Eine Institution: 50 Jahre Musikclub Logo in Hamburg
Das Logo in Hamburg wird 50 Jahre alt, bekannt ist es auch als die "lauteste Sauna der Stadt". Zum Jubiläum feiert der Club mit Weggefährten - und das neue Buch 'Logo - Ein Hamburger Club' erzählt die Geschichte von 1974 bis heute.
Egal ob Coverband oder Original - im Logo fanden sie alle Publikum und einen Platz im Scheinwerferlicht. Von Nischenkunst bis Stadionrock, es gibt kaum etwas, was der kleine Club in seinen 50 Jahren nicht gesehen hat. Der ehemalige Betreiber des Logo Eberhard Gugel hat so manchen Star getroffen. "Udo Lindenberg hat hier gerne mit irgendwelchen Bands Schlagzeug gespielt und Otto Waalkes hat hier gerne Faxen gemacht. Damals konnte Otto hier die Straße nicht überqueren ohne seinen Häschenlauf, da ist er als Häschen über die Grindelallee rausgehoppelt und hat so das Logo verlassen."
NDR Musikredakteurin Susanne Hasenjäger erinnert sich an die "tolle Zeiten" mit dem "NDR Musikurgestein" Klaus Wellershaus auf dem Übertragungswagen. "Wir haben Anfang der 90er-Jahre mit der NDR Konzertreihe 'Hörproben' direkt vor dem Logo geparkt und die Geburt der 'Hamburger Schule' begleitet. Wir haben Bands wie Blumfeld in diesem kleinen - an einen Pappkarton erinnernden - Laden auf die Bühne geholt und mitgeschnitten. Heiß war's immer - und laut". Inzwischen habe das Logo eine Klimaanlage, meint Hasenjäger. "Aber die kleine Bühne mit dem Pfeiler in der Mitte, die gibt's immer noch!"
Der Pfeiler ist den Bands wohlbekannt: "Wenn du dir anguckst, wie das Schlagzeug aufgebaut ist, dann weißt du, dass ich hier schon oft gespielt habe. Ich stell' mich nicht hinter den Pfeiler", erzählt Mickie Stickdor. Er ist seit Jahrzehnten Schlagzeuger der Hamburger Band Elephant, die mehr oder weniger zum Inventar des Logo gehörten. Genau wie der Holländer Herman Brood. "Das waren die Tage, wo man am meisten verdient hat", erinnert sich Oliver Ehrlich, einer der Betreiber, die das Logo in fünf Jahrzehnten geleitet haben.
1970er-Jahre: Logo war feste Größe in Hamburg
Bereits in den 1970er-Jahren war der kleine Club eine feste Größe in der Hamburger Musikszene, bevor Eberhard Gugel den Laden später kaufte und fast drei Jahrzehnte betrieb, lernte er das Logo als Rowdie und Tontechniker kennen. "In den 1970er-Jahren ist im Logo Madame Chateaux aufgetreten. Im kleinen Backstagebereich haben sie sich für eine Travestie Show umgezogen und ich konnte mir nicht vorstellen, wie das hier in dem kleinen Bereich funktioniert hat."
Logo: erst Möbelgeschäft, dann Studentenrestaurant, heute Club
Wo ursprünglich ein Möbelgeschäft war, eröffnete im September 1974 das Logo. Damals war es ein Studentenrestaurant mit Bühne. Es bediente eine große Sehnsucht nach handgemachter Musik. "Wir haben auch sonntags Frühshoppen gemacht. Es gibt sonntags Gottesdienste, aber unser Gottesdienst war ein Dienst am Blues und Boogie Woogie", sagt Musiker Abi Wallenstein, der damals im Logo aufgetreten ist. Vor allem in den Anfangsjahren ging Bluesgitarrist und Sänger Wallenstein im Logo ein und aus.
1978 nahm er hier sogar eine Liveplatte auf. "Ich kann mich an eine Begebenheit erinnern, da war eine ganze Rockergruppe da. Ein Rocker kam zu mir und meinte: 'Abi, du hast den Ton noch nicht lange genug gezogen. Wenn du bei der nächsten Runde nicht lang genug ziehst, dann haue ich dich zusammen.' Ich war wirklich eingeschüchtert und habe so lange auf der Gitarre gezogen, wie in meinem ganzen Leben nicht."
Logo war lange Zeit bestuhlt
Bis in die 1990er-Jahre war das Logo bestuhlt, es war üblich, selbst Rockbands im Sitzen zuzuhören. Als Eberhard Gugel 1994 übernahm, warf er als erstes die Stühle raus. "Ein Rockkonzert im Sitzen ist eigentlich nicht möglich. Ich weiß, ich habe damals Meat Loaf gesehen und immer, wenn jemand aufgestanden ist, kam ein Ordner und sagte: 'Setzen!'"
Oasis ist im Hamburger Club aufgetreten: "Das schafft nur das Logo"
Gleich in den ersten Monaten als Logo-Betreiber gelang Eberhard Gugel mit seinem Geschäftspartner Karsten Schölermann der Coup. Die größten Bands der damaligen Brit-Pop-Welle kamen, darunter Oasis aus Manchester. "Die Creme de la Creme des britischen Pops ist hier einfach so über die Bühne gezogen, das war schon Wahnsinn."
Schölermann hatte auch die Idee, zum Jubiläum ein Buch mit Erinnerungen und Fotos zusammenzustellen. Das Besondere am Logo sei, dass man im Vergleich zu anderen Konzerten "nirgendwo näher an die Band kommt. Man steht quasi zehn Zentimeter vom Sänger entfernt und kriegt seine Spucke ab. Es ist sensationell - und ich hab ja die Bildrecherche gemacht: Wie auch bei jungen Hip-Hop-Bands der Saal bebt, wie es knallt - das schafft nur das Logo!", erzählt Fotograf Bernd Jonkmanns, der die Fotos für das Buch zusammengestellt hat.
Das Vorwort zum Jubiläums-Buch hat Musiker und Journalist Peter Urban geschrieben: "Als ich hier mit der damals neuen Band Bad News Reunion gespielt habe, haben wir hier ein Album aufgenommen. Das sind die Momente, die sind als Musiker eigentlich die schönsten. Als Zuschauer Hermann Brood hier zu sehen und die amerikanischen Künstler Moon Martin und Bonnie Raitt war ein absolutes Highlight", erzählt der NDR Musikredakteur, der bei Bad News Reuinon sang und Keyboard spielte.
Bis heute bleibt das Logo eine der bedeutendsten kleinen Bühnen der Stadt mit unzähligen Livekonzerten, manchmal an jedem Wochentag. Es ist immer für eine Überraschung gut.