Wachgeküsst: Wie cool ist das "neue" CCH?
Legendäre Konzerte, kühler Beton, warmes 70er-Jahre-Design: Für viele Hamburger ist das Congress Center am Dammtorbahnhof ein Ort, mit dem sie sich früher identifiziert haben. Wie sieht es aus im CCH, zwei Jahre nach dem Komplettumbau?
"Es ist ein lichtdurchfluteter Raum, und man kann die Sonne aufgehen sehen im Osten und sie über den Tag verfolgen bis zum Sonnenuntergang", schwärmt Heike Mahmoud, die Geschäftsführerin des CCH. Wenn man die Eingangshalle betritt, dann ist der erste Eindruck: hell, luftig, großzügig. Auch Architekt Tim Hupe ist zufrieden: "Vor allem, weil ich gar keine Klagen höre. Das ist ein gutes Zeichen und freut uns natürlich sehr."
"Wir sind von der Größe und Modernität begeistert"
Der Blick fällt auf Rolltreppen und elegant gebogene Treppen. Von oben hängt ein verschlungenes Lichtobjekt, 250 Meter gebogener Stahl. Außerdem gibt es Check-In-Schalter wie in einem Flughafenterminal. Hier soll niemand verloren gehen. "Wir sind zum ersten Mal hier und sind schon von der Größe und der Modernität begeistert", erzählt ein Besucher. Eine Frau ergänzt: "Hier ist alles gut zu finden, auch der Service super."
Das CCH wurde wachgeküsst und wird langsam von den Hamburgern und Hamburgerinnen wiederentdeckt. "Ganz angenehm, aber ich hätte mich hier nicht wieder zurechtgefunden", meint eine ältere Dame. "Im alten Saal waren wir immer zu großen Bällen, das war wunderschön", erinnert sich ihr Begleiter.
Saal 3: Originaler Farbton wiederhergestellt
Und tatsächlich, diesen Raum gibt es noch. Heike Mahmoud knipst das Licht in Saal 3 an. Von der Decke hängen unzählige der originalen, schlanken Kannenlampen aus den 70er-Jahren, in buntes Licht getaucht. Der originale rote Farbton der Wände wurde auch wiederhergestellt. "Diese warme Farbe ist für Abendveranstaltungen hervorragend", erklärt die Geschäftsführer. "Wir haben die Bälle und die Tanzschulen auch wieder zurückgebracht."
Der alte Glanz soll wiederkehren. Viele Besucher haben nostalgische Erinnerungen an das alte CCH mit den bunten Polyester-Teppichen und dem Lavalampen-Charme, erinnern sich an Abende mit Otto Waalkes oder Jethro Tull. "Ich finde es so schön", erzählt eine Besucherin. Und raunt dann leicht verschwörerisch hinterher: "Viel besser als die Elbphilharmonie …" Größer als das Konzerthaus an der Elbe ist das CCH allemal. Der denkmalgeschützte Saal 1 hat 3.000 Plätze. Ende des Jahres wird das Herzstück des Hauses auch wieder für Konzerte geöffnet, verspricht Mahmoud. Zu sehen sind hier Backsteinwände und ockerfarbene Sitze.
Den Geist der 70er-Jahre ins Heute übersetzt
Ganz bewusst haben der Architekt Hupe und sein Team den Geist der 70er-Jahre ins Heute übersetzt: Mit modernster Technik, Nachhaltigkeit in der alten Betonhülle und mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten. Hupe vergleicht das CCH mit einem Schiff: "Das Schiff fährt jetzt, und wir brauchen da nicht mehr einzugreifen. Wir haben an alles gedacht und vorgerüstet, was man so braucht. Der Anfang von 1972 steckt hier immer noch zu großen Teilen drin. Das war so ein bisschen der Sport, die neueste Technik zu implementieren und gleichzeitig so viel wie möglich von dem Alten zu behalten."
Der Architekt nennt das CCH "quasi eine kleine Stadt, weil man hier natürlich Kunden aus aller Welt hat." Diese kleine Stadt hat 50 Säle und 8.000 Stühle. Bisher sind die Hauptkunden Fachkongresse, aber langsam kommt auch die Kultur wieder. Wie neulich, bei einem Konzert mit Hits des Filmkomponisten Hans Zimmer.