Opernhaus in der Hafencity? Die Kritik wird wieder lauter
330 Millionen Euro - so viel will Klaus-Michael Kühne der Stadt Hamburg für ein neues Opernhaus schenken. Darüber sollte eine Vereinbarung zwischen ihm und der Stadt geschlossen werden. Aus der wurde nun erstmal nichts. Dafür mehren sich die kritischen Stimmen.
Schon als der Hamburger Milliardär Kühne im vergangenen Jahr seine Idee von einem von ihm finanzierten neuen Opernhaus in der Hafencity publik werden ließ, hagelte es Kritik. Die Kulturbehörde stieg dennoch in Verhandlungen ein. Nun aber ließ der Mäzen einen Notartermin platzen, bei dem die mit 330 Millionen Euro größte Einzelspende in der Geschichte der Stadt unterzeichnet werden sollte. Die Diskussion um Standort, Finanzierung und Sinnhaftigkeit eines Neubaus ist damit aber wieder neu entbrannt.
Linke nennt Kühnes Angebot "vergiftetes Geschenk"
Heike Sudmann von der Fraktion der Linken in der Bürgerschaft nennt Kühnes Angebot ein "vergiftetes Geschenk". Kühne würde die Stadt nach und nach kaufen und ganz alleine entscheiden, was wo gebaut wird. Der Denkmalverein hält es weder baukulturell noch finanziell für verantwortbar, die alte Staatsoper einer unklaren Zukunft zu überlassen und stattdessen für viel Geld einen Neubau in die Hafencity zu stellen.
Zusammen mit Professoren und Architekten fordert der Denkmalverein den Senat auf, die Öffentlichkeit sowohl über den aktuellen Sanierungsbedarf des Gebäudes als auch über die Gesamtkosten eines möglichen Neubaus zu informieren. "Eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit ist die Voraussetzung für jede weitere mögliche Konsequenz", hieß es.
Jürgen Zimmerer, Kolonialismus-Forscher an der Universität Hamburg, kritisiert den geplanten Standort am Baakenhöft. Dies sei ein zentraler authentischer Ort der Erinnerung an koloniale Verbrechen in Deutschland, der mit einer Oper zu einem Ort des Vergnügens werden würde.
Forderung nach "belastbarer" Planung
Kritik äußert auch der Hamburger Steuerzahlerbund. Dessen Landesvorsitzender Sascha Mummenhoff forderte vom Senat eine seriöse und belastbare Planung. Das Angebot von Kühne, Hamburg eine Oper zu spendieren, klinge im ersten Moment zwar wie ein Sechser im Lotto, "doch in Wahrheit bringt dieses 'Geschenk' enorme Risiken mit sich - vor allem für die Steuerzahler". Großprojekte seien in Hamburg notorisch anfällig für Kostenexplosionen und Verzögerungen.
Zu den Gründen für die kurzfristige Absage des Notartermins antwortete die Kühne-Stiftung auf Anfrage des NDR Landesfunkhauses Hamburg schriftlich: Bei der Endfassung des komplizierten Vertrages seien noch offene Fragen aufgetaucht, sodass weitere Gespräche folgen müssten. "Die Kühne-Stiftung bekennt sich nach wie vor zu ihrem Projekt, allerdings muss die Aufteilung der wirtschaftlichen Belastungen und Risiken aus unserer Sicht überdacht werden", heißt es weiter.
Kulturbehörde hält an internen Gesprächen fest
Ein Sprecher der Kulturbehörde sagte: "Wir sind die letzten Monate gut damit gefahren, dass wir interne Gespräche intern führen. Das halten wir auch weiter so." Schon am Montag hatte er mitgeteilt, dass die Gespräche über den Neubau einer Oper weiter andauern. "Kühne-Stiftung und Stadt reden weiterhin über die Möglichkeit, im Rahmen einer Schenkung durch die Stiftung auf dem Baakenhöft eine neue Oper für Hamburg zu bauen", hieß es.
Ziel sei es, ein architektonisch herausragendes Gebäude zu schaffen, das beste Bedingungen für die Hamburgische Staatsoper bieten und diesen besonderen Ort an der Elbe für alle zugänglich machen soll. "Damit dies gelingt, ist es wichtig, von Anfang an eine gute vertragliche Grundlage zu finden, die alle Interessen berücksichtigt. Hierzu dauern die Gespräche an", hieß es. Die sollen allerdings erst nach der Bürgerschaftswahl am 2. März weitergehen.
Mit Informationen von Daniel Kaiser.
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