Dorothee Oberlingers Leidenschaft: Mehr als 100 Blockflöten
Zusammen mit Nils Mönkemeyer tritt Dorothee Oberlinger bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern auf. Sie haben gemeinsam ein Album aufgenommen für Blockflöte und Bratsche, eine ungewöhnliche Kombi, die sie gerne ausprobieren und auf die Bühne bringen wollten.
"Fokus Bach" - das ist einer der Programmschwerpunkte der diesjährigen Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Zu Gast sein wird auch die vielfach preisgekrönte Blockflötistin und Dirigentin Dorothee Oberlinger, und zwar zusammen mit dem Bratschisten Nils Mönkemeyer und weiteren musikalischen Freundinnen und Freunden. Am 30. August wollen sie in Anklam ein barockes Feuerwerk entzünden. Vorher ist Oberlinger zu Gast bei Friedrike Westerhaus in NDR Kultur à la carte.
Ich nehme mal an, Sie reisen nicht nur mit einer Blockflöte nach Mecklenburg-Vorpommern, Sie nehmen wahrscheinlich gleich mehrere mit, oder?
Dorothee Oberlinger: Ja, für das Konzert werden es wohl sieben bis acht Blockflöten werden.
Wie viele Blockflöten besitzen Sie?
Oberlinger: Das ist variierend, weil es immer auch Abgänge und Zugänge gibt. Man könnte sagen, im Pool befinden sich um die 100 Instrumente.
Wow, das ist eine ganze Menge. Sie sagen Abgänge und Zugänge, das heißt, irgendwann ist ein Instrument wahrscheinlich abgespielt, oder wie sieht das aus? Begleitet Sie ein Instrument auch über Jahrzehnte?
Oberlinger: Ja, das ist garantiert so. Die werden auch gewartet, das heißt ein Flötenbauer schaut drüber, nimmt den Block raus, schleift alles. Es ist eine Millimeterarbeit. Der Windkanal muss wieder glatt gemacht werden und die Flöten müssen geölt werden, damit sie wieder schön klingen. Eigentlich verkauft man manchmal Instrumente, wenn man merkt, sie liegen nur noch im Schrank, und man kommt nicht mehr gut mit ihnen zurecht. Dann interessiert man sich für neue Modelle. Als Flötistin braucht man große und kleine Instrumente, die verschiedenen Typen aus den verschiedenen Jahrhunderten, vom Mittelalter bis zur Gegenwart, da gibt es auch neueste Entwicklungen. Dadurch kommt diese enorme Zahl von Instrumenten zustande.
Wahrscheinlich ist es einfach so, dass es immer Spaß macht, sich noch mal ein neues Instrument anzuschaffen, oder?
Oberlinger: Es ist auch eine gewisse Sammlerleidenschaft dahinter. Es gibt außerdem Flötenausstellungen. Dort spielt man schnell was an und findet das toll. Mein Mann sagt: 'Du kaufst dir Blockflöten wie Schuhe.' Ich glaube, so schlimm ist es nicht.
Haben Sie, ähnlich wie einen Schuhschrank, auch einen Blockflötenschrank, wo alle Ihre Instrumente drin sind?
Oberlinger: Es gibt ein Regal, in dem ist mittlerweile schon richtig Unordnung eingekehrt. Ich erinnere mich an meinen Flötenlehrer Walter van Hauwe in Amsterdam. Der lebte in einem wunderbaren Stadthaus, und die Flöten fielen in der Schublade umher. Das Fußstück wusste man gar nicht dem Hauptstück der Flöte zuzuordnen. So ähnlich sieht es bei mir mittlerweile auch aus.
Mit Nils Mönkemeyer werden Sie jetzt in Mecklenburg-Vorpommern spielen. Mit dem haben Sie auch ein Album aufgenommen: "Dance for two", das sind wirklich nur Sie und Nils. Zu hören ist die Kombination Blockflöte und Bratsche, beide Instrumente sind auch solistisch zu hören. Warum wollten Sie dem Klang der Blockflöte und Bratsche genauer nachgehen?
Oberlinger: Erstens wollten wir unbedingt miteinander spielen. Ich glaube, das war der Hauptgrund. Dann haben wir angefangen zu suchen, was gibt es überhaupt für unsere Besetzung und wir haben festgestellt, es gibt nichts. Dann ging es los mit einer Komposition von der griechischen Komponistin Konstantía Gourzí: "A message between the trees", das war ein Bratschensolo, für uns hat sie das Stück bearbeitet. Wir haben sie gebeten, uns noch ein Stück zu schreiben, was nur für uns ist. Das hieß "Dance for two", wo sie diese griechischen Tanztraditionen hat einfließen lassen. Dann hat sie dem Album auch den Namen gegeben. Wir haben ganz viel bearbeitet, vom Mittelalter bis in unsere Zeit mit Bach als Kern. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, das zu tun, einfach mal die Kunst des Arrangements auszuprobieren.
Sie haben sich selber darangesetzt und geguckt, wie Sie das hinbekommen, dass es auf beide Instrumente passt?
Oberlinger: Genau. Zum Beispiel spielen wir ein Stück auf der CD "The Reel of Tulloch". Es ist eigentlich eine einstimmige Melodie aus Schottland, da hat man gerne diese Reels getanzt. Nils hat dazu eine zweite Stimme improvisiert, in der Art der schottischen Fiddler.
Das Gespräch führte Friederike Westerhaus.