Jazz-Combo Triotop: "Man muss gucken, dass die Magie entsteht"
Am Sonntag war Welt-Jazz-Tag. Dass die altehrwürdige Musikgattung sich immer wieder erneuert, zeigt ein Blick nach Schwerin, wo ein Trio aus Studenten der Musikhochschulen in Rostock und Hamburg gerade ihre ersten professionellen Aufnahmen gemacht hat.
Es sind ihre ersten Aufnahmen in einem professionellen Tonstudio - vertieft und fokussiert spielen Tony Enders am Schlagzeug, Mathis Marks am Bass und Jacob Eckert am Flügel eines ihrer Stücke ein. Enders wirft seinen Mitmusikern nur einen Blick zu und schon geht es in den nächsten Songteil.
Mit dem letzten Abschlag kommt das Trio aus dem Aufnahmeraum. Eckert ist erstaunt, wie lang der Song dieses Mal geworden ist: "In den Proben war der immer kürzer. Jetzt ist er bei acht Minuten oder so. So lang war der eigentlich noch nie!"
"Man kann tolle improvisierte Momente nicht einfach herzaubern"
Marks greift zu seiner Kaffeetasse und macht es sich auf der Couch in der Studio-Regie gemütlich. "Wir improvisieren sehr viel - was im Studio natürlich spannend ist, weil man so tolle improvisierte Momente nicht einfach herzaubern kann", erzählt der Bassist. "Das macht die Arbeit hier sehr interessant, weil es nicht wie so am Fließband ist, sondern man gucken muss, dass die Magie entsteht."
Seit drei Jahren spielen die Studenten der Musikhochschulen Rostock und Hamburg gemeinsam als Jazz-Ensemble Triotop. "Es ist eine Mischung aus Jazz mit Einflüssen von Pop und Rock, was natürlich dem geschuldet ist, dass wir alle unterschiedliche Hintergründe haben", erklärt Pianist Eckert. "Ein bisschen Weltmusik und Filmmusik-Elemente sind auch drin."
Inspiriert von Chick Corea, Miles Davis und Brad Mehldau
Eckert komponiert zunächst die Grundlagen. Dabei lässt sich der Pianist von Jazz-Größen wie Chick Corea, Miles Davis oder auch Brad Mehldau inspirieren. Später arbeitet das Trio dann am Arrangement und verfeinert die Musik. Die besten Kompositionen werden auf ihrer Platte zu hören sein. "In den Titeln geht es viel um Natur, ein bisschen Mythologie ist auch mit dabei", erzählt der Musiker.
Sein Kollege Marks ergänzt: "Ich würde sagen, dass es eher nach einem moderneren Jazz-Sound klingen wird. Man braucht sich jetzt nicht so alte Aufnahmen aus den 50er-Jahren vorstellen, es ist schon eine moderne Produktion mit moderner Technik."
"Jazz lässt auch Raum für 'Fehler'"
Im Schweriner Studio passt für das Jazz-Trio alles zusammen. "Wir kannten das Studio vorher nicht und waren dann wirklich positiv über die Ausstattung und die Möglichkeiten hier überrascht", erzählt Schlagzeuger Enders. Das Trio freut sich, dass sie die Aufnahmen in Schwerin machen können und dafür nicht nach Hamburg oder Berlin fahren müssen.
Jazz ist für die drei jungen Musiker wichtiger Teil ihrer Persönlichkeit, eine Einstellung und auch eine Art Spielplatz der Musik. "Was mir gerade als Bassist Spaß macht, ist: Freiraum, Solo spielen, auch mal Akkorde spielen - und irgendwie viel mehr aus meinem Instrument rausholen." Der Schlagzeuger ergänzt: "Jazz lässt auch Raum für 'Fehler', sag ich mal so."
Triotop beim "see more jazz"-Festival in Rostock
Neben der Veröffentlichung ihrer Platte im Sommer stehen auch Konzerte in ihrer Heimatstadt Rostock auf dem Plan. Auf einen Termin freut sich Jacob Eckert ganz besonders: "Am 18. August spielen wir beim 'see more jazz' in Rostock. Da treten wir dann auch mit größeren Acts auf."
Das Rostocker "see more jazz"-Festival (18. bis 19. August) hat sich über die vergangenen 14 Jahre als einzigartige Jazz-Veranstaltung etabliert. Mit dabei sind internationale Ensembles, wie "Andorra" aus Dänemark und "Mammal Hands" aus Großbritannien. Wer nicht mehr bis August warten möchte, kann "Triotop" bereits am 13. Mai in Zedenick in der Uckermark erleben.