In den legendären HANSA-Studios in Berlin präsentiert Laurie Anderson ihr neues Album "Amelia" über die amerikanische Flugpionierin Amelia Earhart. Sie wollte als erste Frau die Welt umrunden und blieb verschollen. "Einer der Gründe, warum ich so beeindruckt bin von Amelia Earhart, ist, wie sie amerikanischen Frauen den Weg zu Technik öffnen wollte", so Anderson. "Sie wollte sich für Technikworkshops für Mädchen an den Schulen einsetzen. Jungs konnten Kurse für Maschinenbau, Metall- und Holzverarbeitung wählen, aber Mädchen wollten auch wissen, wie Maschinen funktionieren, meinte sie vor 87 Jahren." 

Laurie Anderson wird in Deutschland bei Alfred Biolek bekannt

Männliche Machtstrukturen künstlerisch zu durchbrechen, schafft Laurie Anderson mit technisch raffinierten Songs, wie mit ihrem Welthit "O Superman!", in dem sie ihren Körper als Instrument nutzt. So lernt das deutsche Publikum sie bei Alfred Biolek kennen. Das war aber nicht ihr einziger Auftritt in Deutschland. "1978 habe ich beim Jazzfestival in der Berliner Philharmonie gespielt. Keine Ahnung, warum die mich eingeladen hatten. Als ich spielte, rief ein Typ von hinten: 'Spiel Jazz!' Dann dachte ich: 'Ich habe gar keine Ahnung von Jazz!' Das war eine tolle Zeit", so die Musikerin. Laurie Anderson war immer Avantgarde, eine, die sich musikalisch schwer einordnen lässt.

Zeit ist essenziell für die Performancekünstlerin

Viele ihrer Songs sind zeitlos faszinierend. Banales Entertainment und pure Show sind der praktizierenden Buddhistin zuwider. Mit ihrer Musik will sie ihre Zeit widerspiegeln: "Das nächste Projekt, an dem ich arbeite, wird 'Arche' heißen. Ein großes Ding, wie ich die Welt retten will, überhaupt nicht ambitioniert. Es geht um die Zeit. Das ist essenziell für mich. In meinem Land glaubt die eine Hälfte der Leute, dass uns die Zeit davonläuft. Alles geht den Bach runter, das Wasser, die Luft, das Gas. Und die andere Hälfte will die Uhr zurückdrehen: Amerika über alles in der Welt. Zurück in die Vergangenheit, als wir keine Probleme hatten."

Kampf um Emanzipation

In der Fliegerin Amelia Earhart von ihrem neuen Album "Amelia" sieht Anderson eine Verbündete für einen lebenslangen Kampf um Emanzipation. Was hat sie auf ihrem einsamen letzten Flug gedacht? Was wollte sie bewirken? Laurie Anderson äußert sich dazu, ob Künstler heute besonders politisch sein müssen: "Heute müssen alle politisch sein. Wobei Künstler natürlich sehr scharfe Werkzeuge haben. In meiner Musik geht es letztlich um Gefühlsfrequenzen. Meine Freunde sagen immer: 'Ich weiß zwar nicht mehr, was du zu mir gesagt hast, aber ich weiß noch genau, welche Gefühle du bei mir geweckt hast.'"

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