"Amadeus" in Rostock: Den erbitterten Kampf zum Klingen bringen
Hofkomponist Salieri und Ausnahmetalent Mozart verband eine hasserfüllte Konkurrenz. Das Volkstheater Rostock gibt dem Stück von Peter Shaffer die ganz große Bühne voll schriller Ausstattung und den ganz großen Gefühlen.
Rote, blaue, violette Kostüme. Schrill-bunte Perücken, lange Nasen, dicke Bäuche, üppige Kleider und viel Theaterschminke. Farbenfroh kommt die Inszenierung von "Amadeus" daher. Die Bühne ist eines verrußter Brettverschlages, in der Mitte steht ein langer Tisch, bunte Gestalten wirbeln um ihn herum, essen Kuchen. Am hinteren Ende spielt die Norddeutschen Philharmonie Rostock: Mozart.
Das Stück "Amadeus" von Peter Shaffer ist die spartenübergreifende Inszenierung dieser Spielzeit - mit Schauspielern, Tänzerinnen, Sängerinnen, und Musikern. Daniel Pfluger führt Regie: "'Amadeus' schien uns da eine sehr gute Vorlage. Das Stück dreht sich um Musik und es dreht sich um die Frage nach der Kunst." Auf dieser Ebene könne man wunderbar Emotionen zum Beispiel durch Tanz ausdrücken oder die Welt die musikalische Welt von Mozart und Salieri erlebbar machen. "Sie nicht über sie erzählen, sondern sie tatsächlich zum Klingen bringen und in ihrer Emotionalität auch verstehen."
Buchwalds Salieri hadert von Szene zu Szene
Die Hauptrollen - klar: Wolfgang Amadeus Mozart - aber vor allem sein eifersüchtiger Widersacher: Hofkomponist Antonio Salieri, gespielt von Frank Buchwald. Fast ununterbrochen steht oder sitzt er auf der Bühne. Sein Salieri hadert von Szene zu Szene mit Wut, Verlangen, Eifersucht, mit sich selbst und dem Gefühl, nicht genug zu sein, im Schatten Mozarts zu verschwinden. Durch Intrigen und Gerüchte versucht Salieri, Mozarts Karriere zu sabotieren.
Für Frank Buchwald ist diese Rolle eine sehr anspruchsvolle: "Es ist eine große Herausforderung, schon wegen der Masse des Textes, den man in den Kopf kriegen muss." Aber auch durch das Zusammenspiel von Tanz, Theater und Orchester sei es wichtig, dass stets die richtigen Stichwörte kommen.
Als Salieri führt Buchwald durch die Handlung, spricht mit dem Publikum, stellt Fragen und begrüßt sie nach der Pause. Jede seiner Gefühlsregung untermalen die grell-farbigen Kostüme , dazu kommen Wasser und Feuer auf der Bühne.
Mozart als überdrehtes, sympathisches Genie
Auf der anderen Seite - der zunächst fröhliche, ja überdreht wirkenden Mozart, der zusehends verzweifelt und verarmt. Den Mozart spielt in dieser Rostocker Inszenierung Joshua Walton: "Mozart fällt ja sehr aus der Rolle dort und ist dann teilweise auch eher so eine ungezwungener Quatschkopf, der sich mit den ganzen Gepflogenheiten und Konventionen an diesem Hof nicht sonderlich gut arrangieren kann." Daran habe er beim Spiel viel Spaß. "Ich versuche aber auch die Balance zu halten, dass er nicht zum Trottel wird. Das Publikum muss ihn schon leiden können und nicht nur nervig finden, so wie alle am Hof.“
Tanz, Schauspiel, Musik sorgen für ergreifende Momente
Mozarts Musik dagegen ertönt immer wohlklingend, zeitlos. Die Musikerinnen und Musiker der Norddeutsche Philharmonie sind fast durchgängig auf der Bühne zu sehen, dirigiert von Eduardo Browne. "Am Ende singen alle Schauspieler, Tänzer und Sänger zusammen. Das ist schon richtig berührend", sagt er. Für ihn sei das ein sehr besonderer, sehr schöner Moment, wenn alle Beteiligten gemeinsam auf der Bühne musizieren."
Mehr als zweieinhalb Stunden buntes Treiben und große Gefühle, mit "Amadeus' bringt das Volkstheater viel Leben auf die Bühne. Passend dazu sind im Foyer großformatige, skurril anmutende Bilder des Mecklenburg Malers Malte Brekenfeld aus der Nähe von Teterow ausgestellt.
Die Premiere am 18. Januar sowie die Vorstellung am 24. Januar ist bereits ausverkauft, weitere Termine für"Amadeus" am Volkstheater Rostock sind der 1. und 2. Februar.