Rammstein auf der Bühne in Odense © picture alliance / Gonzales Photo/Sebastian Dammark | Gonzales Photo/Sebastian Dammark Foto: Gonzales Photo/Sebastian Dammark
Rammstein auf der Bühne in Odense © picture alliance / Gonzales Photo/Sebastian Dammark | Gonzales Photo/Sebastian Dammark Foto: Gonzales Photo/Sebastian Dammark
Rammstein auf der Bühne in Odense © picture alliance / Gonzales Photo/Sebastian Dammark | Gonzales Photo/Sebastian Dammark Foto: Gonzales Photo/Sebastian Dammark
AUDIO: Rammstein-Recherche: Vorwürfe nehmen neue Dimension an (3 Min)

Rammstein-Recherche: "Eine andere Dimension an Vorwürfen"

Stand: 17.07.2023 13:33 Uhr

Zwei weitere Frauen haben Vorwürfe im aktuellen Rammstein-Skandal gegen die Band erhoben und dabei den Keyboarder Christian Flake Lorenz in den Fokus gestellt. NDR Reporter Daniel Drepper spricht im Interview über die Recherche-Arbeit des NDR und der Süddeutschen Zeitung.

Wie kamen die Kontakte zu den Frauen zustande? Wie schwer fiel es ihnen, über ihre Erinnerungen zu reden - einerseits, weil es lange zurückliegt, andererseits weil da vielleicht lange Verdrängtes wieder hochkommt?

Daniel Drepper: Vor ungefähr sechs Wochen, wenige Tage, nachdem es in den sozialen Medien hoch gekocht ist, haben wir eine erste Berichterstattung gemacht und danach haben sich viele Personen bei uns gemeldet: sowohl Frauen, die sagen, dass sie betroffen seien, als auch Menschen aus dem Umfeld der Band und aus dem Umfeld der Musikindustrie. Das war für uns super wertvoll, weil ohne geht es nicht. Wenn sich Menschen bei uns nicht melden, können wir keine Berichterstattung machen.

Dann haben wir erst einmal erklärt, wie es bei uns läuft. Das ist ein sehr vertraulicher Rahmen. Die Leute können sich in Ruhe mit uns austauschen und erst einmal schauen, wie wir arbeiten. Wir erklären die Vorgehensweisen und dann haben sich zum Glück Menschen dazu entschlossen, dass sie ihre Erfahrungen mit uns teilen wollen. Es ist richtig, dass es für sie nicht ganz leicht ist, weil sie das sehr lange mit sich herumtragen und sie das bis heute belastet. Es ist für sie eine besondere Situation, denn lange Zeit dachten sie, sie seien mit ihren Erfahrungen alleine. Sie wussten nicht, dass es weitere Personen gibt, die angeben, Ähnliches erlebt zu haben. Durch die Berichterstattung wird ihnen erst klar: Es könnte so sein, dass da mehrere Menschen betroffen sind. Für sie ist das ein ganz intensiver Prozess, da noch einmal durch zu gehen.

Weitere Informationen
Christian „Flake“ Lorenz steht mit einem Keyboard in den Händen auf einer Bühne. © picture alliance/dpa | Christophe Gateau

Vorwürfe gegen Rammstein: Worum geht's?

Mehrere Frauen haben Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann erhoben. Am Hamburger Landgericht hat er nun eine Niederlage erlitten. mehr

Gerade wenn die Opfer sich jetzt auch wechselseitig Mut machen und bestärken: Werden die beiden Frauen jetzt, da die Vorwürfe öffentlich im Raum stehen, vielleicht doch noch klagen?

Drepper: Das glaube ich persönlich nicht. Das ist den Frauen natürlich selbst überlassen, aber aus den Gesprächen bisher ging hervor, dass sie eher keine Anzeige stellen würden. Ich glaube aber, dass sie sich vorstellen könnten, als Zeuginnen in laufenden Verfahren auszusagen. Ich glaube, das hängt auch ein bisschen davon ab, wie es jetzt weitergeht in der Berichterstattung und in der Diskussion. Grundsätzlich ist es ja so, dass sich alle Menschen melden können bei der Staatsanwaltschaft Berlin zum Beispiel, die ihr Ermittlungsverfahren immer noch betreibt. Das ist für uns als Journalisten aber nicht unbedingt die erste Priorität. Wir überlassen das den Frauen. Wir machen einfach unsere Berichterstattung und dann müssen wir schauen, was passiert.

Es geht jetzt um ein damals minderjähriges Opfer - und es geht nicht mehr nur um Till Lindemann. Es geht um die Band. Müssen sich die Band und deren Verteidiger jetzt nicht neu zu den Vorwürfen positionieren? Haben die Vorwürfe und die Sache jetzt nicht in doppelter Hinsicht eine neue Dimension?

Drepper: Bisher wirkt es so, als sei die Strategie sehr stark auf Begrenzung der Vorwürfe fokussiert. Menschen äußern sich aus der Band und sagen, Lindemann habe sich von der Band entfernt, es habe keine strafrechtliche Relevanz. Es wird sehr stark runter gespielt und es wird vorgegangen gegen Menschen, die sich öffentlich äußern. Ich glaube schon, dass diese Veröffentlichung die öffentliche Diskussion, aber auch den Umgang mit den Vorwürfen auf der Seite der Verteidigung noch einmal ändern könnte, weil es tatsächlich eine andere Dimension an Vorwürfen ist und das in verschiedene Richtungen hin erweitert.

Das Gespräch führte Markus Schubert.

Weitere Informationen
Rammstein-Sänger Till Lindemann singt auf der Bühne. © picture alliance/dpa | Jens Koch Foto: Jens Koch

Rammstein: Staatsanwaltschaft stellt Verfahren gegen Till Lindemann ein

Das hat die Behörde in Berlin heute bestätigt. Lindemanns Anwälte werten die Entscheidung als Unschuldsbeweis. mehr

Porträtbild des Journalisten Heribert Prantl. © picture alliance / Sven Simon Foto:  Anke Waelischmiller/SVEN SIMON

Heribert Prantl zu Lindemann: "Der Unschuldsvermutung geht es nicht gut"

Im Interview erklärt der Jurist sowie Autor der "Süddeutschen Zeitung", wie er die Einstellung des Verfahrens gegen den Rammstein-Sänger einschätzt. mehr

Rammstein-Sänger Till Lindemann beim Konzert im Hamburger Volksparkstadion © picture alliance/dpa/Rammstein | Jens Koch Foto: Jens Koch

Rammstein: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Lindemann

Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg hat den Justizausschuss darüber laut rbb informiert. mehr

Till Lindemann im Berliner Olympiastadion (04.06.2022). © picture alliance/dpa/Rammstein | Jens Koch

Rammstein spielt in Berlin: Friedliche Proteste

Zwei Petitionen fordern eine Absage der Konzerte. Kultursenator Joe Chialo (CDU) sieht keine rechtliche Grundlage für eine Absage. mehr

Rammstein-Frontsänger Till Lindemann auf der Bühne © picture alliance/dpa Foto: Malte Krudewig
4 Min

Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger: Machtmissbrauch mit System?

Recherchen von NDR und SZ scheinen die Anschuldigungen gegen Till Lindemann zu erhärten. Daniel Drepper mit Details. 4 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 17.07.2023 | 16:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Rock und Pop

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur erzählt die Geschichte von Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Hände halten ein Smartphone auf dem der News-Channel von NDR Kultur zusehen ist © NDR.de

WhatsApp-Channel von NDR Kultur: So funktioniert's

Die Kultur Top-News aus Norddeutschland direkt aufs Smartphone: NDR Kultur ist bei WhatsApp mit einem eigenen Kanal aktiv. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Porträt von Philipp Schmid © NDR Foto: Sinje Hasheider

Philipps Playlist

Philipp Schmid kennt für jede Lebenslage die richtige Musik. Egal ob Pop, Klassik oder Jazz. Träumt Euch zusammen mit ihm aus dem Alltag! mehr

Peter Urban © NDR Foto: Andreas Rehmann

Urban Pop - Musiktalk mit Peter Urban

Spannende Stories, legendäre Konzerte, bewegende Begegnungen: Peter Urban hat viel erlebt und noch mehr zu erzählen. mehr

Mehr Kultur

Ein Sänger steht auf einer Bühne, hält in einer Hand das Mikrofon und die andere ist nach oben gestreckt. © picture alliance / Gonzales Photo/Nikolaj Bransholm Foto: Gonzales Photo/Nikolaj Bransholm

Hurricane Festival: The Prodigy, Apache 207 und Sam Fender kommen 2025

Die englische Elektro-Punk-Band The Prodigy und ein Who-is-Who der deutschen Pop- und HipHop-Szene haben sich für 2025 angekündigt. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?