Alter Ego: David Orlowsky im Duo mit David Bergmüller
Sie sind musikalische Seelenverwandte. Kurz vor dem Start ihrer Konzerttour kamen der Klarinettist David Orlowsky und der Lautenist David Bergmüller mit Musik ihres Albums "Alter Ego" ins NDR Kultur Studio.
Am 4. Mai 2022 präsentierte NDR Kultur mit dem Klarinettisten David Orlowsky einen richtigen Star der Klassik-Szene. Mehr als 20 Jahre lang tourte er mit seinem Trio um die Welt und begeisterte mit seiner Musik ein breites Publikum. 2019 verabschiedete sich diese Besetzung mit einer großen Tournee von ihren Zuhörern. David Orlowsky suchte nach neuen Herausforderungen. Und die entdeckte er beim Surfen im Internet. Dort stieß er zufällig auf den Österreicher David Bergmüller, einen der profiliertesten Lautenisten Europas. Die beiden fanden schnell zusammen und erkannten ihre Seelenverwandschaft. Ihr erstes gemeinsames Album heißt daher auch "Alter Ego". Kurz vor dem Erscheinungstermin präsentierten sie es live bei NDR Kultur.
David Orlowsky und David Bergmüller über gemeinsames Album "Alter Ego"
David Orlowsky, ich habe bei den Improvisationsteilen auch Teile der musikalischen Welt von dir gehört, die seit vielen Jahrzehnten Teil deiner musikalischen Seele ist. Das Klezmer-Klagen, dieses Spiel. Es ist toll, das in der Improvisation zusammenzubringen, weil es zwei verschiedene musikalische Sprachen sind. Wie geht das für euch?
David Orlowsky: Wir spielen es einfach. Aber wir waren auch wirklich überrascht, wie gut sich das Obertonspektrum von Laute und Klarinette ergänzt. Wir nehmen uns einfach nichts weg. Es fängt manchmal auf eine Art an zu schweben, die man gar nicht so richtig erklären kann, die uns aber auch immer wieder dahin gezogen hat. Wir saßen einfach bis spät in die Nacht und haben mit Klängen experimentiert. Klar bringt jeder seine Geschichte mit rein. Es wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Das macht uns als Menschen und als Musiker aus. Es ist eine unerwartet schöne Kombination an Klängen.
Ihr entdeckt in dieser Besetzung auch selbst etwas ganz Neues?
David Orlowsky: Auf jeden Fall, ja. Wir hatten auch keine Vorbilder. Wir konnten ja nicht sagen, wir machen es wie Hinz und Kunz, die das vor zehn Jahren schon mal gemacht haben, sondern wir mussten uns wirklich selber finden, was aber auch sehr viel Freiheit bedeutet.
Bei eurer Musikauswahl im Repertoire hatte ich das Gefühl, Stille ist auch etwas, das wichtig ist - Stichwort Berghütte -, also Rückzugsorte. Was bedeutet das für euch? In Tirol gibt es ja sicher viel Stille?
David Bergmüller: Es gibt viel Stille. Ich glaube, dass Musik nur aus Stille entstehen kann, dass der Ursprung jeder Musik Stille ist. Und ich glaube, dass sich vor allem die Laute sehr dafür eignet, Musik als Verzierung der Stille zu verstehen. Das ist etwas, wo wir uns sehr verstehen. So leise wie die Klarinette spielen kann und Crescendos machen kann - das ist etwas, was der Laute fehlt und was es sehr ergänzt.
David Orlowsky: Die Laute kann ja auch nicht wahnsinnig laut, trotz des Namens. Wir waren dadurch etwas eingeschränkt im dynamischen Spektrum. Aber wir haben das für uns umgedreht. Wir haben gesagt: Das ist doch perfekt, wir können die ganzen Zwischentöne in diesem Bereich ausloten, der eben nicht die Kraft von dem 120-köpfigen Orchester entwickeln kann. Sondern der Zuhörer muss ein bisschen die Ohren aufsperren. Er wird nicht überrannt von uns, aber er ist sehr eingeladen, nahe ranzukommen.
Das Gespräch führte Petra Rieß.