Sarajane: Kraftvoll souliger Pop aus Hamburg
Das zweite Livekonzert der neuen EXTRA-Staffel bestreitet Sarajane McMinn mit ihrem Gitarristen Arne Vogeler. Im Gespräch erzählt die Sängerin von der Arbeit an ihrem neuen Album.
Die deutsch-britische Pop-Sängerin Sarajane aus Hamburg arbeitet nicht nur als Background-Sängerin für Künstler*innen wie Ina Müller, sondern hat auch eine eigene Band. Im Gespräch mit Claus Röck erzählt sie von der Arbeit an ihrem neuen Album und wie ihre neue Rolle als Mutter sie verändert hat.
Claus Röck: Sarajane, zwei Alben sind von Dir bereits erschienen. An dem dritten "Milk and Money" arbeitest Du gerade - warum dieser Titel?
Sarajane: Er ist tatsächlich in einer Garderobe entstanden. Ich bin vor Kurzem Mutter geworden, und ich hatte ein Konzert - das war etwa neun Wochen, nachdem ich entbunden hatte. Ich saß backstage in einer Garderobe und habe Milch gepumpt und dachte: Ja, milk and money - heute mal Geld verdienen. Was ja in der Pandemie-Zeit für Künstlerinnen und Künstler nicht so leicht war, für mich auf jeden Fall. Es gab also endlich mal die Chance, einen Gig zu spielen. Dann ergreift man die natürlich - egal, was gerade Phase ist. Da dachte ich, kann man das machen? Versteht das jemand? Es war auf jeden Fall schon mal der Arbeitstitel, und der hat sich über die Zeit bewährt. Deswegen nehmen wir den jetzt.
Röck: Mir gefällt er sehr gut. Du sagst ja auch gleichzeitig damit aus, dass in deinem Leben einiges passiert ist. Das Kind hast du schon erwähnt. Ich stelle mir das ziemlich schwierig vor - ein neues Album in Corona-Zeiten zu machen, nicht zu wissen, kann ich überhaupt irgendwann wieder spielen? Finanzielle Schwierigkeiten in der freien Kunstszene, das ist alles wirklich heftig. Hat Dich diese Phase als Künstlerin verändert?
Sarajane: Ich glaube, ich bin weniger kompromissbereit. Ich habe bis zum letztmöglichen Tag, an dem wir in Clubs spielen durften, alles angenommen, was ging. Klar: jung und kinderlos, was machst du? Du spielst Gigs. Diese Zeit, diese Pause, die am Anfang ein bisschen wie Ferien wirkte - wir wussten ja nicht besonders viel. Wir hatten das Gefühl, es gibt jetzt Osterferien. In der Zeit habe ich schon so ein bisschen reflektiert. Was ist mir wichtig? Was mache ich? Mache ich das eigentlich alles, weil ich das zu 100 Prozent so möchte und so fühle? Oder gibt es ein paar Sachen, die man noch aussortieren kann? Das war am Anfang schon ein ganz guter Prozess. Das habe ich auch von vielen Kolleginnen und Kollegen gehört, dass man einfach so ein paar Sachen für sich sortiert. Und natürlich haben sich die Prioritäten mit der Geburt meines Kindes nochmal verschoben.
Röck: Du bist eine ziemliche Powerfrau, auf der Bühne und privat. Du hast, glaube ich, ziemlich klare Vorstellungen vom Leben, habe ich unserem Vorgespräch entnommen. Ich habe ein bisschen was über Dich gelesen. Du machst ziemlich klare Ansagen. Gibt es denn einen Unterschied zwischen der Künstlerin Sarajane und der privaten Sarajane?
Sarajane: Es gibt sicherlich Unterschiede - in der Klamotte zum Beispiel oder in der Menge des Make-ups. Aber ansonsten versuche ich schon, einfach ich selbst zu sein. Ich glaube fest daran, dass es jeden von uns eben nur einmal gibt. Und man soll so doll, wie es eben nur geht, diese Personen sein und nicht jemand anders. Das fällt einem nicht immer leicht, mir auch nicht. Ich bin auch nicht immer superpower selbstbewusst. Aber je mehr ich das zulasse, dass die Bühnenperson und die Privatperson eins sind, desto mehr verbinde ich mich auch mit dem Publikum.