Iranische Sängerin Googoosh in Hamburg: Gedenkkonzert an Mahsa Amini
Seit mehr als einer Woche herrschen im Iran erneut Proteste. Auslöser ist der Tod einer jungen Frau. Auch das Konzert der iranischen Sängerin Googoosh am Freitagabend in der Barclays Arena Hamburg stand im Zeichen der Proteste.
Ein Konzert in Freiheit genießen: Für die Exil-Iraner hier in Hamburg ist das möglich. Sie füllen die Sitzreihen der Arena und warten auf die, so nennen sie ihre Landsleute, "Tochter des Iran": Googoosh.
Googoosh: Großes Comeback nach 21 Jahren
Von Kindheit an steht sie auf der Bühne. Im Iran der 60er- und 70er-Jahre feiert sie enorme Erfolge und wird zur beliebtesten Sängerin des Landes. Dann kommt die Islamische Revolution 1979: Frauen wird es verboten, aufzutreten. Viele verlassen den Iran, Googoosh nicht. Sie will in Ihrer Heimat bleiben. 21 Jahre lang hält sie das aus, ohne Gesang. Dann flieht sie doch im Jahr 2000 und feiert ein Riesen-Comeback im Exil: "Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Iran je verlasse. Meine große Hoffnung war es, dass es im Iran eines Tages wieder möglich sein wird, meiner Berufung nachzugehen und für meine Landsleute im Iran zu singen."
In ihren Konzerten erinnert die 72-Jährige immer wieder an die unterdrückte Bevölkerung in ihrem Heimatland. Besonders heute. Vor dem Hintergrund der aktuellen Proteste hat sie ihr Programm nahezu komplett geändert, um mit passenden Liedern ihr Mitgefühl zu zeigen. "Dieser Abend ist ein Gedenkkonzert an Mahsa Amini. Lasst uns mit unseren Gedanken und mit viel Liebe bei unseren Landsleuten sein", sagt sie zum Publikum.
Konzert in Hamburg im Zeichen der Proteste im Iran
Mit sehr eindringlichen und tief berührenden Liedern, Reden und Gedichten erinnert die iranische Sängerin an die Demonstrierenden gegen das System, an die Niederschlagung durch das Regime, so auch mit Ihrem Song "Do Panjereh". Darin heißt es: "Möge diese Wand für immer zerbrechen, wir zwei für immer entfliehen, so dass sich unsere Hände in einer anderen Welt berühren können. Vielleicht gibt es in dieser Welt keinen Schmerz - und keine Wand, die uns trennt."
"Googoosh, wir lieben dich", rufen ihre Fans in Sprechchören. Viele weinen vor Betroffenheit. Aber auch Trost und Zusammenhalt prägt den Abend: "Dieser Abend bedeutet uns eine Menge. Wir fühlen uns nicht mehr so alleine, stehen zusammen. Es ist schön, wenn jemand da ist, an den man sich innerlich anlehnen kann", sagt eine Konzertbesucherin. "Uns normale Leute hört niemand. Umso mehr sind anerkannte Persönlichkeiten in der Pflicht, sich zu äußern", findet ein Besucher.
Hoffnung auf Veränderung
Noch nie seit ihrer Zeit im Exil habe Googoosh so viel Hoffnung auf Veränderung in ihrem Land gespürt. Als Sängerin habe sie jedoch kein politisches Amt inne, um mit frischen Ideen selbst zu einer Besserung der Lage beizutragen: "Ich bin Sängerin. Ich kann mit meiner Stimme, mit den Liedern, die ich singe, und vor allem mit den Texten, die ich auswähle, mein Mitgefühl mit meinen Landsleuten ausdrücken." Googoosh ist die Stimme Irans. Es soll ihre Abschiedstournee sein. Für die Iraner bleibt sie unvergessen.