"Klapper": Gelungener Debütroman über die rätselhaften Teenager-Jahre
Kurt Prödels Debütroman "Klapper" handelt von einem Teenager, der sich in Computerspiele flüchtet, bis ein Mädchen in sein Leben tritt. Der Autor beobachtet manchmal schmerzhaft genau - das bereichert das Buch ungemein.
Klapper ist ein Gamer, ein Computerspieler. Vor allem spielt er den Shooter "Counter-Strike", baut sich dort sogar eigene Maps, also Spielflächen. Eine baut er sogar seiner Schule nach. Nein, das ist kein Gewaltroman, der in einem Blutbad endet, sondern ein sensibles Porträt eines etwas verlorenen Teenagers. Eines Tages setzt sich ein Mädchen namens "Bär" neben ihn. Sie spielt auch gerne "Counter-Strike", und so werden die beiden Freunde. Schnell wird klar, dass Klapper eventuell sogar auch ein bisschen mehr empfindet. Bär hat ihn aus seiner Lethargie gegenüber der Realität erweckt.
"Jeder hat vielleicht in der Schule, in der Klasse einen Klapper. Jeder war bestimmt auch mal selber der Klapper, als man damals hormonell kurz vor der Implosion stand", sagt Autor Kurt Prödel. Er habe früher zwar auch viel gespielt, aber seine eigene Lebensgeschichte sei das nicht.
Detailreich und voller Absurditäten
Es gibt eine zweite Zeitebene im Roman. In der arbeitet Klapper als IT-ler und reflektiert noch mal über seine Jugend. Zu seinen Eltern hat er, wie Bär übrigens auch, ein schwieriges Verhältnis. Den Eltern in diesem Roman fällt es schwer, die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder zu sehen. Klapper steht auf harte Subkultur, sein Elternhaus ist der Inbegriff von Mainstream. Klapper und sein Vater Ralf fahren Auto:
Mit einem Klick auf Play ertönte die glasklare Gitarre von Mark Knopfler: "Sultans of Swing" von den Dire Straits. Ralf wippte im Takt, kam richtig in Fahrt und trat aufs Gas. Leseprobe
Kurt Prödel beobachtet manchmal schmerzhaft genau. Bei Bär zuhause wird Zitronenkrümeltee getrunken, die Computermaus, die Klapper zum Geburtstag bekommt, ist exakt beschrieben, man sieht den Karton quasi vor sich. Das bereichert das Buch ungemein, macht es präzise. Vor allem ist es aber sehr unterhaltsam, voller kleiner Absurditäten, zum Beispiel wenn Klapper darüber nachdenkt, endlich mal wieder eine Party zu feiern.
Seine letzte Feier war sein siebter Geburtstag gewesen. Eine komplette Katastrophe. Nur drei Leute waren gekommen, und einer hatte in das Planschbecken geschissen. (…) Trotzdem arbeitete die Idee in ihm weiter. (…) Vier Leute? Eine kleine Party. Das könnte funktionieren. Ein Hauch von Vorfreude. Leseprobe
"Klapper": Gelungener Debütroman
Unter dem unterhaltsamen, oft witzigen Grundton schwebt ein Schatten von Depression. Die Verlorenheit der Teenager in "Klapper" ist greifbar. Das fühlt sich echt an, liest sich wahr. Es gibt dann noch eine Wendung, die einen etwas ratlos zurücklässt, aber dennoch ist es ein gelungener Debütroman - über die vielleicht unsichersten und rätselhaftesten Jahre im Leben.
Klapper
- Seitenzahl:
- 256 Seiten
- Genre:
- Roman
- Verlag:
- Park x Ullstein
- Bestellnummer:
- 9783988160249
- Preis:
- 22 €