Laila Nysten: Die "Neue" im Jazz etabliert die Geige neu
Im Jazz ist die Geige eher unterrepräsentiert - völlig zu Unrecht, wie die Hamburger Musikerin beweist. Bei der diesjährigen JazzBaltica erhält Laila Nysten den IB.SH JazzAward. Dabei beschäftigt sie sich erst seit wenigen Jahre mit dem Genre.
Die Begeisterung ist Laila Nysten förmlich anzumerken, nicht nur aus persönlichen Gründen. "Ich finde gerade als Geigerin ist es wahnsinnig schön, mit einem Jazzpreis diese Anerkennung zu bekommen", sagt sie. Schließlich finde ihr Instrument häufig kaum Beachtung im Jazz.
In einer Musikerfamilie aufgewachsen
Doch dass die Geige auch in den Jazz gehört, zeigt Laila Nysten - Geigerin und Sängerin aus Hamburg. Die 30-Jährige kommt aus einer Musikerfamilie. Anstelle eines Fernsehers stand da ein Flügel im Wohnzimmer. Musik war also von Anfang an ein großes Thema – fehlte nur noch die Wahl eines eigenen Instruments.
"Für mich war eigentlich immer klar, dass es die Geige wird", erzählt sie. Als Kleinkind habe sie ein Violinenkonzert gesehen und sie habe gewusst: Die muss es sein. "Und es durfte natürlich auch nichts sein, was meine Eltern selber gespielt haben", sagt sie weiter.
Vielfalt interessierte sie schon immer
Laila Nysten beginnt mit klassischem Geigen-Unterricht. Ihr Ziel: ein Musikstudium. Genremäßig möchte sie sich aber noch nicht festlegen. "Ich habe mich dann für Schulmusik entschieden, weil ich wusste, dass es da eine Vielfalt gibt, die ich sonst nicht bekomme." Denn gesungen habe sie auch immer schon gern und andere Arten von Musik gehört. "Ich war dann ganz zufrieden damit, dass ich alles ein bisschen machen kann."
Der Gedanke, dass sie mit der Geige auch Jazz spielen könnte, kam ihr während des Lockdowns. Zusammen mit anderen Musikerinnen und Musikern gründete Laila die Jazzband "Analog Swing", ein Quintett im Hot Club-Stil der 30er-Jahre à la Django Reinhardt und Stephan Grapelli.
Auch Nils Landgren schwärmt für die Geigerin
Laila Nystens Art zu musizieren, begeistert auch den schwedischen Starposaunisten Nils Landgren, künstlerischer Leiter der JazzBaltica. "Laila Nysten ist jemand mit einem außergewöhnlich guten Verständnis für das Jazz Idiom. Besonders für den früheren Jazz. Sie swingt und sie singt und ich bin sehr stolz, dass wir sie dieses Jahr als Preisträgerin beim IB.SH haben", schwärmt er.
Singen tut Laila vor allem in ihrem Soloprojekt als "La iLa". Auch hier in einem weiten musikalischen Spektrum: von Jazz über Folk bis Pop. Die Musikstudentin arbeitet aktuell an einer neuen EP. "Nur mit Streichinstrumenten, Klavier und Stimme. Das heißt alle Sounds, die wir generieren, kommen wirklich nur aus diesen Instrumenten", beschreibt sie die Musik. Alles ist analog, klingt dadurch sehr organisch. "Aber irgendwie trotzdem auch ein bisschen elektronisch und ein bisschen interessant."
Einladung zur JazzBaltica
Dass sie jetzt noch einen Jazz-Preis gewonnen hat, erfreut und überwältigt Laila Nysten zu gleichen Teilen: "Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass das passieren kann, weil ich mich selber noch so frisch im Jazz empfinde. Da dachte ich, dass ich erstmal ein bisschen ankommen und die Szene kennenlernen muss." Als dann Nils Landgren im vergangenen Dezember auf sie zugekommen sei und zur JazzBatica eingeladen habe, sei das schon ein "Riesenschritt" gewesen. "Da dachte ich, das ist jetzt mehr als ich erwarten konnte." Ihr erster JazzAward kommt nun noch hinzu.