Jazzpianistin Olivia Trummer mit Album "For You"
Olivia Trummer wandelt zwischen Klassik und Jazz, kreiert wunderbar melodische Songs und hat gerade ihr neues Album "For You" herausgebracht. Mit ihren Songs trat sie live im NDR Kultur Studio auf.
Die Stuttgarterin bewegt sich mit großer Leichtigkeit zwischen Klassik und Jazz und erweist sich darüber hinaus immer wieder als kluge Songwriterin. "For You" ist ihr inzwischen neuntes Album: Wunderbar melodische Jazz-Kompositionen, eingespielt mit einer hochkarätigen Band und getragen von der herausragenden Sängerin und Pianistin. Bei NDR Kultur präsentierte Olivia solistisch Stücke ihres neuen Albums, mit dem sie gerade auf Tour war, sowie andere Werke aus ihrem reichen Repertoire. Einen Flügel und ein Mikrophon - mehr braucht diese faszinierende Künstlerin nicht.
Du kommst aus einem absoluten Musikerhaushalt, bist in Stuttgart geboren. Welche Rolle hat Musik früher bei euch gespielt?
Olivia Trummer: Meine Eltern sind Berufsmusiker, zwischen Tasteninstrumenten und Gesang und auch Pädagogik. Insofern habe ich von Anfang an das Haus immer voller Musik erlebt. Es war für mich der Normalfall, Musiker zu sein, auch in dem Sinne, dass meine Eltern mich da immer wahnsinnig unterstützt haben. Sie haben wirklich mit allen Mitteln angeregt und möglich gemacht, dass ich mich einen Großteil meiner Kindheit mit Musik beschäftigen konnte und da so richtig tief in eine eigene Welt eintauchen konnte oder die entdecken konnte. Das ist der Kern, der Ursprung. Es gab dann eigentlich keine andere Alternative. Dann bin ich an die Stuttgarter Musikhochschule gegangen, habe dort Jazzklavier und klassisches Klavier studiert und durfte auch noch weiter nach New York, um Jazzklavier weiter auszubauen und ich habe auch da ganz viele Eindrücke mitgenommen, die bis heute nachwirken.
Wie kam dieser Schritt zustande - vom klassischen Musikerhaushalt hin zum Jazz?
Olivia Trummer: Es war eigentlich nie so ein Schritt von einem ins andere, sondern ich bin - wie ein Kind an ein Spielzeug geht - an den Flügel rangegangen und habe ganz früh angefangen, Sachen nachzuspielen, einfach übers Gehör. Zu probieren, wohin die Reise führt, wenn ich die Finger hier hinlege und dahin. Es war für mich ein Entdecken des Instruments und über das Instrument dann eben auch der Musik. Insofern musste mir dann erstmal jemand erklären, dass so große Schubladen überhaupt existieren wie Jazz und Klassik. Für mich war das anfangs alles Klang.
Ich habe bei meiner Mutter klassischen Klavierunterricht bekommen, allerdings über das Gehör, bis ich die ersten Noten gesehen habe. Insofern hat es das natürlich auch leichter gemacht. Es war nicht zuerst das eine, dann das andere da. Von der Gewichtung her wurde dann der Jazz und das Schreiben von Musik, das Kreieren-Wollen, noch viel stärker, als das Interpretieren.
Lass uns mal darüber sprechen, wie deine Musik entsteht. Da gibt es "Thirsty in the bathtub" - durstig in der Badewanne. Ein schönes Spiel mit Worten. Wie entsteht so etwas?
Olivia Trummer: Das ist immer ganz magisch. Richtig zurückverfolgen kann man diese Ideenfindung eigentlich nicht - oder ich zumindest nicht. Das sind Einfälle, würde ich sagen. Da steht dann plötzlich ein Bild im Raum. Zum Beispiel dieser Gegensatz "durstig in der Badewanne" als Bild. Manchmal steht auch eine Textzeile im Raum, die mir entweder am Klavier in die Finger kommt, während ich improvisiere oder einfach so beim Spazierengehen. Es muss mit so einem Samenkorn anfangen. Und dann nehme ich mir die Zeit, das zu entwickeln und auch manchmal noch einmal ganz umzuarbeiten.
Wieviel kommt bei der Musik von dir selbst, wieviel entsteht im Zusammenspiel mit den anderen?
Olivia Trummer: Ich habe relativ klare Vorstellungen vom Gerüst des Songs, die Harmonieverläufe, die Kicks hier und da, auch eine Idee vom Groove, Melodie sowieso, das bin ja am Ende ich. Wer mit Jazz vertraut ist, dem kann nicht sagen, es ist dann trotzdem noch im Leadsheet-Format. Ansonsten möchte ich es auch ein bisschen transparent halten, dass eben auch meine wunderbaren Musiker sich mit einbringen können. Tatsächlich haben wir die Musik erst zum Leben erweckt, als wir vor der Aufnahme geprobt haben. Da hat das Ganze noch mal eine farbige Dimension bekommen. Man könnte sagen, ich mache die Bleistiftzeichnung, und die Musiker kommen dann mit ihren Farben und ich dann mit Klavier und Gesang und wir malen das aus.