"Artistfiction" in Kiel: Was ist Realität und was Fiktion?
An der Muthesius Kunstschule in Kiel ist derzeit die Schau "Artistfiction" zu sehen. Studierende haben sie kuratiert und fragen dabei nach dem Verhältnis von Realem und Fiktivem.
"Warum nur will sie unbedingt auf diesen kleinen, kegelförmigen Baum?" Andreas Greiner, Professor der Medienklasse, steht vor einer wuseligen Videoinstallation mit iPads und iPhones, auf denen sich seine Studentin Anne Nitzpan inszeniert. "Sie hat sich zwei Jahre mit der Fläche auseinandergesetzt und darüber auch ihre Bachelor-Arbeit geschrieben", sagt Greiner.
Das Ganze spielt auf einer einst heißdiskutierten Grünfläche in der Stadt Kiel, die durch den Bau eines riesigen Möbelhauses umgekrempelt wurde. "Sie versucht, Rituale zu erfinden, sich als Mensch neu mit dieser Art von Natur zu verbinden." Es ist ein abenteuerliches Geschehen, das Anne Nitzpan da lebendig macht. Ein Teil der Installation ist ein Stück des Bauzauns der Brache. "Das Mobile selbst besteht aus Zeltstangen des Zeltes, in dem sie dort übernachtet hat", erklärt Greiner.
Topos der Hexe neu interpretiert
Auf sorgfältig gestapelten Weißkohlköpfen brennen dunkle Kerzen. Die Installation erinnert an ein Heiligtum. Es schafft eine Art sakralen Raum, in dem sich die junge Künstlerin wie eine Schamanin bewegt. "Ich glaube, damit spielt sie ganz bewusst", sagt Greiner. "Ihr geht es schon irgendwo darum, diesen Topos der Hexe neu zu interpretieren - losgelöst von diesem düsteren Bild, sondern von diesem Menschen, der Zugang zu Erdkräften oder zur Natur hat."
Verhältnis von Fiktion und Realem
"Artistfiction" nennt sich die Schau an der Kieler Muthesius Kunsthochschule. Maxim Lewandowski, hat sie mit kuratiert. Es geht wie oft in der Kunst um das Verhältnis von Fiktion und Realem. "Wie überlagert sich beides, und inwieweit ist Fiktion überhaupt unfaktisch?", fragt er. "Manche erfinden direkt eine ersichtliche neue Realität, andere bleiben sehr nahe an der Realität, die wir im Alltag sehen."
Die Wandinstallation der südkoreanischen Künstlerin Yeil Joo besteht aus 336 talerrunden, Bitcoin-ähnlichen Gebilden. Diese hat sie an die weiße Ausstellungswand gepint. Alle sind knallrot und aus Zuckerguss. "Es geht um den süßen Traum vom schnellen Reichtum, der oft mit Bitcoin verbunden wird - und wie der quasi zerschmilzt. Die Bitcoins fallen runter - der Traum zerschellt am Boden", erläutert Lewandowski. "Der Bitcoin verkauft diese Fiktion vom schnellen Reichtum, der aber nichts mit der Realität zu tun hat."
In der Schau "Artistfiction" ist das Motiv ein Unruheort - betrachtet wie durch den Spion an einer Tür. "Es ist wie im echten Leben, wenn man als freischaffender Künstler unterwegs ist und man versucht, aus eigener Kraft eine Ausstellung auf die Beine zu stellen", sagt Andreas Greiner. "Diese Erfahrung wollten wir den Studierenden durch diese Übung ermöglichen."
"Artistfiction" in Kiel: Was ist Realität und was Fiktion?
Studierende der Muthesius Kunstschule in Kiel fragen in einer Ausstellung nach dem Verhältnis von Realem und Fiktivem.
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- Ende:
- Ort:
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Brunswiker Pavillon - Muthesius Kunsthochschule
Brunswiker Straße 13
24103 Kiel
- Hinweis:
- Dienstag bis Donnerstag: 10 - 17 Uhr
Freitag bis Sonntag: 11 - 16 Uhr