich liebe Spontaneität auf der Bühne", sagt der Sänger.
Angetan von der altehrwürdigen Atmosphäre
Dass Clueso vor nur 900 Menschen spielt, ist für ihn die Ausnahme. In seiner Heimat Erfurt kamen kürzlich 35.000 Menschen zu seinem Konzert. Im nächsten Jahr wird er vor 20.000 Menschen auf der Berliner Waldbühne spielen. An diesem Abend sind auch viele ins Staatstheater gekommen, die noch nie dort waren. Sie sind angetan von der Atmosphäre des Hauses aus dem 19. Jahrhundert.
Dass sich das Publikumsinteresse verändert hat, stellt auch Generalintendantin Dagmar Schlingmann fest. Heute locke man mehr Menschen mit Events an, sagt sie. So sei etwa das Hip-Hop-Musical von der Jazzkantine im Staatstheater ein Riesenerfolg gewesen, aber auch die Open-Air-Oper "Tosca" auf dem historischen Burgplatz. "Wir suchen ständig nach niedrigschwelligen Formaten. Damit wollen wir zeigen, wir sind für alle da. Natürlich versuchen wir auch, alle Braunschweiger mit unserem Angebot zu erreichen", erklärt Schlingmann. Man könne schließlich nicht mehr davon ausgehen, dass das klassische Bildungsbürgertum in der Menge vorhanden ist wie vor 20 Jahren.
Staatstheater macht Gewinn mit Clueso
An diesem Abend sind auch viele Kinder und Jugendliche im Staatstheater, die man sonst nur im Weihnachtsmärchen sieht. Immer wieder gibt es Zwischenrufe aus dem Publikum mit Songwünschen - und Clueso reagiert, nur begleitet von der Akustikgitarre. "Hier möchte ich gerne das Haus mehr hören, weil es einfach von Natur schon geil klingt so ein Theater", sagt der Sänger.
An diesen Abenden macht das Staatstheater laut Generalintendantin Schlingmann Gewinn. Ökonomisch mache es ebenfalls Sinn, die Türen auch für andere Formate zu öffnen. "Wir haben auch Lücken, die wir nicht durch eigenes Programm füllen können, weil wir gar nicht so große Ensembles haben. Dann ist es toll, wenn wir etwas anbieten können. Also etwa Kabarett oder besondere Jazzpianisten."
Jüngeres Publikum nimmt Angebot an
Eins ist aber auch klar: Ohne Sponsoren wäre das alles nicht möglich. Die Zuschauerinnen und Zuschauer jedenfalls sind nach zweieinhalb Stunden Konzert euphorisch. Bleibt die Frage, wie nachhaltig solche Konzerte sind, um mehr Menschen für das Kernprogramm des Theaters zu begeistern. "Wir merken: Jüngeres Publikum kommt zu uns", sagt Schlingmann. Der Tisch mit den Programmheften jedenfalls ist nach diesem Abend leergefegt.