"Das wiedergefundene Licht": Als Blinder im französischen Widerstand
Die Lebensgeschichte von Jacques Lusseyran als Blinder im französischen Widerstand, erschien auf Deutsch schon 1966. Jetzt gibt es eine überarbeitete Übersetzung dieses tief berührenden Buches.
Jacques Lusseyran erzählt im ersten Drittel seiner Lebensgeschichte von seiner Kindheit und Jugend. Aufgewachsen in einer ungewöhnlich glücklichen Familie, geboren auf dem Montmartre am 19. September 1924 mit Eltern, die für ihn vollkommen waren. Mit acht Jahren wird er bei einem Unfall in der Schule so verletzt, dass er sein Augenlicht vollständig verliert. Er beschreibt, wie sein Leben sich dadurch verändert und erstaunlicherweise bereichert hat. Er konnte als Kind ungeahnte innere Welten erobern, die er als Bereicherung empfindet. Er wird einen Freund gewinnen, der ihn begleitet, sodass er weiterhin laufen, springen, sich unbeschwert durch die Welt bewegen kann. Er betont immer wieder, dass er als Kind den Verlust eines Sinnes so ausgleichen konnte, dass er es nie als Leid empfunden hat. Er nimmt über die Stimmen Menschen wahr, er bemerkt, dass eine Stimme nie täuscht. In seinem Kopf bekommen Menschen Farben. Sein Vater besucht mit ihm Konzerte:
Der erste Konzertsaal, den ich mit acht Jahren betrat, bedeutete in einer einzigen Minute mehr für mich als alle Königreiche der Legende. Der erste Musiker, den ich hier hörte (…) war ein anders Kind: Yehudi Menuhin (…) Das Betreten des Saals war die erste Episode einer Liebesgeschichte. Das Stimmen der Instrumente war meine Verlobung. Danach stürzte ich mich in die Musik wie einer, der sich im Glück wälzt. Leseprobe
Unvorstellbare Grausamkeiten im KZ
Nach der Beschreibung von Lusseyrans Kindheit und Jugend beginnt sein Bericht über den Krieg in Frankreich. Jacques und sein Freund Jean schließen sich der Résistance an. Jean sagt ihm, wie wichtig er für die geheime Bewegung ist:
"Weißt du, dass sie fast immer nur dich anschauen? Selbst wenn das schwierig ist, wenn sie über die Schulter des Nebenmannes spähen müssen. Sie glauben, du siehst sie nicht. Vielleicht tun sie es deshalb." Leseprobe
Die Gruppen, die sich mutig zum Widerstand entschlossen haben, versuchen die Bevölkerung aufzuklären über die Verbrechen der Nazis, doch es werden Verräter eingeschleust. Lusseyran wird verhaftet und in das KZ Buchenwald gebracht. Was sich in diesem Konzentrationslager ereignet, übersteigt jedes menschliche Vorstellungsvermögen, zu welchen Grausamkeiten Menschen fähig sind. Lusseyran selbst bemerkt, dass man es eigentlich nicht beschreiben kann:
Es gibt keine Wahrheit über das Unmenschliche, so wie es keine Wahrheit über den Tod gibt. Auf jeden Fall gibt es sie nicht auf unserer Seite, unter uns Menschen. Eine solche Wahrheit könnte nur, angenommen und bewahrt im Namen seines Vaters und dem unseren, für Jesus Christus, unseren Herrn existieren. Leseprobe
"Das wiedergefundene Licht": Eine mentale Kraftspende
Jacques Lusseyran hat überlebt. Das KZ Buchenwald wurde von der amerikanischen Armee befreit. Er ist später Philosophieprofessor in Frankreich und den USA geworden. Auf einzigartige Weise ist es ihm gelungen, seine schier grenzenlose Fähigkeit zum Glücklichsein und seine seelischen Widerstandskräfte zu beschreiben. 1971 ist er zusammen mit seiner dritten Frau bei einem Autounfall in Frankreich ums Leben gekommen.
Selten kann man sagen, dass man tatsächlich dankbar ist für die Lektüre eines Buches. Ich verdanke Jacques Lusseyran eine intensive mentale Kraftspende.
Das wiedergefundene Licht
- Seitenzahl:
- 334 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Aus dem Französischen von Uta Schmalzriedt, überarbeitet von Tobias Scheffel
- Verlag:
- Klett-Cotta
- Bestellnummer:
- 978-3-608-98823-9
- Preis:
- 25 €