Immer im Kreis: Vinyl-Boom freut Firma in Diepholz
Die Platte ist beliebter denn je. Seit Jahren ist von einem Vinylboom die Rede. Dieser Boom kam auch in Diepholz an - bei der Pallas Group, einem von gerade mal fünf Schallplattenherstellern in Europa. Ein Ortsbesuch.
In der Werkshalle riecht es nach PVC. In einem von vielen Glaskästen sieht man einen schwarzen Klumpen zwischen zwei Metallplatten. Oben und unten jeweils ein Ettikett: Hier entsteht die Neuauflage eines Santana-Albums. Geschäftsführer Holger Neumann steht neben einer der insgesamt 18 Maschinen in der Werkshalle. Die laufen fünf Tage die Woche, 24 Stunden. Von Miley Cyrus zu Michael Jackson und Filmmusik. Zu den Auftraggebern gehören große Labels wie Sony und Universal.
Seit über 75 Jahren stellt Pallas Tonträger her. Allerdings waren das nicht immer Schallplatten, wie Holger Neumann erklärt: "Es gab immer viele Höhen und Tiefen. Wir haben ja auch noch die CDs gemacht, die heute vom Markt ganz verschwunden sind. Wir machen ja wieder die Schallplatte, die - toi toi toi - wieder weltweit geboomt hat. Es ist ja eine alte Technologie, wie die Platten hergestellt werden und ein Trend gegen die technologische Entwicklung, wie sie heute draußen ist."
Vinyl-Boom vorbei - Markt noch groß
Mit den aufkommenden Streamingdiensten und dem Aussterben der CD brauchte die Musikindustrie eine neue Einnahmequelle. Der Blick zu den Independent-Labels zeigte: Hier wurde durchgehend immer auch Vinyl rausgebracht. Das versuchten dann auch die Großen wieder und suchten Firmen, die noch Schallplatten herstellen konnten. "Als der CD-Boom bei uns kam, haben wir die Schallplattenpressen eigentlich nur eingemottet und die Leute, die wir hier hatten, auf die CD-Fertigung umgelernt. Und als der Platten-Boom dann wieder kam - dass war bei der ersten Loveparade in Berlin - , konnten wir diese Leute zu ihrer alten Arbeitsstätte, wie heißt es so schön, regenerieren und konnten fortan wieder Schallplatten fertigen", erzählt der Geschäftsführer.
Der Absatz von Schallplatten in Deutschland aber auch weltweit stieg stetig an. Mit dem Höhepunkt während der Corona-Pandemie hatte Neumann allerdings nicht gerechnet. Pallas stellte rund 80 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Inzwischen sei man wieder auf dem Vor-Corona-Niveau von 120. Der extreme Boom, so schätzt es Neumann, ist zwar erstmal vorbei, aber der Markt immer noch groß.
Spezial Editionen sorgen für weiteres Interesse
Zum Boom tragen auch Innovationen bei. Die Pallas Group presst zum Beispiel auch Picture Disks, also Platten mit Bildern drauf und bunte Platten. Einfarbig, mehrfarbig oder als sogenannte Split Splats. Dabei wird durchsichtiges Granulat mit verschiedenfarbigen Körnern vermahlen und dann gemeinsam gepresst, so sieht jede Platte am Ende ein wenig anders aus.
Diese Limited Editions sind deutlich aufwendiger in der Herstellung: Sie sind Handmade an alten Maschinen aus den 60er-Jahren. Und sie kosten natürlich auch mehr, als die klassische Vinylplatte. Doch der Markt ist da, sagt Neumann. Besonders stolz ist er auf die Liquid Vinyl. "Ich habe zwei Schallplatten, die ich aufeinander klebe und in diesen Zwischenraum dieser Schallplatte kommt eine Flüssigkeit. Und die bewegt sich, wenn sich die Schallplatte auf dem Player bewegt - da haben wir auch die Patente drauf, das haben wir selbst erfunden."
Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft
Die Möglichkeiten sind laut Neumann lange noch nicht ausgeschöpft. Und so übernimmt im kommenden Jahr sein Sohn in vierter Generation das Familienunternehmen, wie er sagt: "Der Markt ist da. Auch die jüngeren Generationen interessieren sich für die Vinyl und sind nicht nur affin für Downloads."