Antisemitische Aussagen: Roger Waters tritt in Hamburg auf
Am Sonntag spielt Roger Waters ein Konzert in der Barclays Arena Hamburg. Wegen antisemitischer Aussagen und der Verbreitung russischer Propaganda hatte die Stadt Frankfurt ein Konzert der Pink Floyd-Legende versucht abzusagen.
Das Konzert in Hamburg ist der Auftakt für die Deutschlandtour des britischen Musikers. Mehere Städte haben versucht, die Konzerte von Waters zu verhindern unter ihnen München, Frankfurt und Köln. Roger Waters wehrt sich juristisch. Er ist als einer der Gründer von Pink Floyd eine Legende geworden. Der 79-Jährige hat Songs wie "Another Brick in the Wall" geschrieben. Mit der Band verbindet ihn aber mittlerweile nicht mehr viel.
Kundgebung gegen Konzert von Roger Waters in Köln
In Köln gibt es jetzt eine Kundgebung gegen sein Konzert dort. Unter dem Motto "Wish you were not here - Keine Bühne für Antisemitismus" will ein Bündnis aus Vertretern jüdischer und christlicher Organisationen und Politik am Vorabend des Konzerts demonstrieren. Für die Kundgebung sind auch Kölns Oberbürgermeisterin und der Vizepräsident des Zentralrats der Juden angekündigt. Bundesweit hatte es zuletzt massive Kritik an den Auftritten von Roger Waters gegeben.
Als ehemalige Mitglieder von Pink Floyd, angeführt von David Gilmour, 2022 zusammen mit einem ukrainischen Musiker den Song "Hey Hey, Rise Up" veröffentlichen, lehnt Waters dies ab. "Es ist befremdlich für mich, diese Aktion ist so wenig menschlich. Es ermutigt die Fortsetzung des Krieges. Es ist dieses inhaltslose Schwenken der blau-gelben Flagge", sagt er der "Berliner Zeitung".
Waters spricht von Faschisten in der Ukraine
Wladimir Putin regiere Russland behutsam und treffe Entscheidungen auf Grundlage eines Konsens innerhalb der russischen Regierung, findet Waters. Es habe einen Völkermord an der russischen Minderheit in der Ukraine gegeben, das Land werde von Faschisten regiert. Die Referenden in den besetzten Gebieten seien rechtens und legitim. Belege für seine Thesen liefert Roger Waters nicht.
Waters auf Wunsch Russlands beim UN-Sicherheitsrat
Auf Einladung Russlands sprach Roger Waters vor einigen Wochen auch vor dem UN-Sicherheitsrat. Er verurteilte zwar die Invasion, sagte aber auch: "Die Invasion war nicht unprovoziert. Ich verurteile die ukrainischen Provokateure." Und forderte die Mächtigen der Welt schließlich auf Frieden zu schließen.
Antisemitisches Narrativ einer "jüdischen Lobby"
Ebenso befremdlich, wie seine Gedanken zur Ukraine, sind seine Aussagen über Juden. Seitdem Palästinenser ihn vor Ort über die Lage der Menschen dort aufgeklärt hätten, sehe er klar. Mehrmals bezeichnete er Israel als Apartheid-Staat. Er engagiert sich bei der Kampagne BDS mit dem Ziel, dass Israel boykottiert werden soll. Das Land hat er mehrfach mit Nazi-Deutschland verglichen. Israel betreibe Völkermord. Jüdische Lobbys in der Musikbranche und im Journalismus seien mächtige Kräfte. Kritik an solchen "Feststellungen" ist laut Waters westliche Propaganda.
Waters geht erfolgreich gegen Absage in Frankfurt vor
Die Stadt Frankfurt wollte die Reißleine ziehen und sagte das Konzert in der Festhalle ab. "Diese Maßnahmen sind verfassungswidrig, ungerechtfertigt und beruhen auf der falschen Anschuldigung, Roger Waters sei antisemitisch, was er nicht ist", teilte sein Management, Mark Fenwick Management, am 14. März mit. Waters klagte gegen die Konzertabsage und bekam Recht vor dem Frankfurter Verwaltungsgericht. Auch das Konzert in der Münchner Olympiahalle soll stattfinden.
Hamburger Kulturbehörde hat "keine Handhabe"
Komplizierter ist die Situation für geplante Konzerte in Hamburg und Köln. Ein Vorgehen wie in Frankfurt sei nicht ohne weiteres möglich, sagt die Hamburger Kulturbehörde am 8. März auf eine NDR Anfrage: "Das Konzert findet nicht in städtischer Verantwortung statt, so dass wir da auch keine Handhabe haben". Irritierend und widersprüchlich seien Waters‘ Äußerungen, sein Werk beschädigt. Für Hamburg sind bisher keine Proteste angekündigt.
Betreiber hält an "vertraglicher Verpflichtung" fest
Auf NDR-Nachfrage teilt der Betreiber, die Anschutz Entertainment Group mit, dass die Barclays Arena jede Form des Antisemitismus verurteile. Jeder Künstler habe aber dort eine Plattform sich unzensiert und unvoreingenommen zu äußern. Man werde den vertraglichen Verpflichtungen nachkommen. Konzertveranstalter FKP Scorpio geht auf NDR-Anfrage gar nicht auf die inhaltliche Kritik an Waters ein.
Hamburger Antisemitismus-Beauftragter fordert Absage
Der Hamburger Antisemitismus-Beauftrage Stefan Hensel sagte der "Jüdischen Allgemeinen": "Wenn wir es mit der Bekämpfung von Antisemitismus ernst meinen, dann muss auch das Konzert in Hamburg abgesagt werden."
Roger Waters ist ein Mann mit komplizierter Weltsicht. Zu differenzierter Kritik scheint er nicht bereit oder unwillens. Seine Musik ist für die Ewigkeit. Sein Vermächtnis allerdings schwer beschädigt.