Herrenhausen Barock: Jubiläumsstart mit Villazón und L'Arpeggiata
Im diesem Jahr feiert Herrenhausen Jubiläum: Im diesem Rahmen kam der Startenor Rolando Villazón mit seinem Programm "Orfeo son io!" zusammen mit dem preisgekrönten Ensemble L’Arpeggiata nach Hannover.
Der Große Garten der Herrenhäuser Gärten in Hannover feiert dieses Jahr ein Jubiläum. 350 Jahre ist es her, dass ihn Johann Friedrich, Herzog von Braunschweig-Calenberg, anlegte und zur Sommerresidenz der Welfen machte. Gefeiert wird das Jubiläum mit Ausstellungen, Vorträgen und natürlich der Musik von damals. Den Auftakt machten nun Stars der Barockszene mit dem Programm "Orfeo son io!" - zu Deutsch etwa "Orpheus bin ich" - aus der Reihe Herrenhausen Barock.
Villazón besingt als Orpheus die Macht der Musik
Fulminant ist dieser Start ins Jubiläumsjahr mit dem exzellenten Ensemble L'arpeggiata und Rolando Villazón. In der ausverkauften Galerie von Schloss Herrenhausen besingt der mexikanisch-französische Tenor als Orpheus stimmgewaltig und voller Inbrunst den Verlust seiner Geliebten Euridike.
Als Figur der griechischen Mythologie sei er Erfinder von Musik und Dichtung gleichermaßen, sagt die Leiterin von L'Arpeggiata Christina Pluhar: "Orpheus, der aus Liebesschmerz über seine verlorene Euridike in die Unterwelt hinabsteigt und versucht, sie zurückzuholen." Er verwende seine Gesangskunst dazu, den Hüter der Unterwelt zu beschwichtigen, dass der ihn eintreten lässt. "Da geht es natürlich um die Macht der Musik, die so mächtig ist, dass man sozusagen von einer Welt in die andere gelangen kann", so Pluhar.
Der Große Garten wird im Stile der damaligen Zeit präsentiert
Auch Ensembles wie la festa musicale und die Academy of Ancient Music aus London in der Reihe Herrenhausen Barock werden das Publikum in den nächsten Wochen in die Gründungszeit des Großen Gartens zurückversetzen. Ihn im Stile der damaligen Zeit zu präsentieren, ist zudem das Ziel der Direktorin der Herrenhäuser Gärten, Anke Seegert. Dafür werde der Bereich des Orangenparterres hinter der Galerie, den ihr Vorgänger Karl Heinrich Meyer nach dem Krieg gestaltete, originalgetreu rekonstruiert.
"Die Orangen sind das Wertvollste, was man im Barock hatte, und das wurde nicht irgendwo hingestellt, wo noch viel Ablenkung war", so Anke Seegert. "Meyer hat einen sehr farbigen, mit Buchsbaum und bunten Kiesen durchsetzten Platz geschaffen mit insgesamt acht Beeten - vorher gab es nur vier - und das ist natürlich eigentlich nicht das, was diesen Orangen, dieser wertvollsten Pflanze des Barock, gerecht wird."
Barock-Konzerte zwischen Zitronen
Das Orangenparterre ist die Achse, die vom Orangerie-Gebäude zum barocken Gartentheater verläuft. Dieses wurde bereits 2021 in seine frühbarocke Form zurückversetzt. Denn der Denkmalschutz erfordert, den Großen Garten möglichst nah am Original zu gestalten. Das gilt auch auf der anderen Seite des Hauptgebäudes im Feigengarten für die Erd-Gewächshäuser. Sie gibt es nur noch in wenigen Gärten in Deutschland, sagt Anke Seegert: "Diese Erd-Gewächshäuser sind nach Süden ausgerichtet, und auf der Nordseite hat man mit Pferdemist die Mauern geheizt, so dass man schon in diesen Erd-Gewächshäusern, die eigentlich nur wenig über die Erdoberfläche hinausschauen und mit Glas abgedeckt sind, Obst und Gemüse, vor allen Dingen Aprikosen oder Pfirsiche, vortreiben konnte. Das wäre jetzt das Ziel, das Prinzip wieder zu zeigen."
Kurfürstin Sophie hatten es die Zitronen besonders angetan. In der ersten Ausstellung des Jubiläumsjahres "Gärten aus Meisterhand" wird es ab Mitte Februar daher um Zitruspflanzen gehen. Präsentiert wird sie im einstigen Winterquartier der exotischen Früchte, in der Orangerie von Schloss Herrenhausen. Mitten zwischen den Pflanzen wird es dort auch zwei Barock-Konzerte geben. Ob sie an die humorvollen Zugaben herankommen werden, die das Publikum des Auftaktkonzerts zum Jubiläumsjahr erleben konnten, wird sich zeigen.