Liedsammlungen aus KZ Buchenwald liefern Erkenntnisse über Insassen
Das Lied "Die Moorsoldaten" gilt als Hymne des NS-Widerstandes in Konzentrationslagern - vor allem im emsländischen Börgermoor, wo es entstanden ist. Von anderen Liedern, die Gefangene gesungen haben, hört man eher selten.
Unter Dielen in der Pathologiebaracke oder bei der Evakuierung mitgeschmuggelt, so überlebten Liedsammlungen das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Sie mussten vor der SS versteckt werden. Das künstlerische Leben im Lager fand im Verborgenen statt. Dabei ging es in vielen Liedern nicht um das Lagerleben. Meist waren es Melodien und Gesänge, die die Gefangenen aus ihrem Alltag kannten. Aber wovon handelten die Lieder? Die Osnabrücker Musikwissenschaftlerin Christine Oeser sagt dazu: "Die Liedthemen sind natürlich mit den Genres verbunden. Wir finden viele Volkslieder, entsprechend viele Lieder, die sich mit Natur und mit Liebe beschäftigen. Wir finden aber auch Soldaten und Partisanenlieder, die über kämpferische Auseinandersetzungen singen."
Wer steckt hinter den Liedern?
Aufnahmen von damals gibt es nicht - wie die Lieder klingen können, haben 2022 Osnabrücker Musiker nachempfunden:
Doch wer waren die Personen, die diese Lieder geschrieben haben? Oeser hat sich auf die Suche gemacht. "So habe ich zum Beispiel Kontakt zu der Familie von Kasimir Stiminsky aufgenommen, einem polnischen Bergbauingenieur, der ein leidenschaftlicher Pianist und Akkkordionist war. Er hat für sich selbst die Musik als Überlebensmittel seiner Lagerhaft bezeichnet."
Selbstbestimmtes Singen war für Gefangene Form der Bewältigung
Die Musik erfüllte im Lager viele Funktionen, sowohl für die SS als auch für die Gefangenen. Für Letztere war das selbstbestimmte Singen eine Form der Bewältigung. Durch die Lieder konnten sie ihre Gefühle und Gedanken ausdrücken. Sie waren ein Hoffnungsschimmer in einer aussichtslosen Situation.